Ein Schrank, der die Sonne verdunkelt, ist Sabrina Kolb nun wirklich nicht. Die 32-Jährige aus Tauberbischofsheim sieht groß, schlank und sportlich aus. Doch unter dem Fitness-Outfit stecken eindrucksvolle Muskeln. Die sieht man aber nur auf den Fotos von den Wettbewerben, die Sabrina Kolb stolz vorzeigt. Mitte Mai wurde sie in der Kategorie „Frauen Fitness Figur“ in Wiesloch deutsche Vizemeisterin.
Sabrina Kolb hat den zu ihrem Sport passenden Arbeitsplatz: Im Fitnessstudio Fit & Fun in Tauberbischofsheim ist sie als Trainerin tätig. Ihren erlernten Beruf als Maschinenbauingenieurin hat die 32-Jährige zugunsten ihres Hobbys an den Nagel gehängt. Wenn sie erzählt, wie anstrengend die Vorbereitung auf einen Fitness-Wettbewerb ist, wird diese Entscheidung verständlich. Zwölf Wochen lang lebt die Sportlerin dann nach einem strengen Ernährungsplan. „Es gibt eigentlich nur Pute, Fisch und Gemüse“, sagt Sabrina Kolb. Ziel dieser Diät ist eine Reduzierung des Körperfettanteils bei gleichzeitiger Erhaltung der Muskelmasse. Gar nicht so einfach, wenn man sich in den Tiefen der Sportlerernährung nicht auskennt. Zum Glück hat Sabrina Kolb einen professionellen Helfer an ihrer Seite. Boris Göbel, Besitzer eines Fitnessstudios in Wertheim und selbst erfolgreicher Bodybuilder, unterstützt die 32-Jährige bei ihren Vorbereitungen.
Neben dem Training mit Gewichten läuft Sabrina Kolb auch viel. Ihre sportlichen Erfahrungen reichen vom Tennisspielen über Leichtathletik bis hin zum Basketball. „Ich habe schon immer gerne Sport gemacht“, erklärt die 32-Jährige, die in Bad Mergentheim geboren wurde und in Igersheim aufwuchs. Doch es war in Spanien, wo sie schließlich zum Fitnesstraining kam. Sabrina Kolb arbeitete dort zwei Jahre lang als Maschinenbauingenieurin und spielte in ihrer Freizeit Basketball. Nebenbei trainierte sie auch im Studio, wo andere Sportler sie ermutigten, auf Wettbewerbe hin zu trainieren. „In Spanien ist dieser Sport viel populärer als bei uns“, erklärt sie. Bereits dort sammelte sie Erfahrungen bei verschiedenen Wettbewerben und gewöhnte sich an die harte Disziplin bei der Vorbereitung. „Es ist genau geregelt, um wieviel Uhr ich wieviel Gramm von welchem Lebensmittel zu mir nehmen muss“, sagt die Sportlerin. Obst und Säfte sind tabu, an Naschereien ist ebenfalls nicht zu denken. Statt dessen bis zu sechs Mal am Tag Pute, Fisch und Gemüse. Eine so eintönige Diät über viele Wochen macht den ausgeglichensten Zeitgenossen dünnhäutig – so auch Sabrina Kolb. „Der Körper wird müde, man ist schlecht gelaunt“, verrät sie. An die zehn Kilo verliert sie vor einem Wettbewerb. Aber dort Erfolg zu haben, sei alle Mühe wert, sagt Sabrina Kolb schmunzelnd. Frauen treten bei Fitness-Wettbewerben in verschiedenen Kategorien an: In der Bikini-Klasse sind die wenigsten Muskeln gefragt. Dann kommt die Klasse Fitness Figur, in der Sabrina Kolb antritt. Und schließlich gibt es auch bei den Damen Bodybuilderinnen im engeren Sinne, die ein ungeübtes Auge nur am Bikini von den männlichen Kollegen unterscheiden kann.
Beim Wettbewerb wollen sich alle Teilnehmerinnen bestmöglich präsentieren. Die Haare werden aufwändig frisiert, das Gesicht geschminkt und der Körper großzügig mit möglichst dunklem Selbstbräuner eingerieben. Je dunkler die Haut, verrät Sabrina Kolb, desto besser kommen die Muskeln zur Geltung. Auf einer Bühne posieren die Damen dann vor der Jury – von vorne, von der Seite und von hinten. Einmal im schwarzen Einheitsbikini, einmal in einem selbst gewählten, möglichst farbenfrohen. Dann gilt es, die mühsam antrainierten Muskeln fest anzuspannen. Und wer der Jury am besten gefällt, gewinnt.
Auf den Tag nach dem Wettbewerb freut sich Sabrina Kolb aus einem ganz einfachen Grund: Dann ist endlich Schluss mit der Sportlerdiät. „Ich fülle schon am Tag vor dem Wettkampf meinen Kühlschrank mit Sachen, die ich gerne esse“, erzählt sie. Pute, Fisch und Gemüse sind mit Sicherheit nicht dabei.