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KARLSRUHE: Sicherheit aus Deutschland

KARLSRUHE

Sicherheit aus Deutschland

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    Hoch, höher, am höchsten: Bei der Firma Metz Aerials in Karlsruhe wird die Drehleiter von einem Feuerwehrfahrzeug ausgefahren. Hersteller aus Karlsruhe und Ulm liefern Drehleitern für die Feuerwehr in aller Welt.
    Hoch, höher, am höchsten: Bei der Firma Metz Aerials in Karlsruhe wird die Drehleiter von einem Feuerwehrfahrzeug ausgefahren. Hersteller aus Karlsruhe und Ulm liefern Drehleitern für die Feuerwehr in aller Welt. Foto: Foto: DPA

    Vor 150 Jahren waren sie Pioniere – heute sind sie Weltmarktführer: Hersteller aus Karlsruhe und Ulm liefern Drehleitern für die Feuerwehr. Der Wettbewerb hat die Konkurrenten beflügelt. Und der Nachholbedarf vor allem in Entwicklungsländern.

    In der alten Fabrikhalle holt die Daimler-Werksfeuerwehr aus Gaggenau (Kreis Rastatt) ihr neues Einsatzfahrzeug ab. Die Arbeiter bei Metz Aerials in Karlsruhe haben fünf bis sechs Wochen damit zugebracht, eine bis zu 42 Meter hoch reichende Hubrettungsbühne auf das Mercedes-Benz-Fahrgestell zu montieren und das Fahrzeug mit zusätzlicher Sonderausstattung zu versehen. Gleich daneben steht ein Scania-Fahrzeug mit einer 56 Meter langen Leiter. „Dieser Wagen geht in den Iran“, sagt Metz-Aerials-Geschäftsführer Michael Kristeller. Dort ist die Feuerwehr nicht mit Blaulicht, sondern mit Rotlicht unterwegs.

    Aufträge aus fernen Ländern sind Alltag für die 1842 von Carl Metz in Heidelberg gegründete Firma. „Zwei Drittel unserer Produktion gehen in den Export, wir leben nur zu einem Drittel von Aufträgen aus Deutschland“, sagt der Geschäftsführer.

    „Jetzt geht es in Indien sehr voran.“

    Michael Kristeller, Metz-Aerials-Geschäftsführer

    In vielen Entwicklungsländern ist noch Feuerwehrtechnik von anno Tobak im Einsatz. Doch das Umdenken hat begonnen. Gefördert wird der Bewusstseinswandel vom Internet. Wenn bei Einsätzen die Hilflosigkeit von veralteter Technik dokumentiert wird, setze das die Politik unter Druck, qualitativ gutes Löschgerät zu beschaffen, erklärt Kristeller.

    China ist schon länger ein wichtiger Markt für Metz. „Jetzt geht es in Indien sehr voran“, sagt der 49-jährige Manager beim Blick auf die Exportzahlen. Aus Kasachstan bekomme Metz jetzt schon das dritte Jahr in Folge Aufträge. „Und in Südamerika passiert auch endlich was. Das ist schon erstaunlich, was in Argentinien noch an alten Leitern im Einsatz ist.“ In Brasilien habe sich die Fußball-Weltmeisterschaft bei den Aufträgen bemerkbar gemacht. Metz Aerials liefert Feuerwehrtechnik bis nach Nordkorea – wenn es um die Rettung von Menschenleben geht, gibt es keine Einfuhrverbote.

    Die globale Nachfrage ist groß, das zeigt sich in den Zahlen des zur österreichischen Rosenbauer-Gruppe gehörenden Unternehmens. Seit 2005 hat sich der Umsatz von 33,4 auf 74,1 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr wurden 113 Drehleitern und 24 Hubrettungsbühnen ausgeliefert. Die 330 Beschäftigten arbeiten im Einschichtbetrieb, es geht familiär zu auf dem Werksgelände, wo einst Dampflokomotiven hergestellt wurden. Die Feuerwehr-Pioniere Carl Metz (1818-1877) und Conrad Dietrich Magirus (1824-1895) lernten sich noch persönlich kennen. Ihre Firmen haben sich bei unterschiedlicher Entwicklung bis heute im Blick. „Dieser besondere Wettbewerb hat den Fortschritt beflügelt“, sagt Kristeller. „Mal hat der eine vorgelegt, dann wieder der andere.“

    Die von Magirus in Ulm entwickelten fahrbaren Drehleitern sind vor allem zur Personenrettung gedacht. Hubrettungsbühnen werden bevorzugt, wenn es auf große Wassermassen in der Brandbekämpfung ankommt. Deshalb werden sie meist für den Einsatz in der Industrie angeschafft. Wie Leitern und Bühnen auf Fahrzeuge von Mercedes-Benz, MAN oder Scania aufgesetzt werden, ist standardisiert. Bei Details der Ausstattung aber haben die Auftraggeber viele Sonderwünsche.

    „Baden-Württemberger sind halt Tüftler.“

    Michael Kristeller, Metz-Aerials-Geschäftsführer

    Neben Magirus und Metz gibt es im Land einen dritten Spezialisten für Feuerwehrtechnik: Mit der Produktion von Feuerwehrschläuchen wurde Albert Ziegler (1862-1910) in Giengen an der Brenz (Kreis Heidenheim) groß. Ende 2013 wurde die Ziegler-Gruppe nach einem Insolvenzverfahren an das chinesische Unternehmen CIMC verkauft.

    Magirus gehört zum Konzern CNH Industrial, der 2013 aus der Zusammenführung von Fiat Industrial und CNH Global entstand. Ende vergangenen Jahres wurde die bisherige Iveco Magirus Brandschutztechnik GmbH in Magirus GmbH umbenannt. Mehr als 1000 Mitarbeiter sind in Ulm beschäftigt. Der Umsatz erreichte 2012 mehr als 148 Millionen Euro, und im vergangenen Jahr ging es weiter aufwärts: Der Auftragseingang stieg um 15 Prozent. Zur Jahresmitte will Magirus ein neues Kundenzentrum eröffnen, mit einer Demonstrationshalle für Fahrzeuge. „Wenn es einen Platz auf der Welt gibt, wo wir etwas wie dieses Kompetenzzentrum aufbauen können – dann ist es Ulm“, sagt Magirus-Geschäftsführer Antonio Benedetti. Die Stadt biete „eine optimale Infrastruktur, Fachkräfte und die richtige Mentalität“. In der Mentalität sieht auch Metz-Chef Kristeller eine Erklärung für die besondere Kompetenz des Südwestens in der Feuerwehrtechnik: „Baden-Württemberger sind halt Tüftler.“

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