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WÜLFERSHAUSEN: 2600 Radkilometer bis zum Papst

WÜLFERSHAUSEN

2600 Radkilometer bis zum Papst

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    2600 Radkilometer bis zum Papst
    2600 Radkilometer bis zum Papst

    Der nächste Weg war es nicht, um den Papst zu sehen. Robert Büchs aus Wülfershausen saß 30 Tage auf seinem Rad, um beim Weltjugendtag in Madrid dabei zu sein. „Ein beachtliches Erlebnis“, schildert der 60-Jährige.

    Und von seinem Alter leiteten sich gleich die ersten Schwierigkeiten für den Wülfershäuser ab. Sie sollten aber auf der langen Tour die einzigen bleiben. „Altersmäßig war ich natürlich nicht gerade erste Wahl bei dieser Pilgerreise zum Weltjugendtag“, lacht er. Deshalb hatten ihn die beiden Pilger-Pfarrer Thomas Hofmann (52) aus Hannover und Harald Volkwein (49) aus Sarstedt erst einmal auf die Warteliste gesetzt. Doch Büchs hatte Glück. Die Anmeldungen für die 2600 Kilometer lange Pilgerreise hielten sich selbst bei den Jungen in Grenzen. Er konnte sein Rad satteln. Und war bei den nicht wenigen Bergetappen häufig in der ersten Gruppe.

    „Auf der Tour habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Wäsche gewaschen“

    Robert Büchs über seine Erfahrungen auf der großen Radtour

    Schon im Jahr zuvor hatte der rüstige Rentner an einer großen Tour teilgenommen. Damals war er mit einer christlichen Gruppe von Gefäll aus über die Alpen nach Rom gefahren. „Über den damaligen Initiator Marcus Kirchner habe ich auch Kontakt mit der Pilgergruppe aus Hildesheim bekommen, die die Reise nach Madrid geplant hat“, erzählt Büchs. Groß vorbereiten musste sich der Wülfershäuser nicht unbedingt. Setzt er sich doch regelmäßig auf sein Rad. „Wenn es zeitlich passt, fahre ich schon mal von der Saale an den Main nach Zeil und über die Haßberge wieder zurück“, gibt er zu Protokoll.

    Dieses Mal musste er mit seinen 15 jüngeren Begleitern schon einige Flüsse und Gebirgszüge mehr entlangfahren und überwinden, um in Madrid anzukommen. Nach dem Reisesegen am 16. Juli in Hildesheim haben sie sich in Deutschland ein wenig durch Niedersachsen und dann durch Hessen warmgefahren. „Obwohl es da ziemlich regnete“, erinnert sich Büchs. Lahn und Mosel führten die Radpilger bis nach Frankreich. Ab Vezelay folgten sie einem uralten Jakobsweg bis St. Jean Pied-de-Port und weiter bis Burgos. Dort bogen sie links ab Richtung Madrid, wo sie 30 Tage später und um bedeutende Erlebnisse reicher ankamen.

    Der Wülfershäuser, der sich in der heimischen Pfarrgemeinde als Lektor und Kommunionhelfer engagiert, hat dabei nicht nur den Unterschied zwischen Wallfahren und Pilgern erfahren. Wallfahrt ist eine gemeinsame Reise, während Pilgern eigentlich eine Einzelaktivität ist. „Und so machten wir uns auch mal im Abstand von drei Minuten auf einen 34 Kilometer langen Weg bis zur Mittagspause. Dies gab uns die Möglichkeit auf der geraden langen Straße in Ruhe unseren Gedanken nachzugehen“, bescheibt ein Mitglied der Gruppe.

    Auch das Klamottenwaschen war für ihn eine ganz neue Erfahrung. Jeden Tag hatte die Gruppe einen Dienstplan für Zeltaufbau, Kochen, Wasch- und Spüldienst auf den Campingplätzen, die sie sich für ihre Nachtruhe gesucht hatten. Büchs' Ausruf: „Heut hab ich zum ersten Mal in meinem Leben gewaschen“, sorgte natürlich für viel Gelächter unter seinen jungen Begleitern. Auf dem Weg begleitete sie ein Fahrzeug des Malteser-Hilfsdienstes mit zwei ehrenamtlichen Helfern. Sie sorgten für Essen, transportierten die Zelte, kauften ein und versorgten kleine körperliche Blessuren.

    Täglich setzten sie sich mit einem christlichen Morgenimpuls aufs Rad. „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20) – beispielsweise war der Spruch im spanischen Najera. Zehn Grad hatte es da auf 1000 Meter Höhe – und es mussten noch Bergzüge bewältigt werden wie in den Pyrenäen. „Danach kamen wir aber in die spanische Hitze. Die tat mir gut“, berichtet Büchs. Den Papst haben sie in Madrid zwar nur bei seiner Fahrt im Papa-Mobil durch die Menge auf 30 Meter Entfernung so richtig sehen können. „Bei der großen Vigil-Feier waren wir zu weit weg. Da war der Papst nur ein weißer Punkt!“

    Robert Büchs hat im September wieder Gelegenheit Papst Benedikt nahezukommen. „Für Erfurt hat meine Frau eine Busfahrt organisiert“, sagt er. Sofort fügt er an: „Obwohl, die Thüringer Berge würden wir auf dem Rad auch gut schaffen!“

    Radpilgern in Zahlen

    Die Strecke in Zahlen: 2600 Kilometer, 20 000 Höhenmeter; Durchschnitt: 19 km/h; Begleitbus: 4000 Kilometer unterwegs.

    Pannen: sieben platte Reifen, 600 Kilometer mit nur einer Bremse, zwei Kettenrisse, acht Stürze. Verpflegung: 60 kg Nudeln, 90 l Milch, 1200 Müsliriegel, 10 kg Schokocreme und 2160 l Wasser;

    Sonstiges: 2619 Heringe eingeschlagen, 59 Waschmaschinenladungen und über 8000 Fotos – nachzusehen: www.radpilgertour-wjt2011.de

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