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BREISACH: Ein Beruf nur für Mutige

BREISACH

Ein Beruf nur für Mutige

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    Hochseilartist Falco Traber balanciert im Eifelpark Gondorf (Rheinland-Pfalz) auf einem Drahtseil in 12 Meter Höhe, während Artistin Sophia die Balancestange hält.
    Hochseilartist Falco Traber balanciert im Eifelpark Gondorf (Rheinland-Pfalz) auf einem Drahtseil in 12 Meter Höhe, während Artistin Sophia die Balancestange hält. Foto: Foto: Harald Tittel/DPA

    (dpa/lsw) Für Falko Traber ist alles Kopfsache. Ob er zu Fuß über ein in großer Höhe gespanntes Seil läuft oder auf einem Motorrad diesen Weg zurücklegt: „Angst spielt sich im Kopf ab, und dort sitzt auch der Schalter, den man umlegen muss, um nicht in Panik zu verfallen“, sagt der Mann aus Breisach bei Freiburg. „Wenn man ans Fallen denkt, fällt man.“

    Der Hochseilartist mit den leicht gelockten graubraunen Haaren und dem dichten Schnurrbart steht seit mehr als 50 Jahren auf dem Drahtseil. Rund 320 Auftritte an 160 Veranstaltungstagen meistert er nach eigenen Angaben in einem Jahr.

    Artistenfamilie

    Traber ist Teil der überregional bekannten Artistenfamilie, die ihre Geschichte nach eigenen Angaben bis zum Jahre 1512 zurückverfolgen kann. Damals soll ein Landvogt im Elsass einem Joseph Traber die Erlaubnis erteilt haben, als Hochseilartist durch die Lande zu ziehen. „Offiziell und ohne Unterbrechungen steht unsere Familie seit 1799 auf dem Hochseil“, sagt Traber.

    Er und seine zwei Söhne sind mittlerweile die einzigen noch aktiven Traber-Artisten. Der 56-Jährige ist stets ohne Sicherung unterwegs: „Das macht einen echten Künstler aus“, sagt Traber. Er ist überzeugt, dass er mit Sicherung unkonzentrierter, ein Sturz damit wahrscheinlicher wäre. „So ist man sich der Gefahr bewusst, man spürt das echte Leben und merkt, wie man am Leben hängt.“

    Dadurch würde er generell bewusster leben und jeden Tag als Geschenk sehen. Auch seine Arbeit sieht er als Erfüllung und Geschenk: „Ich mach das nie zum Scherz und auch nicht, um etwas zu beweisen.“

    Natürlich seien die Begeisterung des Publikums und der Applaus wichtige Bekräftigungen seiner Arbeit. Aber der Ruhm gebühre der Figur auf dem Seil, die er darstelle, nicht ihm selbst. Er liebt es, das Publikum zu faszinieren, so Traber. Doch, was er wirklich zeigen wolle, sei, wozu Menschen fähig sein können und wie man die menschliche Angst überwinden kann.

    Rückschläge

    Doch die Arbeit ist nicht frei von Rückschlägen. Vor zehn Jahren stürzte Trabers Neffe, Johann Traber junior, vom Seil in die Tiefe, als ein Mast umknickte. Er überlebte schwer verletzt. „Das war sehr schlimm für uns alle“, erzählt Falko Traber: „Doch aufhören konnte ich nicht, und um den Schock zu überwinden, wusste ich, ich muss sofort wieder aufs Seil.“

    Zehn Jahre zuvor hatte er bereits den tödlichen Sturz seines Artisten-Partners Lutz Schreyer erlebt. Auch damals konnte und wollte Traber nicht ans Aufhören denken. Mittlerweile hält er auch Vorträge über Motivation und den Umgang mit der Angst. „Nicht nur auf dem Seil ist Balance halten wichtig“, sagt der Künstler. Natürlich müsse man jede Eventualität beachten und dürfe sich nicht unnötig in Gefahr bringen. Trotzdem müsse man auf sich selbst vertrauen und positiv denken.

    Diese Einstellung möchte er auch an seine beiden Söhne weitergeben. Wie er selbst wurden die beiden zu ihrer Taufe mit fünf Monaten in einem Körbchen über das Seil getragen. „Für mich kam kein anderer Beruf infrage“, sagt Fernando Traber, mit 18 Jahren der jüngste aktive Spross der Trabers.

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