Seit der Wiedereröffnung 2017 hat die Hochschule der Polizei in Reinhardshof viele angehende Beamte für den mittleren und höheren Dienst ausgebildet. Jedoch kann die bei einem Brandanschlag zerstörte Sporthalle bis heute nicht genutzt werden.
Über die Bemühungen, den Standort im Main-Tauber-Kreis in das normale Ausbildungsprogramm der Polizei in Baden-Württemberg einzubinden und die dafür noch fehlenden Mosaiksteinchen, informierten sich die Mitglieder des CDU-Kreisverbandes und Vertreter der Jungen Union mit Baden-Württembergs CDU-Generalsekretär Manuel Hagel vor Ort.
Sporthalle kann seit Brand nicht genutzt werden
Standortleiter Richard Zorn und Ausbildungsleiter Ralph Wältersmann standen ihren Besuchern Rede und Antwort. Man sei nicht voll einsatzfähig, weil noch Infrastruktur fehle, teilten sie ihnen mit. Vor allem die Sporthalle sei noch nicht saniert. Sie war im September 2015 durch einen Brandanschlag stark beschädigt worden.
Die Turnhalle der Polizeiakademie war zum Zeitpunkt der Brandstiftung als eine Notunterkunft für Geflüchtete vorgesehen. Die befristete Anstellung von circa 45 Tarifbeschäftigten und der nicht vorhandene eigene medizinische Dienst seien weitere Faktoren, die in der täglichen Ausbildung der zukünftigen Polizisten fehlen würden.

Bis zu 300 Polizeianwärter können am Wertheimer Standort derzeit ausgebildet werden. Aktuell sind es rund 280, darunter 150 angehende Kommissare. Auch der nur bis zum Jahr 2023 zugesagte Status als "vorläufiger Standort" hemme ihre tägliche Arbeit. So hätten nur wenige Ausbilder in Wertheim eine feste Stelle, die meisten seien dorthin abgeordnet.
Nur wenige Ausbilder haben eine feste Stelle
Dennoch würden alle hervorragende Arbeit leisten, lobte Zorn seine Mitarbeiter. Er könne der befristeten Abordnung der Ausbilder sogar etwas Positives abgewinnen: Durch die Praxisnähe der Mitarbeiter sei die Ausbildung hier wesentlich näher an der Realität als bei reinen Ausbildern, die schon jahrelang nicht mehr im Außeneinsatz gewesen seien.
Wertheim sei beliebt bei den jungen Anwärtern. Rund 40 Prozent von ihnen seien Frauen. Man könne ihnen "einen gewissen Luxus" mit Doppelzimmern und eigenem Bad bieten. Außerdem habe man als einziger Standort in Baden-Württemberg einen Förderverein, der sich um Anschaffungen kümmert, die durch das normale Budget nicht zu finanzieren wären.
Halle soll bis Ende 2021 fertig saniert sein
Auf diese Weise hoffen die Verantwortlichen, den Standortnachteil mit einer Lage ganz im Norden des Bundeslandes ausgleichen zu können. "Sie habe einen Vorzeigeruf", lobte der Landtags-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Reinhart, Fraktionsvorsitzender im Landtag, und versprach, sich mit Hagel dafür einzusetzen, dass die Sanierung der Halle bis Ende 2021 abgeschlossen sei.

Hagel lobte im Gegenzug den Stimmkreisabgeordneten Reinhart. Ohne ihn hätte es "diesen Standort auf dem Reinhardshof nicht wieder gegeben". Sein Parteikollege habe für die Wiedereröffnung der Wertheimer Akademie gekämpft, als die Polizei mit einer großen Einstellungsoffensive begann, ihr Personal aufzustocken.
"Die Polizei ist ein sozialer Beruf", antwortete Zorn, warum junge Menschen diesen Beruf wählen. Das versuche er allen Neuen zu vermitteln. Bisher gebe es noch ausreichend Bewerber, doch hätten sich die Kriterien für eine Einstellung nach unten verschoben. Das versuche die Akademie während des Lehrgangs auszugleichen. Ausbilder und Auszubildende würden einen "respektvollen und anständigen Umgang" miteinander pflegen.
3000 Schüsse pro Tag in der Schießanlage
Anschließend besuchte die Gruppe die modernste Raumschießanlage der Polizei in Baden-Württemberg. Bis zu acht Personen können in dem Neubau, der in einer Modulbauweise errichtet wurde, gleichzeitig das Schießen üben.
Sie erfuhren, dass dort täglich bis zu 3000 Schuss abgegeben würden und die Anlage meist den ganzen Tag genutzt werde. Die Ausbildung erfolge an Pistole und Maschinengewehr und werde von Ausbildern und Auszubildenden sehr ernst genommen. Moderne Technik unterstütze sie dabei, beispielsweise eine Projektionswand für verschiedene Szenarien.