(lsw) Sensationeller Fund auf der Schwäbischen Alb: Archäologen haben neue Teile des sogenannten Löwenmenschen gefunden. Die helle, braun-graue Figur ist eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit und wurde in der letzten Eiszeit aus einem Mammutstoßzahn geschnitzt. „Das ist ein sehr schöner Tag heute“, sagte Ausgrabungsleiter Claus-Joachim Kind am Donnerstag in Asselfingen (Alb-Donau-Kreis). Er sei begeistert von den gefundenen Fragmenten denn sie seien nicht nur von großer archäologischer, sondern auch kunsthistorischer Bedeutung.
Hunderte Kleinteile
Insgesamt haben die Forscher in zweijähriger Arbeit Hunderte kleiner Fragmente aus der 35 000 bis 40 000 Jahre zurückliegenden Epoche entdeckt. Mit einigen probierten sie, den Löwenmenschen zu vervollständigen - und es gelang auf Anhieb, so Kind. So sei es nun möglich, die fehlende rechte Seite der Figur wie auch Rückenpartien zu vervollständigen.
Zudem zeigten die Funde, dass die Figur ursprünglich größer gewesen sei als die heute vorhandenen rund 30 Zentimeter. „Es ist allerdings ein sehr zeitaufwendiges Verfahren“, erklärte der Archäologe. „Es ist wie ein dreidimensionales Puzzlespiel.“
Es könne sein, dass die Mischung aus dem gefährlichen Höhlenlöwen und einem Menschen mit Schamanentum zu tun habe. „Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis“, erläuterte Kind. Doch die Tatsache, dass bisher nur die eine Figur und keine Werkzeuge gefunden worden seien, deute auf eine religiöse Bedeutung des Ortes hin, den Sagen aus dem Mittelalter mit dem Teufel in Verbindung brachten.
Restauration mit dem Computer
Mit Hilfe von Computertomografie-Aufnahmen und einer Computersimulation werde die Figur 2012 insgesamt restauriert. Begonnen hatten die neuen Ausgrabungen in der Annahme, dass 1939, als der Löwenmensch von Robert Wetzel gefunden wurde, noch nicht alle Teile der Stadelhöhle in der Nähe Asselfingen sorgfältig erforscht wurden. 25 Meter vom Eingang der Höhle am Hohlenstein waren die Ausgrabungen schließlich von Erfolg gekrönt.
Auf der Schwäbischen Alb waren in den vergangenen Jahrzehnten in mehreren Höhlen immer wieder bedeutende Kunstwerke aus der Eiszeit entdeckt worden - so zuletzt die sogenannte Venus vom Hohlen Fels oder auch eine kleine Mammutfigur. Claus Wolf, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, sagte, die Funde könnten auch dazu beitragen, für die Höhlen der Schwäbischen Alb die Aufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe zu beantragen.