Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Tauber
Icon Pfeil nach unten

TAUBERBISCHOFSHEIM: „Wir sind hier nicht in Berlin!“

TAUBERBISCHOFSHEIM

„Wir sind hier nicht in Berlin!“

    • |
    • |

    „Schauen Sie, hier steht mein Zertifikat.“ Acim Kemal weist auf ein weißes Schild, auf dem die letzte Qualitätskontrolle vermerkt ist. Trotzdem ist der Betreiber des Adem Baba Kebap Hauses in Tauberbischofsheim ratlos. „Seit die Meldung über die verdorbenen Döner in Berlin kam, habe ich echte Umsatzeinbußen.“ Verkaufte er früher etwa 15 Kilogramm Dönerfleisch am Tag, so sind es im Moment gerade mal fünf Kilogramm. Aber Kemal sieht nicht nur den Gammelfleisch-Skandal als Ursache. Mindestens genauso zu schaffen macht ihm das Nichtraucherschutzgesetz und die derzeit noch andauernden Ferien. Sein Stammkunde Albin hingegen sieht es in Sachen Gammelfleisch gelassener: „Ich habe einfach Vertrauen zum Wirt. Außerdem ist Tauberbischofsheim ja nicht Berlin.“ Sein Fleisch bezieht Kemal übrigens von der Firma Ozgul aus Stuttgart.

    Ebenfalls aus der Landesmetropole beliefert wird das Ali Baba Haus oberhalb des Bahnhofs, allerdings durch eine andere Firma. Betreiber Halil Acim zuckt mit den Schultern: „Nein, ich habe keine Umsatzrückgänge bei Döner oder Dürüm.“ In seiner kleinen Kneipe wird trotzdem eifrig über das Thema diskutiert, während man türkischen Fußball im Fernsehen verfolgt und Apfeltee trinkt. „Es ist doch aller paar Jahre das Selbe. Immer wieder werden die Dönerhausbetreiber mit Schmutz beworfen“, so ein erregter Gast. „Wer kontrolliert eigentlich die Großverbraucher? Und wer kontrolliert die Hersteller?“ Die Gemüter erhitzen sich in der Debatte. Das Credo aller Aussagen: Man bleibt dem Haus treu und isst weiter.

    Dönerfleisch aus Hanau

    Die Bischemer Altstadt-Kröte ist ein Bistro, dass etwas abseits der Fußgängerzone liegt. Drei Gäste haben es sich zum Mittag gerade am Tresen gemütlich gemacht, während Abdullah Aydin das Fleisch vom Spieß schneidet. Der Döner hier wird nur aus reinem Scheibenfleisch hergestellt, ohne Hack-Einlagen und kommt seit 15 Jahren aus Hanau. „Wir hatten noch nie Probleme. Sobald ich selbst etwas merke, reagiere ich“, so Abdullah. Er verzeichnet ebenfalls keinen Rückgang im Döner-Geschäft, merkt aber, dass die Leute etwas vorsichtiger geworden sind. „Die fragen dann schon mal, wo das Fleisch herkommt.“ Und während er das Fladenbrot mit Soße füllt und verpackt, kommt prompt ein Einwurf von einem Gast: „Wenn die in Berlin den Döner für zwei Euro verkaufen, brauchen die sich doch nicht wundern, dass sie schlechtes Fleisch angedreht bekommen.“

    Patrick und ein paar weitere Kunden lassen sich davon nicht abhalten und genießen zur Mittagspause unbeeindruckt die türkische Spezialität aus Lamm-, Kalb- und Schweinefleisch. Viel mehr regen sie sich über das Rauchverbot auf, woran auch Abdullah Ayden absolut nichts Positives finden kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden