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TAUBERBISCHOFSHEIM: Vier Schöne kokettieren mit dem Altern

TAUBERBISCHOFSHEIM

Vier Schöne kokettieren mit dem Altern

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    Die Schönen Mannheims: Anna Krämer, Susanne Back, Smaida Platais begeisterten mit ihrer Musik-Kabarett-Comedy-Parodie „Hormon-Yoga“.
    Die Schönen Mannheims: Anna Krämer, Susanne Back, Smaida Platais begeisterten mit ihrer Musik-Kabarett-Comedy-Parodie „Hormon-Yoga“. Foto: Foto: Ulrich Feuerstein

    „Liebe Menopausistinnen und Menopausisten“ – wenn man als Mann in den „Engelsaal“ gekommen ist, um sich von einer Damencombo unterhalten zu lassen, und – ein wenig verloren und eingeklemmt unter lauter amüsierwilligen Frauen – auf diese Weise begrüßt wird, dann wird einem schon etwas unbehaglich zumute. Kommen jetzt die berüchtigten feministischen Insider-Jokes? Jene Art von weiblichem Humor, bei dem sich das angeblich schwache Geschlecht, durch Überzahl zusätzlich ermutigt, einverständlich kringelt vor Lachen – während die wenigen Herren der Schöpfung stumm und dumm und allenfalls verlegen grinsend dabeisitzen, nichts kapieren und nur spüren, dass hier in einem fort auf ihre Kosten gelacht wird?

    Gott sei Dank war dem nicht so: Die „Schöne Mannheims“, wie sich dieses 2011 gegründete Quartett, grammatisch nicht ganz korrekt in Anlehnung an eine Männer-Combo aus der Quadratestadt benannt hat, verteilten bei ihrem ersten umjubelten Gastspiel im Taubertal ihre kleinen Bosheiten ziemlich gerecht auf beide Geschlechter. Und zwar so, dass auch die jeweiligen Opfer mitlachen konnten.

    Mit Feminismus haben diese vier ansehnlichen Damen, drei Sängerinnen und eine Pianistin, nichts am Hut. Selbstverspottung gehört nicht zu dem geringsten ihrer zahlreichen Talente. Und überhaupt: Was die drei Sängerinnen und Schauspielerinnen Anna Krämer, Susanne Back, Smaida Platais mit ihrer Klavierbegleiterin Stefanie Titus bei ihrem fulminanten Musik-Kabarett-Comedy-Parodie und mehr noch-Abend mit dem Titel „Hormon-Yoga“ über die Rampe brachten, war über weite Strecken schlicht atemberaubend und phänomenal.

    Kunstvolle Unterhaltung

    Die gute alte Revue aus jenen seligen Zeiten, als Unterhaltung noch eine Kunst war und nur von Könner(innen) betrieben wurde, schien in diesen zwei Stunden wiederauferstanden und feierte auch optisch im Bühnen-Outfit des Quartetts fröhliche Urständ.

    „Hormon Yoga“(das gibt es wirklich!) war dabei nur eine der Comedy- und Klamauknummern, mit denen die vier den musikalischen Teil ihrer Vorstellung – hier eindeutig der Schwerpunkt – auflockerten. Es gab daneben auch so etwas wie einen inhaltlichen roten Faden, nämlich die melancholische Koketterie mit dem ewig-zeitlosen Thema „Altern“, immer wieder neu komödiantisch variiert, obwohl die Truppe selbst noch ein gutes Stück davon entfernt ist.

    Es passte freilich ganz gut zum Publikum im Engelsaal, dem zum größten Teil Produktnamen wie Voltaren, Botox, Granufink oder Corregatabs wohl auch nicht mehr unbekannt waren. Doch daran dachte man nicht, wenn man erlebte, wie die drei Damen Krämer, Back und Platais über die Bühne wirbelten, wie sie – zusammen mit ihrer stoisch gelassen agierenden Begleiterin Stefanie Titus am Keyboard – aus dem ganzen Fundus der Unterhaltungsmusik des vergangenen Jahrhunderts und darüber hinaus schöpften. Sie überzeugen – technisch brillant, selbst beim mehrstimmigen a-cappella Gesang mit stimmlicher Power, hinreißend urwüchsiger Musikalität, überschäumendem Temperament und schlicht umwerfender Bühnenpräsenz.

    Am Ende gab’s die verdienten Ovationen im Engelsaal plus drei Zugaben, von denen eine die stark nach Georg Kreisler schmeckende „Winterzeit in Wien“ fast allein schon den Eintrittspreis wert war.

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