"Ich dachte, es ist bestimmt interessant, mal andere Verlage kennenzulernen, als die gängigen, die man in den großen Büchergeschäften sieht", meint Johanna Ehrenfried. Sabine Schreiber, mit der sie gemeinsam die Winterlese in Bad Mergentheim besucht, stimmt ihr zu: "Man findet hier Bücher, die man nicht kennt." Der Büchermarkt im Roten Saal des Residenzschlosses sei nicht wie eine große Buchmesse, die zwar auch toll seien, aber für sie als 84-Jährige mittlerweile zu anstrengend.

Sabine Schreiber schätzt den Rahmen und das Angebot der Ausstellung und der dazugehörigen Lesungen in Bad Mergentheim und verrät: "Meine Schwester lebt in Hamburg und wir schicken uns gegenseitig Bücher, wenn wir sie interessant finden" – da sollte bei den 16 unabhängigen Verlagen, die sich mit ihrem jeweiligen Programm präsentieren, doch was dabei sein.
"Das Wunderhorn" aus Heidelberg zu Gast bei der Winterlese in Bad Mergentheim
Ein solcher Verlag, der im Schloss an diesem Sonntag zu Gast war, ist der von Manfred Metzner: "Das Wunderhorn" aus Heidelberg. Dieser war 2023 einer der drei Spitzenpreisträger des Deutschen Verlagspreises. "Die Bedeutung des Preises ist sehr hoch einzuschätzen", erläutert Manfred Metzner an seinem Stand, "weil über uns berichtet wird, gleichzeitig ist es eine Befriedigung, da wir schon 45 Jahre 'durchhalten' und herausragende Buchpublikationen machen." Dieser lange Atem sei gewürdigt worden, ebenso wie die Treue zu Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzern sowie Druckereien und Buchbindern. Mit dem mit 60.000 Euro dotierten Preis könnten nun Projekte veröffentlicht werden, die Herzensangelegenheit seien, aber bisher finanziell nicht zu stemmen waren.

Der große Büchermarkt unabhängiger Verlage wird in seiner fünften Auflage von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg in Kooperation mit der Stadt Bad Mergentheim und der Buchhandlung Moritz und Lux veranstaltet. Hauptförderer ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Ariane Limberg vom Kunstministerium macht sich daher vor Ort ein Bild der Ausstellung und stellt fest: "Es ist eine großartige Messe, ein toller Treffpunkt."

Rainer Moritz von der Buchhandlung "Moritz und Lux" berichtet mit Blick auf das Jahr: "Das lief nicht schlecht, durch den Ukrainekrieg herrschte anfangs Kaufzurückhaltung", diese sei trotz angezogener Preise inzwischen nicht mehr so stark. In Bad Mergentheim hätte man am Gänsmarkt außerdem eine besondere Situation und "Befürchtungen gehabt", dass Kundschaft aufgrund der Umbauarbeiten ausbleibe. Das sei erfreulicherweise nicht eingetreten.
Winterlese: Unterhaltsam, anregend, erkenntnisreich, poetisch und abwechslungsreich
Ulrich Rüdenauer, der zusammen mit Beatrice Faßbender die Winterlese organisiert und kuratiert, zog am Abend ein zufriedenes Fazit: "Es war ein wunderbarer Tag im Residenzschloss, mit tollen Menschen aus tollen Verlagen, die teils schon öfter dabei waren, teils zum ersten Mal nach Bad Mergentheim gekommen sind. Die Winterlese ist nicht einfach nur eine Veranstaltung, sondern ein Fest, ja, fast schon so etwas wie ein Familientreffen, zu dem auch die vielen Besucherinnen und Besucher gehören: Gut 650 Buchliebhaberinnen und -liebhaber sind in diesem Jahr ins Schloss gekommen und haben literarische Entdeckungen gemacht."

Unterhaltsam, anregend, erkenntnisreich, poetisch und abwechslungsreich seien auch die von Beatrice Faßbender moderierten Gespräche und Lesungen im Götterzimmer gewesen. "Jens Wonneberger und Helmut Böttiger, Ann Kathrin Doerig und Vivian Tresch, Peter Graf und Günter Kämpf, Rainer Appel und Günther Emig stellten dort neue Bücher vor." Man hoffe, dass das Veranstaltungsformat mithilfe des Ministeriums fortgesetzt werden könne. "Ein großer Dank an alle Helferinnen und Helfer aus dem Schloss und hinter den Kulissen, an Kersten Hahn von der Stadt Bad Mergentheim und an die Buchhandlung Moritz und Lux – es war wieder mal eine große Freude und ein schöner Erfolg."


