Trotz des Patzers bei einer Probeabstimmung erwartet die CDU als Koalitionspartner der Grünen eine reibungslose Wiederwahl von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Stuttgart. Die 143 Abgeordneten sind an diesem Donnerstag aufgerufen, im Landtag über den Regierungschef abzustimmen. „Wir werden morgen die Regierung mehrheitlich bestätigen – mit geschlossener Haltung von der Fraktion“, sagte der neue Chef der CDU-Fraktion, Wolfgang Reinhart (Tauberbischofsheim), am Mittwoch am Rande der konstituierenden Sitzung des Landtags.
Eine geheime Probeabstimmung in der neuen CDU-Fraktion endete am Dienstag mit einem Denkzettel für den CDU-Landeschef und designierten Vize-Ministerpräsidenten Thomas Strobl. Dem Vernehmen nach gab es im ersten Probedurchgang nur 26 Ja-Stimmen, satte acht Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen. Drei Abgeordnete fehlten.
Dies galt aber nicht als Affront gegen Kretschmann, sondern gegen Strobl, von dem sich wohl Parteifreunde Posten im neuen Kabinett versprochen hatten. Zudem bemängelten CDU-Abgeordnete, Strobl habe die Fraktion bei der Zusammenstellung der Kabinettsliste nicht genügend eingebunden.
Strobl hatte den Fraktionssaal nach der Probeabstimmung demonstrativ verlassen. Dem Vernehmen nach ist er sauer auf die Fraktion, weil diese die Probeabstimmung versemmelte und damit das Bild einer erfolgreichen Regierungsbildung eintrübt.
Kretschmann und Strobl hatten am Dienstag die neuen grün-schwarzen Minister präsentiert. Vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten will Kretschmann am Donnerstagfrüh in der CDU-Fraktion mögliche Fragen beantworten. Mit Kretschmanns Wahl, seiner Vereidigung und der Vereidigung der Minister ist die bundesweit erste grün-schwarze Landesregierung dann im Amt.
Bei insgesamt 143 Abgeordneten im Landtag ist eine Mehrheit von mindestens 72 Abgeordneten zur Wahl des Ministerpräsidenten nötig. Die grün-schwarzen Regierungsfraktionen stellen zusammen 89 Abgeordnete. Wenn alle 47 Grünen-Politiker für Kretschmann stimmen, sind noch mindestens 25 Stimmen – etwa aus der CDU – für eine erfolgreiche Wahl des Ministerpräsidenten nötig.