Was darf's denn sein? Riesige Lakritzschnecken, gigantische Smarties oder doch lieber gehäkeltes Eis im Becher? Für ihre Junge Abteilung hat die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe eine kleine bunte Schau zusammengestellt, die nicht nur Kindern gefallen dürfte. Unter dem Titel „Extrem süß! gemalt, gehäkelt, gegossen“ stellen neun Künstler in 30 Arbeiten ihre Sicht auf allerlei Naschwerk vor – bunt und heiter, verfremdet und überdimensioniert, einfach nur schön oder mit einem melancholischen Blick zurück. Die Ausstellung, die an diesem Freitag eröffnet wird, ist bis zum 1. April nächsten Jahres in der Jungen Kunsthalle zu sehen.
Lust auf Süßes machen Pralinen, Donuts, Eisbecher oder die täuschend echt gemalten Torten in der Konditorei von Andreas Orosz. Doch Vorsicht: Nicht alles, was lecker aussieht, ist es auch. Seien es Bilder, Objekte aus Holz, Metall, Textil oder Wolle, gemalt, geklebt, genäht oder gehäkelt: Die Künstler spielen auch immer mit Doppelbödigem. Und das orchideenartige Gebilde, das nicht in die Schau zu passen scheint, entpuppt sich als überdimensional aufgeblähtes Popcorn.
So ist in Ulrik Dannenbergs XXL-Colorado-Tüte, einem riesigen Triptychon aus Kunstharz und Acrylglas, täuschend echtes Haribo-Konfekt versteckt. Seine „happy products“ suggerieren: Süßes macht glücklich. Doch von wegen. Das Haltbarkeitsdatum ist offenbar abgelaufen, Schimmel breitet sich über Bärchen, Lutscher und Konfekt und damit auch über süße Kindheitserinnerungen des Künstlers aus, der sich selbst mit zweitem Vornamen „Happy“ nennt.
Die Riesen-Smarties oder gewaltigen Kaugummis von Uta Weber passen ohnehin in keinen Mund. Und die wollenen Eis-Kreationen von Patricia Waller sehen zwar harmlos aus, dürften bei Verzehr aber im Hals stecken bleiben.
Von dem reichlich überladenen Tisch der Kaffeeklatschgesellschaft von Stefanie Alraune Siebert Eher will der Besucher wohl ebensowenig essen. Die Installation mit lebensgroßen selbst genähten Puppen lädt zwar mit ihren vielen witzigen und hintergründigen Details gleich einem Suchbild zum langen Verweilen ein. Der Appetit dürfte einem bei der skurrilen Tischgesellschaft samt Möpsen, Katzen und Ratten aber schnell vergehen.
Kindergruppen, denen nach so viel Süßem dennoch das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, dürfen sich nach Angaben von Museumspädagogin Petra Erler-Striebel am Ende wirklich auf echt Süßes freuen. Die Besucher können auch selbst in den Aktionsräumen des Museums Szenen aus dem Kaffeeklatsch verkleidet nachspielen oder eigene Kunstwerke basteln. Den anderen bleibt nur der Weg ins nächste Café. Sie sollten dann zuvor aber einen Blick in die politisch-korrekte Küchenvitrine werfen: Da wird genauestens dargestellt, wie viele Zuckerstücke in verschiedenen Naschereien enthalten sind.