Auf der Suche nach Geld rissen die Einbrecher die versiegelten Kuverts auf. Obwohl sie weder die Umschläge noch deren Inhalt mitnahmen, geht das Kultusministerium in Stuttgart auf Nummer Sicher und gibt für die Fächer Geschichte und Gemeinschaftskunde neue Abituraufgaben in ganz Baden-Württemberg heraus.
Der Einbruch in das Gymnasium ist laut Polizeipressesprecher Otto Neckermann Teil einer ganzen Serie ähnlicher Delikte, die in zwei aufeinanderfolgenden Nächten im Main-Tauber-Kreis begangen wurden. Dabei dürften die Täter aber nicht auf Bildung aus gewesen sein, sondern auf Geld. Rund 5000 Euro erbeuteten sie bei den Raubzügen im Bereich Niederstetten und Weikersheim. Den Sachschaden, den sie dabei anrichteten, beziffert die Polizei auf über 30 000 Euro.
Zufallsfund
Auch im Weikersheimer Gymnasium erbeuteten die Einbrecher in der Nacht auf Dienstag Bargeld. Schulleiter Kurt Heuser spricht von mehreren hundert Euro. Auf den Safe, der die Umschläge mit den Abituraufgaben samt Lösungen enthielt, dürften die Täter aber eher zufällig gestoßen sein. Es wisse nämlich kaum jemand, wo genau sich der Safe befinde, sagt Heuser. Deshalb will er auch keine weiteren Details nennen. „Normalerweise ruhen darin die Abiaufgaben sanft bis zum Prüfungstag“, erklärt der Schulleiter.
Diese Ruhe wurde in der Einbruchsnacht rüde gestört. Vermutlich in dem Glauben, die Kuverts enthielten Bares, rissen die Täter die Umschläge auf. Darin fanden sich allerdings nur die Prüfungsaufgaben. Die Einbrecher ließen Umschläge und Inhalt zurück. Für das Kultusministerium ist jedoch die Beschädigung Grund genug, neue Aufgaben an alle betroffenen Schulen auszugeben.
„Man kann ja nicht ausschließen, dass die Täter die Aufgaben abgelichtet und anderen Personen zugänglich gemacht haben“, sagt eine Sprecherin des Kultusministeriums. In diesem Fall sei eine gerechte Benotung nicht mehr garantiert. Aufgaben aus beschädigten Umschlägen zu stellen, sei schlicht ein Verfahrensfehler. Wie viele der 444 Gymnasien in Baden-Württemberg die Prüfungen in Geschichte und Gemeinschaftskunde schreiben lassen, weiß die Sprecherin nicht genau.
Kurier bringt neue Aufgaben
Jedenfalls erhalten die betroffenen Schulen am Dienstag neue Aufgaben per Kurier. Dabei handelt es sich um jene Aufgaben, die eigentlich für den Nachprüfungstermin vorgesehen waren. An diesem Termin werden Schüler geprüft, die am eigentlichen Prüfungstermin krank waren. Für den Nachprüfungstermin müssen jetzt neue Aufgaben erstellt werden. Schon seit vielen Jahren sei Derartiges in Baden-Württemberg nicht mehr vorgekommen, sagt die Sprecherin des Ministeriums.
Im Weikersheimer Gymnasium nehmen die Abiturprüfungen derweil ihren gewohnten Gang. „Am Anfang waren die Schüler natürlich ein wenig aufgeregt und fragten sich, was denn hier los gewesen sei“, schildert Schulleiter Kurt Heuser die Situation an seiner Schule. Mittlerweile sei aber wieder Ruhe eingekehrt.
Vermutlich eine Bande
Alles Weitere liegt nun bei der Polizei. Sie muss die Täter, bei denen es sich laut Otto Neckermann durchaus um eine Bande handeln könnte, dingfest machen. Allerdings gebe es bisher noch keine Hinweise auf die Identität der Einbrecher, so der Pressesprecher. Die Täter verschafften sich in Weikersheim auch Zutritt zum Hallenbad sowie zur Grundschule in der Humboldtstraße. Auch das Bildungszentrum sowie das „Kult“ und das katholische Gemeindehaus in Niederstetten verschonten sie nicht. Überall durchwühlten sie die Räumlichkeiten nach Bargeld.
Hinweise an den Polizeiposten Weikersheim unter Tel. (0 79 34) 99 47-0.