Sie sei noch in der Erkundungsphase, erklärte die Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Sabine Kurtz bei ihrem Besuch im Taubertal. "Ich will zu ihnen kommen und auch Neues lernen." Erst im Mai dieses Jahres trat sie die Nachfolge von Friedlinde Gurr-Hirsch an und will sich jetzt direkt vor Ort mit Praktikern austauschen, um die Sorgen und Nöte der Menschen besser erkennen zu können.
Auf Einladung des Stadtverbandes der Jungen Union Lauda-Königshofen besuchte sie unter anderem den Wein- und Touristenort Beckstein. JU-Vorsitzender und Stadtrat Marco Hess begrüßte neben der Staatssekretärin auch Landrat Christoph Schauder, den stellvertretenden Bürgermeister von Lauda-Königshofen Norbert Groß, Vertreter der Becksteiner Winzer eG, Karl-Heinz Sack, Bereichsleiter Badischer Weinbauverband und Weingutsbesitzer sowie Meinhard Stärkel, Leiter des Landwirtschaftsamtes Main-Tauber. Die illustre Runde tauschte sich sehr intensiv aus.
Erntejahr 2021 fast abgeschlossen
Michael Braun, Geschäftsführer der Becksteiner Winzer, berichtete, dass das Erntejahr 2021 fast abgeschlossen ist: "Wir haben ein spannendes Jahr hinter uns." Aber eigentlich sei es ein normales Jahr gewesen nach den drei heißen Sommern der Vergangenheit. Man habe dieses Jahr besonders um die Qualität kämpfen müssen, da die vielen Niederschläge und auch Frostschäden dem Weinberg zugesetzt hätten.
Landrat Schauder freute sich, dass nach "dem schlimmen Jahr 2020" wieder etwas Besserung eingetreten sei. Der Weinbau sei ein großer Faktor in der Landwirtschaft des Kreises, erfuhr die Staatssekretärin. Immerhin 700 bis 750 Hektar sind mit Reben besetzt. Schauder wies darauf hin, dass der Kreis erst kürzlich zur Bio-Musterregion erklärt wurde. Er machte aber deutlich, dass man auf eine Koexistenz von konventioneller und Bio-Landwirtschaft setzt: "Es geht nicht darum, Bio und konventionell gegeneinander auszuspielen."
Meinhard Stärkel als Leiter des Landwirtschaftsamtes informierte die Staatssekretärin, dass man im Main-Tauber-Kreis einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Ackerflächen habe, mehr als in allen anderen Landkreisen im Ländle. Von daher beobachte man genau, wie sich die Rahmenbedingungen ändern. Und die seien derzeit nicht sonderlich gut für Winzer, stellte Karl-Heinz Sack heraus. Vor allem die Pflanzenschutzverordnung und die Düngeverordnung, die erst kürzlich reformiert wurden, bereiten den Winzern Sorge.
Steillagen machen Probleme
Etwa 450 Hektar der Rebfläche liegen in Wasserschutzgebieten. Hier dürfe man zukünftig überhaupt nicht mehr mit Schädlingsbekämpfungsmitteln arbeiten, obwohl bewiesen sei, dass die mechanische Bearbeitung des Bodens diesen noch mehr stresst. Die von der Politik favorisierten Alternativen mit Fadenmäher oder Mulcher könnten vielerorts wegen der Steillagen nicht angewendet werden. Und für das in Maßen positiv wirkende Glyphosat habe man überhaupt keine Alternative. Hier sei die Forschung noch nicht so weit. Sack vermisst von der Politik Informationen an die Verbraucher, dass man zum Einsatz von Düngemittel und Herbiziden beziehungsweise Fungiziden gezwungen sei.
Bei einem Rundgang durch die Becksteiner Weinberge zeigten die Fachleute Sabine Kurtz, was sie vorher am Tisch besprochen hatten. Die Staatssekretärin war sehr einsichtig und versprach das Gehörte und Erlebte in ihre Arbeit einfließen zu lassen. Marco Hess dankte Kurtz am Ende des kurzweiligen Besuches für die Offenheit. Sie versprach, dass sie mit den Winzern im Taubertal in Kontakt bleibe, um weitere Anregungen zu erhalten.