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HEILBRONN: Liebesschlösser: „Guck mal, wie viel Hoffnung da hängt!“

HEILBRONN

Liebesschlösser: „Guck mal, wie viel Hoffnung da hängt!“

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    Auf ihre initiative hin ist die Götzentrumbrücke in Heilbronn extra für Liebesschlösser hergerichtet worden: Hans Hey und seine Frau Ingrid küssen sich vor den vielen Tausend Schlössern.
    Auf ihre initiative hin ist die Götzentrumbrücke in Heilbronn extra für Liebesschlösser hergerichtet worden: Hans Hey und seine Frau Ingrid küssen sich vor den vielen Tausend Schlössern. Foto: Foto: Marjan Murat/dpa

    Am Anfang waren es 20, inzwischen sind es mehr als 10 000: An der Götzenturmbrücke in Heilbronn haben sich Paare mit einem Liebesschloss verewigt. „Martin und Andrea“, steht darauf oder „Karin und Alex“, in manche sind Herzchen oder Blumen graviert, auf anderen steht lediglich ein Datum.

    Der Trend, ein Vorhängeschloss als Symbol dauerhafter Liebe an eine Brücke, ein Geländer oder einen Turm zu hängen, ist auch im Südwesten ungebrochen. Um Verliebten einen Ort dafür zu bieten, hat die Stadt Heilbronn besondere Gitter am Götzenturm aufgestellt. „Der Andrang ist so groß, dass wir schon darüber nachdenken, den Platz zu erweitern“, sagt eine Sprecherin der Stadt.

    Am Valentinstag, dem 14. Februar, dürften wieder neue hinzukommen. Hinter dem Liebes-Zelebrieren der Stadt Heilbronn steckt ein Pärchen, das auch nach 57 Jahren Ehe noch schwer verliebt ist: Hans Hey und seine Frau Ingrid haben 2010 zur Goldenen Hochzeit ein Liebesschloss von ihrer Tochter geschenkt bekommen. „Am Anfang haben wir überlegt: Wohin damit?“, sagt der 82-Jährige. „Ich dachte erst, das könnte man doch beim Standesamt hinhängen. Aber im Rathaus hieß es: Das wirst Du schön bleiben lassen.“

    Also machten sich Hey, seine Frau und die Stadtverwaltung gemeinsam auf die Suche nach einem guten Ort für das Liebesschloss. Die Lösung: der Götzenturm. „Das ist ein wunderschönes Ambiente, mit der Brücke, dem Neckar, einem Weg, der viel begangen wird“, sagt Hey. „Das passt alles hervorragend.“

    Die Gitter für die Liebesschlösser wurden 2010 feierlich eröffnet. „An dem Tag hat schon gleich eine ganze Reihe von Paaren ein Schloss aufgehängt.“ Seitdem feiern die Heys und mit ihnen die Stadt zweimal im Jahr die Liebe: im August am Jahrestag ihres ersten Schloss-Aufhängens und am Valentins-Tag. „Da kommt sogar ein Valentin, der Rosen verteilt“, sagt Hey, der sich immer wieder bei seinem „Schätzle“ versichert, ob er die Geschichte auch richtig wiedergibt. „Ich darf das nämlich nicht machen, weil meine Frau sagt, ich wäre zu dick und zu klein.“

    Doch nicht überall sind die Liebesbeweise so gerngesehen wie in Heilbronn. Viele Städte und Eigentümer fürchten Rost, Abrieb und eine ungleichmäßige Gewichtsverteilung. Am Stuttgarter Fernsehturm ist das Befestigen von Schlössern beispielsweise verboten. „Vereinzelt werden dennoch welche angebracht, diese werden regelmäßig mit einem Bolzenschneider entfernt“, sagt eine Sprecherin. Auch an der Alten Brücke in Heidelberg sollten keine Schlösser aufgehängt werden. Durch den Kontakt unterschiedlicher Metalle könne es dort zur Korrosion kommen, sagt eine Sprecherin. Um die Alte Brücke zu schonen, hat die Stadt einen 3,5 Tonnen schweren „Liebesstein“ aufgestellt, an dem bereits mehrere hundert Schlösser hängen. „Die Alte Brücke wird seither merklich weniger genutzt“, sagt die Sprecherin. Eine Gefahr für die Statik bestehe aber auch dort nicht. Anders in der Hochburg der Liebesschlösser: In Paris brach unter der Schlösserlast 2014 das Geländer einer Fußgängerbrücke teilweise zusammen. Im Sommer 2016 wurden Hunderttausende Vorhängeschlösser von der Seine-Brücke Pont des Arts in der Nähe des Louvre entfernt. Aber was erwidert das Ehepaar Hey möglichen Kritikern, die Liebesschlösser kitschig finden? „Ich bin ein bisschen ein Gefühlsdusel“, sagt Hey. „Ich sage: Guck mal, wie viel Hoffnung, wie viel Liebe da hängt!“

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