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TENINGEN: Null-Energie-Käse mit Solarproduktion und Biogas-Anlage

TENINGEN

Null-Energie-Käse mit Solarproduktion und Biogas-Anlage

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    Eigen-Strom: Martin Buhl posiert in Teningen (Baden-Württemberg) in seiner Bio-Käsemanufaktur für den Fotografen. Er will Null-Energie-Käse produzieren.Foto: Patrick Seeger
    Eigen-Strom: Martin Buhl posiert in Teningen (Baden-Württemberg) in seiner Bio-Käsemanufaktur für den Fotografen. Er will Null-Energie-Käse produzieren.Foto: Patrick Seeger

    Fast jeder fünfte Betrieb in Deutschland produziert auch eigenen Strom. Ein Unternehmer aus dem Schwarzwald hat ein ehrgeiziges Ziel: „Nullenergiekäse“ - mit Solarenergie und einer Molke-Biogasanlage.

    Für Martin Buhl war es eine 180-Grad-Wende: Zehn Jahre lebte er in Berlin und richtete Diskotheken ein. Heute ist der 46-Jährige Besitzer einer großen Bio-Käsemanufaktur im Schwarzwald und hat Großes vor: Buhl will mit seinem Betrieb in Baden-Württemberg „Null-Energie-Käse“ produzieren, mit Biogas und Solarenergie seinen kompletten Strombedarf decken.

    Im Trend

    Damit liegt der Käser im Trend, immer mehr - auch kleinere - Unternehmen setzen auf eigene Energie. Aber nur wenige gehen dabei so weit wie der Unternehmer aus Teningen. Der 18-Mann-Betrieb Monte Ziego verarbeitet fast ausschließlich Ziegenmilch zu Brie, Camembert, Frischkäse und Feta - mit Curry, Honig oder Knoblauch als weitere Bio-Rohstoffe.

    „Bei Bio erwartet der Verbraucher auch, dass der Verarbeitungsbetrieb ökologisch arbeitet. Da gehört Energie aus Erdöl einfach nicht dazu, auch wenn es billiger ist“, sagt Buhl. Finanziell lohnt sich das für ihn nur, weil er Förderungen erhalten hat. 400 000 Euro hat die Biogas-Anlage gekostet, fast ein Viertel der Investitionen in die kleine Käserei.

    Auch andere Unternehmen wollen unabhängiger werden: „Immerhin 18 Prozent aller Firmen in Deutschland produzieren selbst Strom“, sagt Energie-Experte Jakob Flechtner vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Die Mehrheit setze dabei auf erneuerbare Energien. Aber: „Nur zwölf Prozent der Unternehmen decken mit der Eigenproduktion mehr als 30 Prozent ihres Bedarfs ab, 62 Prozent produzieren nur bis zu drei Prozent ihres Stroms“, sagt er.

    Eigene Energie-Versorgung bei Betrieben gibt es schon lange: „Das waren traditionell aber eher große Unternehmen, zum Beispiel mit Kohlekraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung“, sagt Flechtner. Neu sei, dass immer mehr kleinere Firmen erneuerbare Energien einsetzen. „Die Investition in Eigenerzeugung kann sich für Unternehmen rechnen, weil sie gewisse Strom-Umlagen nicht zahlen müssen. Gleichzeitig tragen sie damit aber auch zur Energiewende bei.“

    Links neben der Käsefabrik in Teningen ragen vier große Tanks in die Höhe: Buhls Molke-Biogas-Anlage, ein Modellprojekt. „Wir haben Anfragen aus der Mongolei, Italien, Frankreich“, sagt der 46-Jährige. Die Anlage wird mit Molke betrieben, sozusagen dem Wasser, was der Milch beim Käsen entzogen wird. „Bakterien zersetzen die saure Flüssigkeit und produzieren Methan“, erklärt Buhl.

    130 Tonnen

    Gerade kleine Käsereien sind nach Buhls Angaben selten geworden: „98 Prozent gehören zur Großindustrie“, sagt er. In einem Jahr produziere seine Käserei 130 Tonnen Ziegenkäse und verarbeite 700 000 Liter Ziegenmilch. Das reiche, um eine der größten Bio-Manufakturen zu sein, sei aber nur „eine Vormittagsproduktion in der Industrie“.

    Das Käsemachen hat Buhl sich beigebracht, als er in den Schwarzwald kam. „Das ist nicht schwer. Die Kunst ist, dass der Käse gut und auch immer wieder gleich schmeckt.“ Vor sechs Jahren hatte er selbst noch eine kleine Ziegenherde, heute kauft Buhl die Milch von Bauern dazu. „Klar vermisse ich die Tiere, aber man kann eben nicht alles haben.“

    Noch nicht am Ziel

    Noch ist Buhl nicht am Ziel: Rund 70 Prozent des Strombedarfes deckt er mit Biogas und Solar. Je nach Verbrauch muss er manchmal Strom dazukaufen. Dann kann er wieder Strom ins Netz einspeisen, denn die Molke-Biogasanlage produziert rund um die Uhr Strom, aber in der Fabrik wird nicht 24 Stunden gearbeitet. „Wir arbeiten an den 100 Prozent“, sagt Buhl - bleibt aber realistisch: „Wenn die letzten fünf Prozent so viel kosten wie die Käserei, dann lohnt es sich nicht mehr. Es muss ökologisch und wirtschaftlich sein.“

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