Das Gotteshaus der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Grünsfeld war bis in den Zweiten Weltkrieg hinein bekannt für sein außergewöhnlich schönes Glockengeläut. Es befand sich im, mit 75 Metern ungewöhnlich hohen, Kirchturm, dem dritthöchsten in ganz Baden-Württemberg nach dem Ulmer und dem Freiburger Münster. Kein Vergleich zu den Glockenschlägen, die man seit diesem Jahr nach der Renovierung des Kirchturmes höre, wie Fachleute sagen.
1942 wurden sämtliche Glocken beschlagnahmt, auch die, die im Jahr 1862 gegossen wurden. Sie wurden in den Kirchturm eingebracht, weil ein verheerender Brand am 15. April 1859 infolge eines Blitzeinschlages den Turm vollends zerstört hatte. 20 Feuerwehren mussten damals hilflos zusehen, wie der Kirchturm ausbrannte und die Glocken schmolzen. Das lässt sich in der Grünsfelder Chronik nachlesen. Hohe Leitern oder ausreichend starke Pumpen zum Löschen des Feuers gab es damals noch nicht. Doch auch bei der Beschlagnahmung 1942 ging etwas schief. Als man die große Glocke abnehmen wollte, versagte der Mechanismus der Seilwinde. Sie stürzte zu Boden und wurde schwer beschädigt. Als "schönstes Geläut weit und breit" bezeichnete Pfarrer Professor Ludwig Englert die Töne, welche nun mit moderner Technik auch in unserer Zeit wieder hörbar sind.

Am 30. März 1942 wurde dieses historische Geläut auf Schallplatte aufgenommen. Nur wenige Exemplare sind davon erhalten. Nun hat Edgar Weinmann von Wolfgang Kraft so ein Exemplar erhalten. Ein Bekannter, der Tontechniker ist, digitalisierte die Aufnahme daraufhin. Die bearbeitete Aufnahme wurde der Stadt Grünsfeld zur Verfügung gestellt, die sie auf ihrer Homepage veröffentlichte. Hier kann man sich nun vom außergewöhnlichen Klang der alten Glocken begeistern lassen. "Nach 79 Jahren kann man unsere alten Kirchenglocken wieder hören", freut sich Edgar Weinmann.
Drei Glocken fand man im Wertheimer Hafen
Die alten Glocken wurden übrigens nicht alle eingeschmolzen. Drei der beschlagnahmten Glocken fand man im Wertheimer Hafen. Anfang 1946 konnten sie wieder nach Grünsfeld überführt werden und sie versehen ihren Dienst noch heute. Hinzu kamen noch die Festtagsglocke, die 1949 durch eine von der Pfarrei ins Leben gerufene Spendenaktion gekauft werden konnte und zwei weitere Glocken. Damals, ein Jahr nach der Währungsreform und immer noch schwer vom Zweiten Weltkrieg gezeichnet, kamen dank der Großherzigkeit der Bevölkerung immerhin 4589 DM zusammen. So konnten 1952 in Heidelberg die drei neuen Glocken gegossen werden und der "schmerzhafte Verlust" war somit überwunden.
Die beim Absturz 1942 beschädigte Glocke konnte nicht wieder verwendet werden, sie war zu zerstört und wurde eingeschmolzen. Doch an ihren Klang kann man sich heute noch erinnern, dank der Schallplattenaufnahme, die nun digitalisiert wurde.