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VILCHBAND: Wie die Sau zur Wurst wird

VILCHBAND

Wie die Sau zur Wurst wird

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    Eine knochenharte Arbeit: Metzger Manfred Liebenstein zerteilt die Sau mit einem perfekten Langmesserschlag.
    Eine knochenharte Arbeit: Metzger Manfred Liebenstein zerteilt die Sau mit einem perfekten Langmesserschlag. Foto: Foto: Helmut Neukam

    Die Feuerwehr in Vilchband kann kräftig zupacken, und das offenbar nicht nur bei Löscharbeiten. Auch beim alljährlichen Schlachtfest sitzt jeder Handgriff. Auf dem Hof von Armin Neckermann, dem Leiter der örtlichen Feuerwehr, muss mal wieder eine Sau dran glauben. Metzger Manfred Liebenstein ist es allerdings vorbehalten, die Schwäbisch Hällische Sau zu richten und die rund 150 Kilogramm Lebendgewicht fachgerecht zu bekömmlicher Wurst und herzhaftem Fleisch zuzubereiten.

    „Wir schlachten jedes Jahr um diese Zeit“, erklärt Neckermann, „damit wir nach unseren Übungen immer eine gute Brotzeit genießen können.“ Die beiden Metzger Manfred Liebenstein und Hubert Baumeister beherrschen ihr Handwerk. Jeder Griff sitzt, und nach nur wenigen Minuten hängt die Sau am Haken.

    Sogleich erfährt der unkundige Beobachter: „Wenn die Sau am Haken hängt, wird auch einer eingeschenkt!“ Der dargebotene Obstler lässt alles nochmal so gut vonstatten gehen und fleißige Hände rasieren die Sau. Die hartnäckigen Borsten sind spätestens dann von der Haut, wenn ein fachmännisch geführter Gasbrenner sie weggesengt hat. Sauberkeit hat oberste Priorität, ständig wird mit frischem Wasser weggespült, was nicht vermetzgert werden darf. Wenn es der Sau an die Innereien geht, werden die Schneidewerkzeuge größer. Von den Hinterläufen hin zum Kopf öffnet Manfred Liebenstein den Bauch des Landschweines und das Gedärm bahnt sich seinen Weg nach draußen. Fein säuberlich wird Dick- und Dünndarm abgeschabt und gewaschen, denn die Wurst für die Vilchbander Feuerwehr wird – und das gibt‘s heutzutage nur noch selten – im wohl bekömmlichen Naturdarm serviert.

    Aber auch der Nabel der Sau genießt höchste Wertschätzung bei allen, die Nägel ins Holz einschlagen müssen. „Denn wenn er getrocknet ist, dann ist er bollerhart“, erzählt Werner Herzog den Schaulustigen im Hof. Dieser bollerharte Nabel freut dann den Zimmermann, der den Nagel in den Nabel steckt, damit dieser wie Butter ins Holz flutschen kann. Krumme Nägel gibt es somit nicht mehr Doch zurück zum Metzgerhandwerks-zeug, da nun noch martialischer wird. Beim Teilen der Sau kommt das Beil, auch Langmesser genannt, zum Einsatz. Die Schläge von Manfred Liebenstein sitzen präzise, bis schließlich zwei Hälften an den Haken hängen. Eine schweißtreibende Arbeit. Stunden zuvor noch hatte sich die Sau in einer der Boxen der nahegelegenen Stallung auf Naturstroh inmitten seiner Artgenossen getummelt. Rund 25 Sauen teilen sich die großzügige Box und natürliches Licht schafft zusätzlichen Komfort. Aber das mit dem geschlachtet werden ist nun mal der Lauf der Dinge – oder wie in diesem Fall, der Lauf der Schweine. Die vierzig Aktiven der Feuerwehr und die 15 Mitglieder der Jugendfeuerwehr wird es jedoch freuen, wenn sie regelmäßig jeweils am ersten Montag im Monat nach erfolgreicher Übung ein leckeres Wurstbrot verspeisen dürfen. „Wir genießen das nach unserem Training“, sagt Armin Neckermann, „das hält uns zusammen.“ Auch führt dieser Zusammenhalt dazu, dass die Feuerwehr in Vilchband keinerlei Nachwuchssorgen kennt. „Die Jungen und Mädchen kommen gerne zu uns“, fügt der Kommandant hinzu, „aber ein paar Mädchen könnten es schon mehr sein.“

    Einen ersten Vorgeschmack auf das Geschlachtete gibt es dann bereits am nächsten Vormittag, als Kesselfleisch und Innereien im Feuerwehrhaus von den Mitgliedern und zahlreichen Gästen genüsslich verspeist werden. Währenddessen sind die Metzger – verstärkt durch Elmar Endres – auch einen Tag später noch gut beschäftigt. Im ehemaligen Milchhäuschen, das seit den späten 90er Jahren als Schlachthaus genutzt werden kann, wird eine köstlich schmackhafte Wurst gekocht.

    Damit geht das diesjährige Schlachtfest der Feuerwehr langsam zu Ende und schon heute freuen sich alle Mitglieder und sicherlich auch alle Vilchbander auf das Fest im nächsten Jahr. Denn dann wird das 125-jährige Jubiläum der Organisation gebührlich gefeiert. Ob dann eine Sau wohl reicht?

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