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Schluss mit dem Bimmeln

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Schluss mit dem Bimmeln

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    Heute um 24 Uhr endet endgültig seine Amtszeit: Landrat Georg Denzer
geht dann in den Ruhestand.
    Heute um 24 Uhr endet endgültig seine Amtszeit: Landrat Georg Denzer geht dann in den Ruhestand. Foto: FOTO HEIKE VON BRANDENSTEIN

    Wer ihn bei Sitzungen erlebt, von offiziellen Anlässen her kennt oder aber ihn zum Chef hat, lernt die Vielschichtigkeit der Denzerschen Persönlichkeit erst nach und nach kennen. Er kann leise sprechen, insistieren, charmant sein, aber auch so richtig deftig lospoltern. Georg Denzer ist ein Mensch mit einem Charakter, wie sie die Pauker in der Feuerzangenbowle hatten: Einer mit Ecken und Kanten, aber einer, der seine Schrullen kennt und damit gar kokettiert.

    Vom Jüngsten zum Ältesten

    39 Jahre alt war der studierte Jurist, als er 1981 gegen den heutigen Chef der Finanzverwaltung, Dieter Riempp, zum Landrat des Main-Tauber-Kreises gewählt wurde. Davor war der gebürtige Pfälzer Landesbeamter bei den Landratsämtern in Stockach und Konstanz, Hilfsreferent im Bundesministerium des Innern und Abteilungsleiter Verwaltung bei der Bereitschaftspolizeidirektion in Göppingen. 1978 dann kam er als Erster Landesbeamter in den Main-Tauber-Kreis.

    Drei Jahre Erfahrung sammelte er in "Badisch-Sibirien", bevor er damals zum jüngsten Landrat im Land gewählt wurde. Doch die Zeiten ändern sich: Heute ist Georg Denzer der dienstälteste Landrat im Land. Warum er sich nach Ablauf der ersten Legislaturperiode mit Mitte 40 wieder zur Wahl stellte und nicht nach Höherem strebte? Denzer wiegt den Kopf. "Diese Frage hat sich mir immer mal wieder gestellt, aber ich habe sie vielleicht zu wenig offensiv angegangen", sagt er. Und er gesteht: "Da hätte ich mich parteipolitisch mehr profilieren müssen." Zwar war Denzer schon vor seinem Landratsamt in der CDU, doch "die Partei habe ich nie vor mir hergetragen". Mehr als ein Landrat zu sein, hätte er sich dennoch vorstellen können. "Verkehrsminister hätte ich mir zugetraut."

    Überhaupt ist er einer, der nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gern etwas bewegt. Schiffe, Schiene oder Straße: ganz egal. Die Logistik hat es Denzer angetan. Und so wundert es nicht, dass er kurz nach dem Abitur auf die Frage, was er denn werden wolle, Außenhandelskaufmann sagte.

    Auch seine Bewerbungen sagen einiges über den Charakter des Menschen Georg Denzer aus: Bundeszollverwaltung, Bundesbahn und fast hätte er die Bundeswehrlaufbahn gewählt. "Zum Glück ist das alles nichts geworden", sagt er heute. Eine Spielzeugeisenbahn aber habe er nie besessen, räumt Denzer mit einer weitverbreiteten Vermutung auf. "Ich spiele lieber mit großen Lokomotiven."

    Was hat ihn nun bewegt, in all den Jahren als Landrat? Als Kernpunkte lassen sich Teststrecke Boxberg, Kloster Bronnbach, Autobahnzubringer und Verwaltungsstrukturreform ausmachen.

    An die Teststreckendiskussion erinnert er sich noch bis ins letzte Detail. Und bei diesem Thema kann er auch heute noch glühen. Schon als Erster Landesbeamter habe er bei einem der ersten Gespräche gesagt, dass die Mercedes-Teststrecke bei der Landbeschaffung entschieden werde. Er habe gegrübelt und die Argumente in teils schlaflosen Nächten abgewogen, um schließlich zu der Auffassung zu gelangen, dass diese Chance wahrgenommen werden müsste. Im nachhinein kritisiert er "nassforsche Bemerkungen" von Mercedes-Managern, die den Boxberger Opponenten mit dem Ausspruch "andere Väter haben auch schöne Töchter" drohten. "Das hat die Stimmung umgeworfen", so der Landrat.

    Ohnmächtiger Zuhörer

    "Ich war kein Hurra-Patriot für die Teststrecke", meint Denzer, der die bitterste Stunde seiner Amtszeit in der entscheidenden Teststreckenverhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht sieht. Das Ergebnis habe er zwar vorausgeahnt, doch wie es gescheitert sei, darüber sei er noch heute böse. "Ich lasse mich, selbst von einem Bundesverfassungsrichter, nicht gern beschimpfen, dass wir Steigbügelhalter eines Großkonzerns sind", so Denzer. Er, der Zuhörer und -schauer, musste sich das ohnmächtig anhören, ohne Gegenwehr leisten zu können.

    Die Testrecke ist heute in Niedersachsen, Kloster Bronnbach mit vielen Millionen Euro saniert und die Verwaltungsstrukturreform am Laufen. Die Eingliederung der Sonderbehörden ist für Denzer faszinierend. Jetzt ist im Hause des Landratsamtes fast alles zusammengefasst, was für Entscheidungen wie den Bau einer neuen Straße wichtig ist. "Gestalter wollen ihre Sache durchsetzen, Fachbehörden wirken durch ihre Auflagen für die Gestalter als Hemmnis", erläutert der Landrat.

    Doch morgen ist Schluss. Schluss mit dem energischen Glocke bimmeln, um die Kreisräte zur Ruhe zu rufen, Schluss mit dem Gang durch die Flure im Landratsamt. Für Georg Denzer aber ist noch lange nicht Schluss. Studieren, wie das derzeit von älteren Leuten en vogue ist, will er nicht. Doch wenn er nicht schon irgend etwas in petto hätte, auch wenn es nicht der Posten des Verkehrsministers ist, wäre das seinem Tatendrang mehr als verwunderlich.

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