Die Schäden in der historischen Altstadt hängen aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Sanierung des Rathauses zusammen. Der Gemeinderat Staufens hatte beschlossen, das Rathaus künftig mit Erdwärme zu heizen. Im September 2007 wurden deshalb sieben Erdwärmesonden in 140 Meter Tiefe versenkt. Einige Wochen später traten die ersten Risse an Häusern in der Nähe der Bohrorte auf. Risse, die sich nach und nach vergrößerten. „Das Areal rund um das Rathaus sinkt etwa um einen Millimeter pro Woche“, sagte Benitz.
Der von der Stadt Staufen beauftragte Sachverständige Bauingenieur Robert Breder vermutet, dass artesisch gespanntes, also unter Druck stehendes Grundwasser die Schäden verursacht haben könnte. Auf solches sei man im Rahmen der Bohrungen in 32 Meter Tiefe gestoßen. Der Druck des Wassers könne durch solche Bohrungen reduziert werden. Dann trete Wasser aus, sickere durch und die Erdoberfläche sinke ab. Ob die österreichische Bohrfirma Schuld trifft oder die Bohrgenehmigung durch das Regierungspräsidium in Freiburg voreilig erteilt wurde, könne noch nicht beurteilt werden.
Beweissicherungsverfahren läuft
Das Landgericht Freiburg hat nun das Beweissicherungsverfahren aufgenommen. Ein Scan, bei dem die sieben Erdsonden entfernt werden, soll die tatsächliche Ursache für das Absinken klären. Dies dürfte nach Ansicht von Experten weitere 30 000 Euro kosten. Die bisherigen Schäden durch das Absinken liegen bereits im deutlich sechsstelligen Bereich.
Die Staufener Bevölkerung schwankt zwischen Verunsicherung und Ärger - nicht zuletzt, weil neben den Privathäusern sowie dem Rathaus auch zwei Schulen von den Schäden betroffen sind. „Wenn Personenschäden drohen, wird die Schule geschlossen“, sagt Bürgermeister Benitz. Und: „Ich verstehe die verärgerten Hauseigentümer, aber wir haben nichts falsch gemacht.“ Das sehen nicht alle so: „Solche Löcher zu bohren ist inakzeptabel“, sagt Edeltraud Barthel, Pächterin eines Gasthauses „Die machen aus dem deutschen Staufen einen Schweizer Käse.“