Das Leben ist kompliziert. Durch die Rechtschreibreform sollte es ja eigentlich einfacher werden, für mich aber ist alles noch schwieriger geworden. Denn ich muss zweigleisig fahren und mal die alte, mal die neue Variante wählen. Auf der Arbeit gilt selbstverständlich die neue Rechtschreibung.
Aber wenn ich meiner Oma einen Brief schreibe, heißt es wieder „daß“. Und „muß“. Mit scharfem „S“. Denn meine Oma ist 92 und akzeptiert solche Krämpfe wie Rechtschreibreformen nicht.
In der Volksschule daheim in Schlesien hat sie vor so langer Zeit das Schreiben gelernt, und zwar richtig. Wenn ich ihr mit dem neuen Kram da komme, denkt sie, ich wolle sie ärgern. Und das will ich ja nicht.
Also sehen Sie es mir nach, wenn sich in meine Texte mal ein „muß“ einschleicht. Es bedeutet nichts anderes, als daß ich meiner Oma mal wieder einen Brief geschrieben habe. csc
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