Mal eben ein paar Bahnen im Sportbad ziehen oder im Solebad chillen – Besucher der Solymar-Therme in der Badestadt können dabei einen Prominenten neben sich entdecken. Thomas Berthold, Fußball-Weltmeister von 1990, wird hier nämlich in nächster zeit häufiger zu Gast sein.
Er sieht fast noch so aus wie vor 25 Jahren. Damals sicherte sich die deutsche Nationalmannschaft in Rom die Weltmeisterschaft. Mit dabei war Thomas Berthold, seinerzeit beim AS Rom unter Vertrag. Von dort führte ihn der Weg zum FC Bayern München, nach Querelen mit Trainer Erich Ribbeck wechselte er zum VfB Stuttgart. Seine Karriere beendete er in der Türkei. „Mein größter Fehler war es, zu den Bayern zu gehen“, sagt er heute. „Ich hätte in Italien bleiben sollen.“ Das Land war damals fußballerisch am weitesten entwickelt, „so wie heute Spanien“. Und die Finanzen? „Sind ein anderes Thema“, sagt Berthold.
Doch nicht nur in der Vergangenheit bewegt sich der locker auftretende Ex-Fußballer, der mit seiner Familie seit zehn Jahren im Taubertal, genauer gesagt in Lindelbach, lebt. „Eine Supergegend mit einer tollen Gastronomie. Und guten Wein gibt?s hier ja auch.“ Das ist dann auch das Stichwort für die Markelsheimer Weinkönigin Eileen Staudt. Sie überreicht Berthold eine Flasche 2012er Schwarzriesling-Spätlese, ihren Königinnen-Wein. Und Berthold outet sich als Freund eines guten Rotweins. „Gelegentlich auch ein Zigarre“, sagt der Vegetarier, der seit sechs Jahren bewusst auf Fleisch verzichtet. „Mir fehlt da nichts.“
Den Weg in die Therme bahnte ein Treffen mit einem „alten Kumpel“, berichtet Berthold. Die Rede kam auf das Triathlon-Event in Frankfurt. „Da machen wir mit“, sagte Berthold im Spaß. Die Idee gedieh, und aktuell bereitet sich der 50-Jährige auf den Triathlon Mitte August im Allgäu vor. Durch Freunde und Bekannte kam der Kontakt mit Marie Issing, Marketingleiterin der Solymar-Therme, zustande. Die sponsert die Triathlon-Aktivitäten Bertholds. „Es ist ein schönes Bad“. Am Freitagvormittag zog er seine Bahnen im Sportbad. „Nachher geht?s noch zur Entspannung ins Solebad.“
Seit März trainiert der Geschäftsmann. Mit zwei koreanischen Partnern will er demnächst eine Firma gründen. Die Vorarbeiten sind geleistet, importiert werden sollen LEDs aus Südkorea. Das Büro ist in Frankfurt, „da werde ich auch umziehen müssen“. Angedacht ist das für Anfang/Mitte nächsten Jahres. „Dem Taubertal bleibe ich aber verbunden, es ist ja kein weiter Weg.“ Auch als Fußball-Experte ist er fürs Fernsehen tätig, zur Zeit ist er häufiger zu sehen, denn das WM-Jubiläum ist Thema vieler Talk-Runden.
„Fit bleiben, das Geschäftliche hat Vorrang“, sagt er dann auch zu seiner Zukunft. Und deshalb will er „nicht auf zu vielen Hochzeiten tanzen“. Das Fußballspielen ist ihm „zu gefährlich“ geworden, er kickt nur noch selten. „Das Risiko, sich eine Verletzung zu holen, die man dann wochen- oder monatelang auskurieren muss, ist einfach zu groß.“ Sein Engagement für die Mexiko-Hilfe – das Straßenkinder-Hilfsprojekt „Pan de Vida“ entstand im Zug der WM 1986 – aber verfolgt Berthold weiter. „Das ist mir eine Herzenssache.“
Mittlerweile leitet ein DFB-Treuhänder die Verwendung der Spendengelder. „In Mexiko werden Spendengelder besteuert, und das wollen wir natürlich nicht. Also investieren wir das Geld in die Infrastruktur, also in Gebäude, Wasser- und Stromleitungen“, erklärt Berthold. Und ja, man habe dort viel Gutes bewirkt und wolle weitermachen.
„Für das Rad-Training ist das Taubertal ideal“, stellt er fest. Das Schwimmtraining wird im Solymar absolviert. Aber Berthold will den Triathlon nicht zu verbissen angehen. „Mit einem Lächeln ins Ziel zu laufen“ hat er sich vorgenommen,, die Herausforderung anzunehmen ist ihm wichtig.
Ganz ohne Fußball geht es beim Gespräch in der Therme dann aber doch nicht. „Viel Heuchelei“ kritisiert der Ex-Profi die Branche. „Viele können nicht sagen, was sie wirklich denken.“ Überall hängen Berater mit drin, alles werde abgesprochen, Wort für Wort durchgekaut, „Antworten klingen zunehmend gleich, egal, wer was sagt“. Klare Worte von einem, der, wie sein Kritiker immer wieder betonten, die Klappe selten halten konnte.
Darauf angesprochen, lächelt Berthold sanft. Er kennt den Fußball: Mit 17 ging er als Profi zu Eintracht Frankfurt. „Mein Vater wollte, dass ich studiere. Mit 18 bin ich ausgezogen“, erzählt Berthold. Sein Abitur hat er dennoch gemacht, und „leichter gemacht wurde es mir nicht“. Die Schule durchzuziehen rät er allen Jugendlichen. „Bildung und Erziehung sind wichtig.“
Die Fußball-WM in Brasilien stuft Berthold als „sportlich schwach“ ein. Der Grund: „Die Inkonsistenz, die alle Teams an den Tag legten.“ So, wie Deutschland gegen Ghana und Algerien gespielt habe, „war nicht zu erwarten, dass wir Weltmeister wurden“. Und er ist sicher, dass das 1990er Team vom sportlichen Niveau her gesehen heute noch mithalten könnte. „Laufen mussten wir auch“, sagt Berthold und lächelt wieder.