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BADEN-BADEN: Mit Federn und Puscheln

BADEN-BADEN

Mit Federn und Puscheln

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    Auffällige Kreationen: Olivier Mauge hält in seinem Modegeschäft „Olivier Mauge Couture“ in Baden-Baden einen selbst kreierten Hut in der Hand. Ein Pferderennen ohne glamouröse Hüte ist nur die Hälfte wert – zumindest für Olivier Mauge. Der Hutmacher stattet für die Renntage in Baden-Baden die Reichen und Schönen aus.
    Auffällige Kreationen: Olivier Mauge hält in seinem Modegeschäft „Olivier Mauge Couture“ in Baden-Baden einen selbst kreierten Hut in der Hand. Ein Pferderennen ohne glamouröse Hüte ist nur die Hälfte wert – zumindest für Olivier Mauge. Der Hutmacher stattet für die Renntage in Baden-Baden die Reichen und Schönen aus. Foto: Foto: Rolf Haid

    (lsw) Ein Pferderennen ohne glamouröse Hüte ist nur die Hälfte wert - zumindest für Olivier Maugé. Der Hutmacher stattet für die Renntage in Baden-Baden die Reichen und Schönen aus. Damit das noch lange so bleibt, hofft er auf Kate.

    Federn und Flitter müssen sein. Olivier Maugé zieht einen Karton aus dem Regal und wühlt darin herum. Zwei goldgefärbte Federn fallen heraus und ziehen ein rotes Band hinter sich her. Maugé greift zu einem weißen Netzgeflecht. „Das haben wir neulich auf dem Flohmarkt gefunden“, erzählt er und fummelt es an den ausladenden Basthut, der auf einem Kunstkopf sitzt. Ein kurzer Blick, dann zieht er es wieder herunter und zaubert aus der Kiste ein schwarzes Netz hervor. „Ich bin eigentlich kein Hutmacher im klassischen Sinn, sondern Hutverschönerer“, sagt er mit einem Lächeln.

    Seine Werkstatt liegt über seinem Laden in der Baden-Badener Einkaufsmeile. Klassische Hutmacher gibt es in Deutschland höchstens noch im Trachtengewerbe. Ansonsten ist die Konkurrenz viel preisgünstiger, vor allem aus Fernost. Olivier Maugé greift auch auf ihre Angebote zu und peppt sie auf. Sein Werk nimmt langsam Gestalt an. Mit Nadeln befestigt er Netz, Federn und Plüschteile. Sie werden später von seinen Angestellten festgenäht. Bis zu zehn Beschäftigte arbeiten für Maugé, der seinen Kundinnen auch die passende Garderobe für ihre jeweiligen Kopfbedeckungen anbietet.

    Männer bringen Hut nach vorne

    „Der Hut muss immer einen Gegenpol bilden: Bunte Kleider, schlichter Hut – schlichte Garderobe, auffällige Akzente oben. Sonst wird es ganz schnell Karneval.“ Olivier Maugés „Weihnachtsgeschäft“ sind die Renntage. Dafür hat er einen Salon an der Rennbahn eingerichtet. „Einige Frauen bestellen jetzt schon ihre Hüte für die Saison. Viele entscheiden sich aber auch erst kurz vorher, wenn sie sehen, dass die anderen Zuschauer Hüte tragen.“

    Hochzeiten und die Cabrio-Saison lassen die Kasse ebenfalls klingeln. Auch der Klimawandel spielt den Hutmachern in die Hände. „Es kommen immer mehr Männer, die sogar von ihrem Arzt einen Hut angeraten bekommen, damit ihnen die Sonne nicht so stark auf die Glatze scheint“, erzählt Maugé. Als gutes Zeichen wertet er den Modetrend bei jungen Männern, die kleine Kappen tragen. „Zu unserer großen Überraschung sind sie es – und nicht die jungen Frauen – die zurzeit den Hut nach vorne bringen.“ Gute Zeiten also für Hutmacher. „Die Umsätze steigen, die Ladeninhaber sind zufrieden“, berichtet Bundesinnungsmeisterin Gerlinde Götte aus Essen. Dennoch bleibt es ein Nischengeschäft.

    Etwa 200 Modistenbetriebe gibt es nach Schätzungen des Verbandes in Deutschland, etwa die Hälfte von ihnen bildet aus. „Wenn es 100 Lehrlinge sind, dann ist es viel.“ Als Huthochburgen gelten die Küste und Süddeutschland. „Bei uns sind Hutmacher fast flächendeckend vertreten“, sagt die baden-württembergische Obermeisterin Kornelia Edelmann, die in Ravensburg einen Laden führt.

    „Hüte sind gefragt, wegen der Gesundheit oder einfach, weil sie schön sind und Aufsehen erregen.“

    Etliche Geschäfte wie Hut-Hanne in Stuttgart, Hutatelier Lang in Walldürn oder Hut-Konrad in Mannheim können auf lange Traditionen zurückblicken.

    Hinzu kommen junge Talente wie die 28 Jahre alte Gräfin Diana Gräfin Bernadotte (28), die im Herbst ein zweites Hut-Atelier in der Konstanzer Altstadt eröffnet hat. Der Adel spielt für Olivier Maugé bei der Hutmode eine wichtige Rolle. „Lady Di hat damals einen regelrechten Boom ausgelöst. Und selbst Camilla zeigt, dass sich mit einem Hut viel retten lässt“, fügt er mit süffisanten Lächeln hinzu. „Ich bin so froh, dass William jetzt seine Kate heiratet.“

    Schaulaufen der Schönen

    Nicht umsonst zählt England zu den führenden Hutnationen. Die asymmetrischen Kreationen des Modeschöpfers Pilip Treacy sind ab 3000 Euro aufwärts zu haben. Davon kann Maugé nur träumen. „In Deutschland liegt die Schmerzgrenze bei etwa 1000 Euro.“ Die Hut-Tradition fehlt ebenso wie der Garderobenzwang. Dabei lebt eine Veranstaltung wie die Rennwoche doch auch vom Schaulaufen der Schönen und Reichen. „Vielleicht fehlt es vielen auch an Mut“, sagt Maugé.

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