Große Militärbewegungen der deutschen und amerikanischen Kampfverbände gab es vor 75 Jahren im März und April 1945 im heutigen Kreisgebiet. Tauberbischofsheim wurde innerhalb nur weniger Tage zuerst Hauptquartier der Wehrmacht und nur kurze Zeit später das der 7. US-Armee. Die Front erstreckte sich am 31. März 1945 vom Main bis an die Tauber bei Rothenburg. Die 63. US-Infanterie Division zog Anfang April 1945 mit dem 253. Infanterie-Regiment im Landkreis Tauberbischofsheim als Besatzungsmacht ein.
Die Tauberbischofsheimer leisteten keinen Widerstand
In den Morgenstunden des 31. März 1945, dem Tag des Einmarsches der amerikanischen Truppen, wurden die Volkssturmkompanien von Tauberbischofsheim aus alarmiert, berichten ehemalige US-Soldaten und Tauberbischofsheimer Zeitzeugen. In Kenntnis der Gefechtslage zogen es die Volkssturmmänner vor, nicht anzutreten oder zumindest nicht auszurücken. Um 7 Uhr ertönte Fliegeralarm, die gegnerischen Flugzeuge überflogen jedoch nur den Taubergrund. Um 10 Uhr hörte man den ersten Geschützdonner und die Stadtbewohner hatten den Eindruck, dass der Infanteriekampf begonnen hat. Das Volkssturmbataillon Tauberbischofsheim wurde alarmiert. Zur gleichen Zeit zog die Kampfgruppe in Richtung Tauberbischofsheim ab und erhielt den Befehl, zwischen den Einheiten der 212. Volksgrenadierdivision Stellung zu beziehen.

Gegen 11 Uhr rückten die ersten amerikanischen Panzer der 7. US-Armee im Westteil von Tauberbischofsheim ein. Die Maschinengewehre der Panzer und Militärfahrzeuge waren zur Absicherung der Kolonne auf die Häuser beider Straßenseiten gerichtet. Rasch fuhren diese durch die Hauptstraße und trafen nur im Ostteil der Stadt auf schwachen Widerstand einer Abteilung aus Würzburg. Die Tauberbischofsheimer leisteten keinen Widerstand.
Sprengung der Tauberbrücke misslang
Die Wehrmachtssoldaten auf dem rechten Tauberufer wurden vom Sprait her unter Artilleriefeuer genommen. Amerikanische Infanterie schwärmte aus und besetzte das östliche Tauberufer. Die Sprengung der Tauberbrücke durch eine deutsche Pioniereinheit war durch die zu schwache Sprengladung misslungen. Bei der Zündung gab es nur zwei Stichflammen und die Brücke blieb stehen. Erst am 3. Mai 1945 wurde die Sprengladung an der Tauberbrücke durch den Pionierzug des 253. US-Infanterie-Regiments entfernt.
Durch die zahlreichen Granateinschläge wurden in der Stadt einige Häuser in Brand geschossen oder erheblich beschädigt. Eine Granate traf ein Haus in der Julius-Berberich-Straße, wobei acht Personen, die im Keller Schutz gesucht hatten, umkamen. Als am Nachmittag die Bevölkerung wieder aus den Häusern kam, konnten sie die Übermacht der amerikanischen Truppen sehen. Am gleichen Nachmittag wurden die ersten Anordnungen der amerikanischen Militärregierung durch die „Ortsschelle“ bekannt gegeben. In der Bahnhofstraße, in der Richard-Trunk-Straße und im Grabenweg wurden erste Häuser für die Unterbringung amerikanischer Truppen beschlagnahmt. In der Nacht zum Ostersonntag und in den folgenden Tagen vernahm man von Süden her fortgesetzten Geschützdonner. Von 18 Uhr bis 5 Uhr morgens durfte die Bevölkerung die Stadt nicht betreten.
Ab dem 16. April nehmen viele Firmen wieder den Betrieb auf
Am 1. April 1945 wurde das 119. US-Panzerpionier-Bataillon auf ihrem Marsch von Hardheim nach Tauberbischofsheim von Wehrmachtseinheiten bombardiert. Die Einheit blieb bis zum 2. April in Tauberbischofsheim und marschierte dann weiter Richtung Würzburg. Verbände der 63. US-Infanterie Division rückten in die Stadt ein. Einheiten des 253. Infanterie-Regiments blieben als Besatzungstruppe in der Stadt.

Der damalige Landrat Klaus Tellenbach und der Kommissar der Gendarmerie wurden von den Amerikanern verhaftet. Am 2. April 1945 verlegte die 4. US-Infanterie-Division unter dem Kommando von Generalmajor Harold W. Blakeley ihren Stab und Gefechtsstand nach Tauberbischofsheim und zog einen Tag später nach Kirchheim weiter. Bis zum 2. April wurden die in Gefangenschaft geratenen Wehrmachtssoldaten im Garten zwischen dem Haus Berberich und der Kinderschule und danach im Garten des Landratsamtes untergebracht. Ab dem 16. April 1945 „normalisierte“ sich der Tagesablauf wieder in der Kreisstadt und viele Firmen nahmen ihren Betrieb auf.
