(lsw) Wenn Veigel Autos umbaut, dann komplett. Das Unternehmen aus Hohenlohe montiert den Fahrschulen nicht nur zusätzliche Pedale in ihr Arbeitsgerät, sondern entwickelt auch behindertengerechte Fahrzeuge. Das Ziel: Den Menschen die Mobilität zu erhalten.
Die weitreichendsten Umbauten der Firma Veigel sehen ganz unauffällig aus. Mit einem kleinen Knauf am Lenkrad kann ein Rollstuhlfahrer das Auto mit nur einer Hand fahren, durch einen Pedalaufsatz kommt auch ein Kleinwüchsiger an die Bremse. „Was man sich wirklich sehr schwer vorstellen kann, ist, wenn einem die Mobilität wirklich abhandenkommt, das ist so eine Einschränkung der Lebensqualität“, meint Vertriebsleiter Jens Wagschal.
Das Unternehmen aus dem hohenlohischen Künzelsau ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Doppel- und Handbedienungen. Mit ihnen werden Autos entweder für Fahrlehrer oder Menschen mit Handicap umgebaut.
Knapp 70 Prozent des Umsatzes von 8,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr machen den Angaben zufolge die Doppelbedienungen für die Fahrschulwagen aus, die Handbedienungen kommen auf 30 Prozent. Vor allem werden diese von Rollstuhlfahrern genutzt, die das Auto nur mit den Händen fahren können. Zudem produziert die Firma Bedienungen für Multiple Sklerose-Patienten, Kleinwüchsige oder Amputierte. Auch jemand, der einen Schlaganfall hatte und nur noch eine Körperhälfte bewegen kann, spiele als Kunde eine Rolle. „Er bräuchte dann, wenn es die rechte Seite ist, ein Linksgas, das heißt, das Gaspedal muss von der rechten auf die linke Seite verlegt werden“, sagt Wagschal.
Die Autohersteller haben die Hand- oder Doppelbedienungen oft schon im Programm. Bei Veigel werden sie entwickelt, bevor die Wagen auf den Markt kommen. „Diese Fahrzeuge, die dann besonders gut laufen, wo auch die Werke in dieser Nische größeren Umsatz sehen, da bekommen wir schon Autos ins Haus unter Geheimhaltung, verpackt in einem abgeschlossenen Raum“, erzählt der Eigentümer und Geschäftsführer der Veigel GmbH & Co. KG, Hinrich Swyter.
Muss ein Auto aber nach einem Unfall behindertengerecht umgebaut werden, geschieht dies zum Teil in Künzelsau, aber vor allem bei speziellen Umrüstfirmen. Die Kosten für einen einfachen Umbau lägen zwischen 1000 und 3000 Euro. Richtig teuer werde es allerdings, wenn der Fahrer nicht nur die Beine, sondern auch die Hände nicht mehr richtig bewegen könne. Müsse die Steuerung beispielsweise nur über einen Joystick laufen, ergäben sich Kosten, deren Höhe mit dem Anschaffungspreis des Autos selber vergleichbar seien.
Wer den Autoumbau bezahlt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Geschehe auf dem Weg zur Arbeit ein Unfall, übernehme oft die Berufsgenossenschaft die Kosten, sagt Dirk Poweleit vom Verband der Fahrzeugumrüster für mobilitätseingeschränkte Personen (VFMP).
Veigel hat inzwischen auch in Amerika einen Standort und beschäftigt insgesamt 56 Mitarbeiter. Auf den Absatz bezogen habe das Unternehmen bei Handbedienungen einen weltweiten Marktanteil von 50 Prozent, wisse aber, dass nicht alle Umbauten erfasst seien.
Bei den Doppelbedienungen komme man in Europa auf 50 Prozent, weltweite Angaben werden nicht gemacht. Der stärkste Wettbewerber sei Peugeot, der bei einzelnen Modellen eigene Umbauten vornehme. „Vor allem haben wir den ganz starken Vorteil, dass es keinen Wettbewerber gibt, der weltweit tätig ist wie wir“, sagt Wagschal.