Der Synagogenförderverein „die schul“ hatte einen nicht alltäglichen Besuch aus der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Dortmund. Diese hat dort über 2500 Mitglieder. Wolfgang Polak, Vorstandsmitglied der dortigen Gemeinde und Friedhofsbeauftragter der jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, nutzte die Urlaubszeit im Taubertal zusammen mit seiner Tochter für einen Abstecher nach Wenkheim, wo es bis 1938 eine jüdische Gemeinde gab. Deren Synagoge entging der Zerstörung in der Pogromnacht und wurde vor über 30 Jahren restauriert und als Gedenkstätte eingerichtet.
Wolfgang Polak, geboren 1935, floh mit seiner Familie beim Pogrom 1938 nach Holland. Dort gelang es der Familie nach 1940, in Verstecken zu überleben. 1959 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Der Vater nahm seinen alten Beruf als Kaufmann wieder auf. Sein Sohn Wolfgang erlernte ebenfalls den Beruf eines Kaufmannes und gründete eine Familie.
Der frühere Ortsvorsteher Walter Schmidt, Mitglied des Vereins „die schul“, gab den Gästen aus Westfalen im Rahmen einer Führung Hinweise über die frühere jüdische Gemeinde und über das Konzept zur Restaurierung des ortsbildprägenden Gebäudes und zum derzeitigen Nutzungskonzept. Wolfgang Polak war von der Arbeit des Vereins „die schul“ ebenso beeindruckt, wie von den Ausstellungsgegenständen im kleinen Ausstellungsraum im Obergeschoss, auf der Empore und im Gebetsraum. Großes Interesse fand auch die Mikwe im Keller des Gebäudes. Er freute sich besonders darüber, dass in Wenkheim die Erinnerung an ein Stück deutscher Geschichte aufrechterhalten wird und auch junge Menschen, Schüler und Schülerinnen, regelmäßig zu Besichtigungen kommen.
Im Anschluss ging es zum jüdischen Friedhof, der als Bezirksfriedhof für Wenkheim selbst und die umliegende Gemeinden diente. Überrascht war Wolfgang Polak von der Größe des Friedhofes. Besonders beeindruckten ihn und seine Tochter die Atmosphäre auf diesem weit draußen liegenden Areal mit mehreren hunderten Grabsteinen, die bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückdatieren.
