Es war 1972 eine mutige Entscheidung, in der neugotischen Dorfkirche St. Martin in Gamburg mit dem bekannten Altar von Thomas Buscher eine großzügige Vloegels-Orgel einzubauen. Sie scheint auf den ersten Blick etwas überdimensioniert und stellt einen eigenen Teil der Kirche dar. Die Orgel mit ihren 1329 Pfeifen und 20 Registern fällt einfach auf. Das ist auch gewollt, sagt der heutige Seniorchef der Orgelfirma, Orgelbaumeister Hans-Georg Vleugels, voller Überzeugung.

Sein Vater, Orgelbaumeister Hans Theodor Vleugels, hatte die "Königin der Instrumente", wie das große Instrument oft genannt wird, einst im Auftrag der Kirchengemeinde und der Erzdiözese Freiburg erbaut. Voll klingt sie normalerweise und doch auch leise und diskret, aber im Moment ist die Orgel stumm. Der Grund ist ganz einfach: Die Orgel wird gereinigt und saniert.

Normalerweise sollte so eine Reinigung alle 15 bis 20 Jahre stattfinden, die letzte in Gamburg liegt schon 30 Jahre zurück. Entsprechend viel Staub hat sich auch in dem Instrument abgesetzt, das gut die Hälfte der Kirchenempore einnimmt. Und die großen Pfeifen sind verbogen. Sie sind teilweise über vier Meter hoch und durch die konische Form am Fuß kommt ein gewaltiger Druck auf. Das haben wir jetzt durch eine angelötete Verstärkung gelöst, berichtet Hans-Georg Vleugels bei einem Ortstermin mit dieser Zeitung.

Während er über den wunderbaren Beruf des Orgelbauers erzählt, der unheimlich vielseitig sei, arbeiten seine Mitarbeiter daran, die großen Holzpfeifen zu reinigen und die Pfeifen des Prospekt, der Schauseite der Orgel, die sich hinter dem Spieltisch des Organisten in Richtung Kirchenschiff befinden, zusammenzusetzen und wieder an ihrem ursprünglichen Platz einzubauen. Ganz schön diffizil, was Orgelbaumeister Giovanni Crisostomo da in den Händen hält. Dünnes Blech, das in die richtige Form gelegt wurde und dann verlötet, dazu das Innenleben mit den Labien, die durch einen Zugmechanismus vom Orgeltisch aus geöffnet oder geschlossen werden.

Neuere Orgeln werden mittlerweile überwiegend elektronisch bedient, in Gamburg ist aber jede Pfeife durch einen Draht mit dem Manual am Spieltisch verbunden. Das macht die Reinigung besonders aufwendig, denn die Drähte müssen erst gelöst werden, dann werden die Pfeifen auseinandergelegt. Anschließend wird alles gereinigt und neu zusammengebaut. Gut acht Wochen hat man bei der Hardheimer Firma Vloegels für die Reinigung und Sanierung der Orgel eingeplant. "Bis Weihnachten klingt es wieder wie neu", verspricht Hans-Georg Vloegels.
"Bis Weihnachten klingt es wieder wie neu."
Hans-Georg Vloegels, Orgelbaumeister

Doch vorher gibt es noch viel zu tun für die Fachleute der Firma. Viele der gut 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind im Betrieb selbst ausgebildet worden. Die Lehrzeit dauert dreieinhalb Jahre und schließt mit einer Gesellenprüfung an der deutschen Orgelbauschule in Ludwigsburg ab. Danach kann man noch die Meisterprüfung ablegen. Seit 1855 werden in Hardheim Orgeln gebaut, eine lange Tradition für die Firma, die mit der Übernahme des Betriebs durch Johannes Vloegels 2015 auch in Zukunft ihren Platz in der Orgelwelt haben soll.
Bei der Reinigung der Orgel in von St. Martin in Gamburg wurde auch gleich das ganze elektrische System erneuert. Obwohl man nur mit einer niedrigen Spannung von 24 Volt arbeitet, können durch hohe Stromstärken doch erhebliche Schäden auftreten. Mit neuer Verdrahtung und einem auf Sicherheit getrimmten System will man das ausschließen.

Das war auch eine Vorgabe der Erzdiözese Freiburg, die einen Großteil der Kosten der Orgelsanierung trägt. Den Rest muss die Kirchengemeinde aufbringen. Wie hoch die Rechnung letztlich wird, lässt sich aktuell noch nicht absehen, sind doch noch einige Arbeiten zu erledigen, die sich erst zeigten, als das Instrument zerlegt war. Bei einer Zwischenabnahme war man sich allerdings einig, dass die Arbeiten gut vorangehen. Man geht davon aus, rechtzeitig fertigzuwerden.