(lsw) Sein Büro nennt Wolfgang Frei augenzwinkernd „Kampfzentrale“. Denn von hier aus bringt der Schornsteinfeger aus Mengen (Kreis Sigmaringen) seine ganze Branche in Aufruhr. Frei hebelt mit einem geschickten Geschäftskonzept das Schornsteinfeger-Monopol aus - zur Freude vieler Hausbesitzer und zum Ärger seiner Kollegen.
Bislang hat in Deutschland jeder Schornsteinfeger einen festen Kehrbezirk. Und jeder Hausbesitzer muss mit dem Schornsteinfeger vorlieb nehmen, der nun mal für seine Region zuständig ist. Seit eineinhalb Jahren gibt es allerdings eine Lücke im Schornsteinfeger-Monopol: Während sich die deutschen Kaminkehrer an die Bezirksgrenzen halten müssen, dürfen Schornsteinfeger aus dem Ausland überall in Deutschland arbeiten.
Viele Hausbesitzer melden sich
In diese Lücke ist Frei vorgestoßen: Er vermittelt überall in Deutschland ausländische Kaminkehrer, die den Kunden ihre Schornsteine meist deutlich billiger kehren, als der Bezirksschornsteinfeger. Dutzende Hausbesitzer melden sich jeden Tag in Freis Büro in Mengen.
„Viele sind mit ihrem Bezirksschornsteinfeger unzufrieden“, sagt Frei. Dem einen ist er zu teuer, dem nächsten zu unfreundlich. Dann stellt Frei den Kontakt her zu einem seiner 15 Kaminkehrer in Österreich, Frankreich oder der Schweiz. Mehrere hundert regelmäßige Kunden hat er schon gewonnen - die meisten in den grenznahen Regionen in Baden-Württemberg, Bayern und im Saarland.
Widerstand der Kollegen
Damit hat sich Frei nicht nur Freunde gemacht, unter seinen Berufskollegen gilt er als Rebell. Sie fürchten die neue Konkurrenz: Zwischen zehn und dreißig Prozent günstiger als die Bezirksschornsteinfeger bieten Freis ausländische Partner die Dienstleistungen an.
Ein Kamin beispielsweise wird von ihnen zu einem Pauschalpreis gereinigt, deutsche Bezirksschornsteinfeger rechnen nach Metern ab. „Solche Preise können wir nicht bieten“, beklagt Volker Jobst vom baden-württembergischen Innungsverband des Schornsteinfeger- Handwerks. Die deutschen Kaminkehrer seien an die Gebührenordnung gebunden.
Ein Schornsteinfeger aus Berlin ist vor kurzem sogar gegen Frei vor Gericht gezogen, aber die Richter gaben Frei recht. „Solange er sich auf das Vermitteln konzentriert, scheint er eine Marktlücke aufgetan zu haben“, kommentiert Jobst von der Schornsteinfeger-Innung.
Hausbesitzer seien durchaus an einem Schornsteinfeger-Wechsel interessiert, sagt Christian Michaelis, Energie-Experte bei der baden-württembergischen Verbraucherzentrale. „Der häufigste Grund ist das Unverständnis über die Gebührenordnung.“
Monopol wir 2012 aufgelöst
Aber welche Folgen es für die Kunden haben wird, wenn das Monopol wie geplant Ende 2012 ganz aufgelöst wird, sei noch offen. Denkbar sei entweder ein Wettbewerb mit niedrigeren Preisen – oder das Gegenteil. Denn mit dem Monopol fallen auch die Kehrbezirke. „Wenn ein Schornsteinfeger zukünftig durch die ganze Stadt fahren muss, kostet das Zeit und Geld.“
Wolfgang Frei kümmert sich darum im Moment noch kaum. Sein Geschäft läuft, denn solange das Monopol noch besteht, werden die Kunden bei ihm und seinen ausländischen Schornsteinfegern wohl weiter anrufen.