"Der Kulturverein Wittighausen freut sich auf das Erscheinen eines neuen Buches über die Sigismundkapelle bei Oberwittighausen, das voraussichtlich im Herbst erhältlich sein wird", so die Vorsitzende Doris Dürr bei einem Pressetermin anlässlich der Buchvorstellung.
Vereinsmitglied Karl Endres recherchierte viele Jahre für sein Heimatbuch "Poppenhausen, ein Bauerndorf im Gau" und fand in den verschiedensten Archiven immer wieder Urkunden und Archivalien über die Sigismundkapelle. Er stellte dabei fest, dass selbst anerkannten Historikern manche Archivalien unbekannt waren oder sie nicht ausgewertet wurden.
Eine von drei noch existierenden Oktogonkapellen
Zusammen mit der Ulrichskapelle im Creglinger Ortsteil Standorf und der Achatiuskapelle in Grünsfeldhausen ist die Sigismundkapelle eine von drei noch existierenden romanischen Oktogonkapellen in Tauberfranken; ursprünglich waren es einmal vier. Ihre Errichtung wird auf die Jahre 1220 bis 1230 datiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit entstand die sagenumwobene Kapelle (Hammerwurflegende) an der Stelle eines ehemaligen heidnischen Quellheiligtums aus der Keltenzeit.

Fast 30 Hügelgräber in den nahegelegenen Waldungen deuten auf eine größere Siedlung in dieser Epoche hin. Wie viele heidnische Kultstätten wurde sie im Zuge der Christianisierung umgedeutet, um den Zeitgenossen die neue Religion schonend nahezubringen. Zwischen der Missionierung und dem Bau der steinernen Kapelle lagen einige Jahrhunderte. Es ist daher anzunehmen, dass die Kapelle ein Vorgängerkirchlein, wohl eine kleine hölzerne Wallfahrtsstätte, hatte, die beim Volk sehr beliebt war und den Bau der monumentalen Kapelle bedingte, die im Laufe ihrer Geschichte mehrmals dem Verfall nahe war, so Karl Endres in seinem Buch.

In rund drei Jahren suchte er in verschiedenen Archiven, zum Beispiel in Freiburg, Aschaffenburg, Würzburg, Karlsruhe und Bronnbach, nach weiteren Materialien speziell zur Sigismunskapelle. Dabei fiel ihm auf, dass zahlreiches bisher veröffentlichtes nicht haltbar bleiben konnte. So sei zum Beispiel die ursprüngliche Kapelle nicht, wie vielfach angenommen, während des 30-jährigen Krieges zerstört worden, sondern bereits ab etwa 1600 nach Zerstörung für rund 70 Jahre in Ruinen gelegen, bevor sie um 1668 im Wesentlichen in der heutigen Form wiedererrichtet wurde.
Einst stand sie zur Versteigerung – und der Abbruch drohte
Als 1827 die Sigismundkapelle zur Versteigerung gestanden sei, habe ihr sogar der Abbruch gedroht. Lediglich auf dringende Bitte der Gemeinde Oberwittighausen sei davon abgesehen worden, hat Endres herausgefunden. 1846 war das Gotteshaus vor allem durch eine großzügige Spende des Großherzogs Leopold von Baden für 500 Gulden grundlegend erneuert worden. Auch in späterer Zeit kam es immer wieder zu Renovierungen, zuletzt in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

All das hat Karl Endres in seinem neuen Buch ausführlich und mit viel Quellmaterial belegt beschrieben. Eigentlich sollte es zum Sigismundtag am 1. Mai der Öffentlichkeit präsentiert werden, doch das war wegen der Ausgangsbeschränkungen der Coronakrise nicht möglich. Nun hoffen Karl Endres und die Vereinsvorsitzende Doris Dürr auf eine Präsentation zum "Tag des offenen Denkmals" am 13. September.
Buch als Beitrag zur Bindung an die Heimat
Das gut 200 Seiten starke Werk wurde mit Mitteln aus der Leader-Förderung hergestellt und gedruckt. "In den momentan für Vereine schwierigen Zeiten haben wir nun die Möglichkeit mit diesem Buch unseren Beitrag zur Stärkung regionaler Identität und Heimatbindung beizutragen, auch wenn Versammlungen und andere Aktivitäten nicht stattfinden können", so Dürr.