Ein Arme-Leute-Sarg in der Kapelle, eine eingelegte Kreuzotter im Zimmer - die Ausstellungsstücke erzählen im Leprosenhaus in Bad Wurzach (Kreis Ravensburg) von Aussätzigen, vom Aberglaube, vom Mittelalter. „Der Sarg im Altarraum der Kapelle steht symbolhaft für die Totenmessen, die für die Leprakranken in ihrer eigenen Gemeinde abgehalten wurden, bevor sie ins Leprosenhaus zogen“, erzählt der Vorsitzende des Fördervereins Leprosenhaus e.V., Egon Rothenhäusler. „Die Kranken mussten sich auf einen Sarg oder eine Bahre legen und ihrer eigenen Totenmesse beiwohnen.“
Auf alten Grundmauern
Das Leprosenhaus wurde laut Rothenhäusler zwischen 1250 und 1300 durch eine Stiftung der Herren von Waldburg errichtet. 1696 wurde es abgerissen und auf den alten Grundmauern neu errichtet, 1782 als Siechenhaus aufgelöst. Während der Napoleonischen Kriege diente es Tausenden österreichischen Soldaten als Lazarett. Ein Raum erinnert an die Zeit, in der das Haus eine Unterkunft für die Torfstecher des nahe gelegenen Rieds war. Daneben beherbergt es eine Ausstellung des Bad Wurzacher Malers und Schriftstellers Sepp Mahler.
Vom Aberglauben des Mittelalters kündet die konservierte Kreuzotter im nachempfundenen Zimmer eines Leprakranken: „Es hieß, wenn man sich von Schlangenfleisch ernähre, sei man gefeit vor dieser Krankheit“, erzählt Rothenhäusler.
Aufwändig restuariert
Schon bloße Schriftstücke jagen Schauer über den Rücken: In einer Vitrine stellt das Haus eine Urkunde aus, die einer jungen Frau nach Jahren im Siechenhaus bescheinigt, dass sie doch keine Lepra habe. „Sie kam mit 17 Jahren in das Haus und bei einer Nachuntersuchung sieben Jahre später stellte sich heraus, dass es ein Irrtum war“, erklärt Rothenhäusler.
191 Leprosenhäuser gab es nach Auskunft der Gesellschaft für Leprakunde in ganz Baden-Württemberg. Das Haus mit Kapelle in Bad Wurzach wurde nach Angaben des Rathauses in den 1980er Jahren von der Stadt aufwändig restauriert. Betrieben wird das Museum vom 1982 gegründeten Förderverein.