Am 24. Januar 1847 – vor 175 Jahren – schloss der Dichter Eduard Mörike sein „Haushaltungsbuch“ ab, das er in Bad Mergentheim ein Jahr lang geführt hatte. Das besondere Ausstellungsstück, im Residenzschloss Mergentheim zu sehen, passe zum Jahresthema „Liebe, Lust und Leidenschaft“, heißt es in einer Pressemitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs. Es lasse ein anschauliches Bild der häuslichen Harmonie in jenem Jahr entstehen, als Mörike mit seiner Schwester Klara und deren Freundin Margarethe von Speeth in einem Haushalt zusammenlebte.
Ein Jahr lang habe Mörike dieses Buch geführt und mit kleinen Zeichnungen und Kommentaren zu seinen Erlebnissen verziert. Die biographischen Details und zahlreichen Zeugnisse aus dem Alltag des Pfarrers und Dichters seien der Nachwelt heute zugänglich, weil seine Tochter Fanny Hildebrand 1904 anlässlich der 100-Jahr-Feier seines Geburtstages das Werk stiftete. Seitdem werde es immer wieder erforscht und erklärt. Im Vergleich mit anderen Quellen habe die Literaturwissenschaft die Anmerkungen des Dichters lesbar gemacht und die Bilderrätsel entschlüsselt. Im Residenzschloss Mergentheim ist das Original des Haushaltungsbuchs im Mörike-Kabinett ausgestellt.
Eine komplizierte Dreiecksbeziehung
Von 1844 bis 1851 lebte Eduard Mörike in Mergentheim, gemeinsam mit seiner Schwester Klara. Hier lernte er seine spätere Frau Margarethe von Speeth kennen. 1851 heirateten die beiden in der Schlosskirche. Im Residenzschloss erinnert ein eigenes Kabinett an den Dichter Mörike in Mergentheim. Briefe und Gedichte geben Einblicke in die komplizierte Dreiecksbeziehung, die entstand, als Margarethe nach dem Tod ihres Vaters zu den Geschwistern Mörike zog. Während die beiden Frauen eine enge Freundschaft verband und Schwester Klara von einer platonischen Freundschaft zu dritt ausging, kamen sich Mörike und Margarethe von Speeth näher. Lange verschwiegen sie der ahnungslosen Klara ihre Verlobung.
Mörikes Mergentheimer Jahre von 1844 bis 1851 sind der Schwerpunkt der Ausstellung im Residenzschloss, so die Pressemitteilung. Federzeichnungen und Lithografien von Mergentheim geben Einblicke in die aufblühende Kurstadt, in der die Mörikes in einem Haus am Marktplatz wohnten. Es entstanden zahlreiche Gedichte und Fragmente, inspiriert auch von Mörikes Beziehung zu Margarethe von Speeth.
Von Mörike gesammelte Versteinerungen
Neben dem Haushaltungsbuch zeig die Ausstellung im Residenzschloss Mergentheim einige weitere originale Zeugnisse aus dem Leben des Dichters – unter anderem eine Locke, dazu Rosenkranz und Fingerhut seiner Frau Margarethe. Autographen von Gedichten und Briefen werden präsentiert, ebenso wie kostbare Ausgaben und Erstausgaben seiner Werke. Aus Mörikes Nachlass, der im Literaturarchiv Marbach verwaltet wird, sind als Dauerleihgabe Versteinerungen zu sehen, die er im Steinbruch am Trillberg in Mergentheim gesammelt hatte. Ein berührendes Exponat ist ein Brief Margarethe Mörikes, in dem sie über den Tod der Tochter Marie schreibt.
Das Residenzschloss Mergentheim ist für Gäste geöffnet. Auch Führungen werden angeboten. Es gilt die 2G-plus-Regel. Einzelheiten auf der Internetseite www.schloss-mergentheim.de. Der Schlosspark ist tagsüber frei zugänglich. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 14 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10.30 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro und für Familien 17,50 Euro. Mit Führung betragen die Preise 10, 9 und 25 Euro. Information: Besucherzentrum, Schloss 16, 97980 Bad Mergentheim, Tel.: (07931) 123060, E-Mail: info@schloss-mergentheim.de


