Die gemeinsame Zeitspanne reicht weit über ein halbes Jahrhundert hinaus: „Immerhin kennen wir uns inzwischen schon seit fast 60 Jahren“, verkündeten mit sichtlichem Stolz Gerhard Wobser und Inge, geborene Pöschmann. Wenn man trotzdem „erst“ am Samstag das Fest der Goldenen Hochzeit feierte, liegt dies daran, dass der Gang zum Traualtar bis zum Abschluss der Ausbildungen warten musste. Nach dem Termin beim Standesamt tags zuvor im damaligen Rathaus in Lauda gab sich das Paar am 8. April 1967 das Ja-Wort, und zwar in der Laudaer Stadtkirche St. Jakobus, in der auch der Dankgottesdienst stattfand.
Das Schicksal spielte wohl eine entscheidende Rolle, als die Familien Rudolf Wobser und Ernst Pöschmann im Herbst 1956 in neue Häuser in der Brahmsstraße einzogen. Dadurch lernten sich die jungen Menschen ein Jahr später näher kennen; die noch nicht 16-jährige Inge Pöschmann, nach der Handelsschule in der Ausbildung als Industriekauffrau, und Gerhard Wobser, kurz vor dem Abitur an der Oberrealschule in Würzburg.
Inge Pöschmann arbeitet weiter bei der Strumpfwirkerei Harzer (Faha), ehe sie danach in das Messgeräte-Werk und damit als Chefsekretärin zu ihrem späteren Schwiegervater, Rudolf Wobser, dem Firmengründer des MGW Lauda, wechselte. Gerhard Wobser studierte derweil Physik an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart – jetzt Universität – mit Abschluss 1967 als Diplom-Physiker. Mit der Assistentenstelle für Gerhard Wobser im Physikalischen Institut der TH Stuttgart, der somit seine Promotionsarbeit begann, und der Tätigkeit von Inge Pöschmann im Max-Planck-Institut in der Verwaltung bauten sie sich eine Existenz auf. Beide genossen jetzt ihre gemeinsame Zeit, auch zusammen mit Studienfreunden und ihren Familien – bis heute gültige Freundschaften. Nach der Promotion zum Dr. rer. nat. und der Übereinkunft, als Entwicklungsleiter in das Messgeräte-Werk einzutreten, zog man 1971 nach Lauda. Schnell gewann das Paar auch einen neuen Freundeskreis, besonders beim lokalen Tennisclub Rot-Weiß bei gemeinsamen Spielen. 1977 starben beide Väter im Abstand von drei Monaten, beide nur 66 Jahre alt. Gerhard Wobser zeichnete ab sofort mit seinem Bruder Karlheinz für die Leitung des Unternehmens verantwortlich.
Inge Wobser, neben den familiären Aufgaben mit der Betreuung ihrer Mutter stark in Anspruch genommen, kompensierte auch die vielen geschäftlichen Reisen ihres Mannes und dessen zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten.
In den nahezu vier Jahrzehnten der Verantwortung für das inzwischen als Lauda Dr. Wobser firmierende Unternehmen gab es neben den Erfolgen aber auch schwierige Zeiten, in denen sich echte Partnerschaft bewährte. Beide Söhne gründeten nach Studium und Berufsstart ihre Familien. Gunther Wobser, schon ab 1997 im Unternehmen Lauda tätig, fungiert seit 2003 als Geschäftsführender Gesellschafter und leitet seit dem Ausscheiden seines Vaters 2010 die Firma als einziger Vertreter der Familie. Jochen Wobser ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk, zudem inzwischen Gesellschafter beim Unternehmen.
Nach dem Ausscheiden im April 2010 als Geschäftsführer von Lauda besteht der Kontakt von Gerhard Wobser noch über den Beirat und als Gesellschafter, womit nun mehr Zeit für die vormals im Tafelladen und als Lesepatin tätige Ehefrau, die Familie sowie für einige ehrenamtliche Aufgaben zur Verfügung steht.