Ende August kaufte die Firma Förster Fleisch GmbH aus Grünsfeld das Südfleischareal in Lauda. Jetzt macht die Stadt ihr Vorkaufsrecht geltend, wovon die Firma Förster Fleisch nichts gewusst haben will – und dies auch entsprechend kundtut. Das wollte Bürgermeister Thomas Maertens nicht unkommentiert im Raum stehen lassen und lud zur Pressekonferenz ein.
„Ein einfacher Blick ins Grundbuch hätte gereicht.“ Dort sei das Vorkaufsrecht bereits seit Dezember 2008 per Satzungsbeschluss eingetragen. Bürgermeister Maertens ist der Ärger anzusehen. Er kann nicht verstehen, wieso die Firma Förster Fleisch darauf beharrt, dass sie vom Vorkaufsrecht der Stadt auf das Südfleischareal nichts gewusst habe. „Hier wird meiner Ansicht nach nicht ganz ehrlich mit den Argumenten umgegangen“, sagt er. Zur Erklärung schildern er, Stadtbaumeister Tobias Blessing und Stabsstellenleiterin Sabine Baumeister detailliert den zeitlichen Ablauf der vergangenen Ereignisse.
So sei die Stadt am 22. Juni von der Firma Vion über den Verkauf der Südfleisch Lauda informiert worden. Am 5. Juli habe mit dem Geschäftsführer von Vion in Lauda ein Gespräch stattgefunden. „In diesem Gespräch haben wir unmissverständlich gesagt, dass wir den Einzelhandel in der Tauberstraße erweitern wollen und am Erwerb interessiert sind.“ Dies sei der Firma Vion auch noch einmal schriftlich mitgeteilt worden. Laut Maertens kam von Vion keine Reaktion. Am 10. Juli habe in Grünsfeld ein Gespräch zwischen Stadtbaumeister Tobias Blessing und der Firma Förster Fleisch stattgefunden, wobei die Geschäftsleitung über das bestehende Vorkaufsrecht informiert worden sei. „Zu diesem Zeitpunkt kann man ja schlecht sagen, dass die Stadt auch das Vorkaufsrecht geltend machen wird. Denn schließlich muss der Gemeinderat zustimmen“, erläutert Maertens. Außerdem habe man die Firma Förster Fleisch auf die Pläne zur städtebaulichen Entwicklung der Tauberstraße hingewiesen. Am 30. August hatte die Firma Förster Fleisch die Südfleisch gekauft. „Wir hätten das Areal auch gekauft. Aber Vion ist mit uns gar nicht in Verhandlung getreten“, schildert Maertens den Ablauf. Auch sei der Preis von 250 Euro pro Quadratmeter zu hoch gewesen, den habe man damals aber noch nicht gekannt. Kann die Stadt ihr Vorkaufsrecht durchsetzen, muss sie zu besagtem Preis in den Vertrag einsteigen.
Noch am 21. September habe man persönlich mit der Firma Förster über die Ziele der Firma gesprochen. „Da kam wenig Konkretes“, meint Maertens. Die Firma kaufte seinerzeit 6000 Quadratmeter. Für den Verkauf und die Wurstproduktion nutze die Firma aber lediglich 1000 Quadratmeter. „Was mit dem Rest passiert, ist völlig unklar“, so Maertens. An ein tragbares Konzept glaubt man bei der Stadt nicht mehr. „Vier Monate sind doch eine ausreichende Zeit, um Vorstellungen zu entwickeln“.
Laut Maertens kann Förster Fleisch den Betrieb bis zur Neuordnung des gesamten Tauberstraßenareals betreiben. Mehrfach versicherte er, dass der seit 2003 bestehende Zerlegebetrieb der Firma von all dem nicht betroffen ist, sondern Bestandsschutz habe. Nachdem der Gemeinderat Ende Oktober beschlossen hat, das Vorkaufsrecht geltend zu machen, ist jetzt die Firma Förster Fleisch am Zug. Sie muss beim Regierungspräsidium einen schriftlichen Widerspruch einlegen. Entscheidet das Regierungspräsidium zu Gunsten der Stadt, kann Förster Fleisch vor Gericht klagen.