Die in Zeil am Main geborene Dorothea Oppelt absolvierte eine kaufmännische Lehre und übernahm die kaufmännische Leitung des Natursteinwerks Weinig in Zeil. Weinig vertrieb seinerzeit unter anderem Wetzsteine aus rotem Quartzsandstein mit dem Namen „Storch“ aus Niklashausen. Mehrfach besuchte Dorothea Oppelt das kleine Werk in Niklashausen.
Im Herbst 1945 trat der Vorbesitzer an Dorothea Oppelt mit der Bitte heran, Treuhänderin für die Firma zu werden. Zwar lehnte sie ab, pachtete aber im gleichen Atemzug die Firma. Im Februar 1946 heiratete Dorothea Oppelt Anton Hofmann. Mit ihm gemeinsam gründete sie 1947 die Natursteinwerke A & D Hofmann in Niklashausen. Gut erinnern kann sich Dorothea Hofmann noch an den Gang zum Tauberbischofsheimer Finanzamt, um die Firma eintragen zu lassen. „Das rate ich Ihnen nicht. Das ging bei den Vorbesitzern immer schief“, sagte man zu ihr. Den Rat hat Dorothea Hofmann nicht beherzigt. Im Gegenteil. Inzwischen ist aus der kleinen Wetzsteinfabrik in Niklashausen ein weltweit agierendes und geachtetes Unternehmen mit Sitz in Gamburg geworden. Seit 1990 leitet Sohn Heinrich die Geschicke. Dennoch lässt es sich die rüstige Dame nicht nehmen, hin und wieder vorbeizuschauen. Denn Dorothea und Anton Hofmann entstammen einer Unternehmergeneration, die nicht per Kontoauszug, sondern mit Herzblut ein Leben lang mit ihrer Firma verwurzelt bleiben.
Wie sehr Dorothea Hofmann mit der Firma verwurzelt ist, zeigt allein schon, dass an ihrem Ehrentag die gesamte Belegschaft antrat, um ihr zu gratulieren und ein Ständchen zu singen. Die letzte Strophe des Frankenliedes wurde sogar kurzer Hand für die Seniorchefin umgeschrieben. Den Auftritt des Knabenchors aus Sankt Petersburg genoss Dorothea Hofmann sichtlich im Kreise ihrer Familie und der Belegschaft.
„Ohne Sie wären wir alle ärmer“, Werbachs Bürgermeister Ottmar Dürr überbrachte nicht nur das Schreiben des Ministers Günther Oettinger für die Jubilarin, sondern würdigte in erster Linie ihr großes, soziales Engagement in der Gemeinde. Der Sportplatz, die Pfeiferstube, die Kirche und die Kindergärten – viele Sanierungsarbeiten waren durch die Hilfe von Dorothea Hofmann möglich. Bis heute ist die Jubilarin Mitglied im Vorstand des Vereins für Geschichte und Kultur „Der Pfeifer“.
Ihren Ausgleich findet Dorothea Hofmann bei ihren Enkeln und Urenkeln oder in der Musik. Mit 75 Jahren begann sie Klavier zu spielen. Die Leidenschaft für Italien und die italienische Sprache pflegt sie intensiv. „Erst heute morgen hat sie einen langen und korrekten Brief in italienisch geschrieben“, weiß ihr Sohn Heinrich voller Stolz zu berichten. Er überraschte seine Mutter am Donnerstag mit einem Foto aus dem Jahr 1938,das sie als kaufmännische Angestellte in Zeil zeigt. Vor ihr auf dem Tisch steht ihre Rechenmaschine, eine Walther. Und auch die hat der Sohn zu ihrem Ehrentag mitgebracht. Als ihre Enkel und Firmenmitarbeiter dann staunend vor dem kleinen Gerät standen, konnte Dorothea Hofmann nicht anders. Flink bewegten ihre Finger viele kleine Hebel. Sie löste mit ihrer Walther Rechenaufgabe für Rechenaufgabe und machte mit der Geschwindigkeit manch Taschenrechnerbenutzer heute noch etwas vor.