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STUTTGART: Schüler pflegen ihren Bahnhof

STUTTGART

Schüler pflegen ihren Bahnhof

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    Die Schülerinnen Lejla Pilica, Emine Colak, der Lehrer Werner Aldinger und der Schüler Dimitrios Vavillis (von links) der Klasse 9a der Rilke-Realschule stehen vor dem Bahnhof Stuttgart-Zuffenhausen. Die Zuffenhausener Jugendlichen haben mit dem Rest ihrer Klasse eine Bahnhofspatenschaft für den Zuffenhausener Bahnhof, die zuvor schon zwei andere Klassen der Schule hatten, mit Beginn des vergangenen Schuljahrs übernommen.
    Die Schülerinnen Lejla Pilica, Emine Colak, der Lehrer Werner Aldinger und der Schüler Dimitrios Vavillis (von links) der Klasse 9a der Rilke-Realschule stehen vor dem Bahnhof Stuttgart-Zuffenhausen. Die Zuffenhausener Jugendlichen haben mit dem Rest ihrer Klasse eine Bahnhofspatenschaft für den Zuffenhausener Bahnhof, die zuvor schon zwei andere Klassen der Schule hatten, mit Beginn des vergangenen Schuljahrs übernommen. Foto: FOTO Marijan Murat

    Der Bahnhof Zuffenhausen ist einer von rund 60 mit Paten in Baden-Württemberg. Schulklassen als Bahnhofspaten sind aber rar. Die Zuffenhausener Jugendlichen haben die Patenschaft, die zuvor schon zwei andere Klassen der Schule hatten, mit Beginn des vergangenen Schuljahrs übernommen. Behalten werden sie sie voraussichtlich bis zu ihrem Abschluss. Die Aktion ist Teil des Faches „Wirtschaft, Verwalten, Recht“.

    „Es ist sehr schön, dass die Schüler auf diese Weise Kontakt mit außerschulischen Einrichtungen bekommen“, sagt Klassenlehrer Werner Aldinger, der die Patenschaft seit sechs Jahren koordiniert. Das Projekt läuft in enger Zusammenarbeit mit der Bahn AG und der Mutter Monika Bauer, die die Patenschaft damals angeregt hat. Klar, dass nicht immer alles glattgeht, wenn ungeübte Schüler mit Farbe und Pinsel auf Wände losgehen. Ein plötzlicher Schauer machte einen Teil ihrer Arbeit wieder zunichte, außerdem gab es im Anschluss an das Streichen einiges zu putzen. „Der Boden war voll mit Farbe, den mussten wir schrubben“, erzählt Marianne (14). Was nicht so ganz einfach war, weil sie nicht genug Wasser hatten. „Als es alle war, haben wir Apfelsaft genommen“, beichtet sie unter großem Gelächter. Und doch: Gebracht hat die Aktion allen etwas. Das Zusammengehörigkeitsgefühl sei gestärkt, sind sich die Teenager einig. Wann immer der Pinsel zu kurz war, wurden die großen Schüler zur Hilfe geholt. War jemand müde, sprang ihm ein anderer zur Seite. Noch etwas nehmen die Teenies mit: „Man lernt auch Verantwortung“, sagt Pinar (14). In Gruppen schauen die Schüler jetzt nach dem Rechten und bessern nach, wo es nötig ist. Was sie freut ist, dass das Ansehen der Schule durch ihre Streichaktion und die Patenschaft gewonnen hat. „Wir bekommen sogar eine Vitrine am Bahnhof“, sagen sie stolz. Dass sie keine der Wände bunt bemalen dürfen, weil es nichts ins Konzept der Bahn passt, verstehen sie allerdings nicht so ganz. Die Reaktionen der Passanten auf ihre Streichaktion waren überwiegend positiv. „Aber es gab auch schon Leute, die die Schüler pauschal verurteilt und gesagt haben: Richtig, dass ihr das Graffiti wegmacht – ihr habt es ja auch hingemacht“, berichtet Bauer verärgert.

    Die Realschule gehört zu den Pionieren unter den Bahnhofspaten. Als zweite Gruppe in Baden-Württemberg hat sie das Ehrenamt übernommen. Heute sind die Bahnhöfe in der Region Stuttgart besonders gut versorgt – knapp die Hälfte von ihnen (34) haben bereits Paten. Bundesweit gibt es laut Bahn AG rund 600 Paten.

    Willkommenes Extra

    Für Lehrer Aldinger ist es wichtig, dass die Schüler durch die Aktion merken, was es heißt, Verpflichtungen einzugehen. „Es dauert immer eine Weile, bis sie sich eingefunden und Kontakt geknüpft haben, aber dann machen sie es eigentlich ganz gern“, sagt er. Abwechslung tue jeder Klasse gut, genauso wie die Öffentlichkeit.

    „Da ist man ein bisschen wer.“ Monika Bauer betont: „Die Schüler sehen auch, dass es Arbeit ist, etwas sauber zu halten.“ Eine wertvolle Erfahrung in ihren Augen. „Und mich freut immer, mit wie viel Spaß sie zu Werke gehen“, betont die 44-Jährige. Dass es dann manchmal auch noch Vergünstigungen bei Klassenausflügen gibt, ist nur ein Extra – aber eine durchaus willkommene Anerkennung.

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