Benjamin Eisenberg und Matthias Reuter präsentierten am Freitag Kabarett im Doppelpack. Den krönenden Abschluss markierte dann am Samstag der aktuelle Preisträger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg, Götz Frittrang. Mit seinem Programm "Götzendämmerung" begeisterte er den ausverkauften Weinhof Ruthardt und sorgte für einen gebührenden Abschluss. Das Publikum zeigte sich begeistert.
Der Bottroper Polit-Kabarettist Benjamin Eisenberg und der Oberhausener Klavier-Kabarettist Matthias Reuter schöpften auf der Kleinkunstbühne in Lauda aus ihrem großen Fundus aktueller Nummern und boxten sich durch die Themen unserer Zeit. Während Eisenberg verbale Seitenhiebe gegen Bundeswehreinsätze, Anti-Terror-Maßnahmen oder das ganz alltägliche Koalitionschaos verteilte, gab Reuter mit jazzigen Liedern am Klavier Seitenhiebe und warf mit seinen skurrilen Geschichten und Gedichten einen kritischen Blick auf die Gesellschaft.
Der gebürtige Friedrichshafener Götz Frittrang präsentierte sich am Samstag zwar weniger agil als Eisenberg und Reuter, doch das musste er auch gar nicht. Götz Frittrang punktet weniger mit Mimik und Gestik als mit der Macht seiner Worte und den treffsicheren Pointen. Während er bewusst provoziert ("Heute sind wir alle Schwaben") und noch ein erschüttertes Raunen durch den Weinhof Ruthardt schwappt, bereitet er genüsslich seine Spitze vor: "Ich weiß doch, ihr seid fränkisch geprägt. Ihr seid hier sozusagen die Palästinenser von Nord-Ost-Baden-Württemberg".
Geschirr als Währung
Doch der Auftritt des Wahl-Bambergers überzeugte nicht nur durch regionalisierte Witze, sondern bot vielmehr einen kabarettistischen Ritt durch die Zeitgeschichte. Angefangen bei den ersten Keilschrifttafeln aus dem heutigen Irak, in denen vor allem Beschwerden und Rechnungen dokumentiert seien, über die Geschichte der Römer im Schwabendland bis hin zum Bitcoin der sechziger Jahre: dem guten Geschirr.
Doch es ist nicht das gute Geschirr seiner Eltern, das er beim Ausräumen überall entdeckt. Es sind die großen Geschichten, die Frittrang interessieren. Beispielsweise die Entstehung von Zivilisationen. In der Steinzeit den ganzen Tag mit der Familie ums Lagerfeuer zu sitzen, müsse sich angefühlt haben wie nie enden wollende Weihnachten. Deshalb habe der Mensch wohl angefangen, Steinkreise zu bauen. Und daraus habe sich mehr entwickelt: Grabhügel oder Kathedralen.
Wunderbarer Geschichtenerzähler
Daneben präsentierte sich Frittrang noch als hobbymäßiger Hypochonder, Witzereißer beim digitalen Elternabend und Modellbauer, der in Kindertagen zu viel Klebstoff geschnüffelt hat. In all seinen Rollen bewies sich Frittrang als wunderbarer Geschichtenerzähler, der es ohne viel Tamtam schafft, dass sich seine Zuhörer schlapp lachen.
Mit Benjamin Eisenberg, Matthias Reuter und Götz Frittrang präsentierte Gastgeber Jochen Ruthardt zum großen Saisonfinale auf der Kleinkunstbühne ein wahres Feuerwerk der kabarettistischen Unterhaltungskunst. Weiter geht's Ende Juni 2023. Unter anderem mit Roberto Capitoni, Stephan Bauer und Matthias Tretter.