Vom „Pferdeflüsterer“ lernen konnten die Teilnehmer eines Körpersprache-Seminars auf dem Reiterhof von Miriam Müller in Schönfeld. Am Halfter zu ziehen, ist für ihn ein No-Go. Anspannung und Verspannung sind die Folge. „Pferde sind der Spiegel der eigenen Seele“, erklärt Hans-Jürgen Neuhauser (HJN). „Wenn ich mich klar bewege, ist auch dem Tier klar, was es tun soll.“ Er selbst führt höchsten mit drei Fingern.
„Wir arbeiten mit dem Pferd zusammen, aber zu 100 Prozent an uns“, erklärt Neuhauser. Zuerst muss der Mensch die eigenen Fehler korrigieren, an sich selbst arbeiten. „Das Wichtigste ist gegenseitiges Vertrauen und Respekt.“ Den Pferden wird nichts beigebracht: „Wenn der Mensch sich klar und deutlich artikuliert, arbeitet jedes Pferd gerne und mit Freude mit.“
In dem dreitägigen Seminar auf dem Pferdehof Wiesengrund rücken die Pferde zunächst in den Hintergrund. Am ersten Tag gibt es Mensch-zu-Mensch Training. Die Tiere müssen merken, wer der Herdenführer ist. Ohne Gewalt, ohne laute Worte. Durch ihre seitlich am Kopf sitzenden Augen haben Pferde ein weitaus größeres Blickfeld, als der Mensch. „Die können aus der kleinsten Bewegung erkennen, in welche Richtung ich mich im nächsten Moment bewege, nehmen die geringste Veränderung wahr.“ Diese Erkenntnis nutzt HJN für seine Herdenpsychologie. „Pferde lesen uns, wie ein Buch. Neben Licht, Luft, Wasser, Bewegung und Heu brauchen sie vor allem Sicherheit.“ Aufgesetztes Machtgehabe des Menschen sei destruktiv. „Hutzi-Dutzi“ ebenso.
Gudrun Bachmaier aus Kirchheim ist Neu-Pferdebesitzerin. „Wenn ich das Fohlen im Februar zu mir hole, dann will ich alles richtig machen. Dafür muss ich anfangen an mir selbst zu arbeiten.“ HJN sagt dem Pferd, was, wie und in welchem Tempo es etwas tun soll. Seine Sprache, Körpersprache, hat HJN durch intensives Training gewonnen. Der 1963 geborene Bayer besitzt derzeit selber zwölf Pferde. Vor über zwanzig Jahren hat er sein Erstes bekommen und seither viel über sich und über die Tiere gelernt.
„Wenn sich der Mensch darauf einlässt, sich selber zu entwickeln, wird er belohnt.“ Eine Belohnung ist es auch für die Tiere. Und das ganz ohne Leckerlis. „Wer sich erst ein Schnitzel um den Hals hängen muss, damit der Hund ihn beachtet, macht irgendwas falsch.“ Für HJN ist wahre Reitkunst eine Lebensphilosophie. „Ich möchte Pferde, deren Augen leuchten.“
Das geht nicht, wenn die Tiere durch falsche Körperhaltung bereits verspannt sind. HJN weiß genau, wo und wie er das Tier berühren muss, damit es lernt sich selber zu entspannen, sich neu zu richten. Neuhauser bringt den Tieren bei, sich selber zu stabilisieren, animiert zu entspannen. „Das ist bei Pferden die Volkskrankheit Nummer eins, wie bei uns Menschen Rückenschmerzen.“ Für HJN zählt das natürlich bewusste Erleben des eigenen und des Pferde-Körpers.
„Ab dem Augenblick, an dem ein Pferd dahin gehen möchte, wohin ich gehe, kann ich mit ihm arbeiten.“ Sein Leitspruch ist Programm.
Hofbesitzerin Miriam Müller ist jedenfalls angetan vom Seminar. Sie besitzt selber sieben Pferde. „Man nimmt auch immer wieder selber Neues mit, lernt stetig dazu.“
Am 23. und 24. November ist ein Kombi-Reitkurs geplant. Informationen unter: www.pferdehof-wiesengrund.de