Seit Dienstagabend steht fest, dass die Drittliga-Handballer des HSC Bad Neustadt in diesem Jahr kein Pflichtspiel mehr bestreiten werden. Ursprünglich hatte das Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) in der letzten Woche eine Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 15. November verkündet. Am Mittwoch teilte der DHB nun mit, dass in den 3. Ligen und der Jugend-Bundesliga in diesem Jahr keine Spiele mehr stattfinden werden. Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist derzeit zum Wochenende 9./10. Januar 2021 beabsichtigt - sofern dies die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie zulässt.
Ein Drittel aller Drittligateams darf aktuell nicht trainieren
"Diese Entscheidung wurde in Abstimmung mit allen Drittligavereinen getroffen und ist letztlich auch keine große Überraschung. Es gab eine sehr große Zustimmung dafür, die Unterbrechung der Saison bis zum Jahresende auszudehnen", sagt Eduard Mardian, Geschäftsführer des HSC Bad Neustadt. Derzeit haben von 131 Mannschaften der 3. Liga (72 Männer-, 59 Frauenteams) ein Drittel keine Erlaubnis, zu trainieren. Etwa die Hälfte dürfte den Spielbetrieb auch ohne Zuschauer nicht aufnehmen. Insgesamt ergibt sich dadurch für die 3. Liga ein heterogenes Bild, was die Einordnung als Amateur- oder Profisport betrifft.
"Die Teams aus Rheinland-Pfalz dürfen beispielsweise aktuell noch nicht trainieren. Wenn jetzt die Saison fortgesetzt werden würde, wäre dies eine klare Wettbewerbsverzerrung", findet Mardian. Er steht daher hinter der Entscheidung, den Spielbetrieb bis zum Januar ruhen zu lassen. Im Gegensatz zu manch anderen Vereinen hat der HSC von den zuständigen Behörden allerdings die Erlaubnis erhalten, weiterhin trainieren zu dürfen. "Das werden wir auch machen, wenn auch möglicherweise in reduzierter Form", erklärt der HSC-Geschäftsführer.
Wie es dann im Januar tatsächlich weitergehen soll, steht derzeit noch nicht fest. Klar ist allerdings bereits, dass es keine reguläre Saison mit Hin- und Rückrunde geben wird. "Wir verstehen die Nöte vor Ort. Es ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe, Wege zu finden, wie der Handball in der 3. Liga aktiv bleibt und welche Formen des Spielbetriebs möglich und sinnvoll sind. Im ersten Schritt hat die Sicherung des Trainingsbetriebes Priorität", sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des DHB. Mit Blick auf die Gesundheit aller müsse man immer verantwortungsvoll handeln, aber auch weiter mutig das Mögliche planen. "Wir müssen Bereitschaft zeigen, sehr flexibel zu reagieren", sagt Schober.
Oberstes Ziel: Hinrunde soll auf jeden Fall zu Ende gebracht werden
Daher will der DHB in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Vereinen einen Plan erarbeiten, wie die Saison fortgeführt werden kann. Wie mehrere Medien berichten, gibt es derzeit drei Varianten. Oberstes Ziel sei es, die Hinrunde unter Anrechnung aller Spiele zu Ende zu bringen. "Das ist auch uns wichtig. Dadurch würden die bisher absolvierten Spiele nicht umsonst gewesen sein", sagt Mardian. Der HSC Bad Neustadt hat in der 3. Liga Mitte neben der HG Saarlouis als einziges Team bisher alle fünf Saisonspiele absolviert und dabei fünf Punkte geholt (zwei Siege, ein Unentschieden, zwei Niederlagen). Es gibt allerdings auch Teams, die zum Teil erst ein oder zwei Spiele bestritten haben.

Während es in der 3. Liga Mitte bereits zahlreiche Spielabsagen gab, blieben die Vereine in den drei anderen Staffeln davon bisher größtenteils verschont. "Die Idee, die Staffeln neu aufzuteilen und dann wieder bei Null zu beginnen, ist daher momentan vom Tisch", erklärt Mardian. Die erste Variante sieht vielmehr vor, die verbleibenden Hinrundenbegegnungen bis Ende Mai zu absolvieren und dann die Hinrundentabelle auch als Abschlusstabelle zu werten. "Ich bevorzuge ganz klar diese Variante. Eine Tabelle nach Abschluss der Hinrunde ist meiner Meinung nach schon sehr aussagekräftig", sagt Mardian. Zudem sei dadurch auch ein gewisser zeitlicher Puffer vorhanden, falls es doch nicht wie geplant im Januar losgehen kann oder es aber immer wieder mal zu Spielausfällen kommt.
Mardian gegen Auf- und Abstiegsrunden nach der Hinrunde
Nicht so recht anfreunden kann sich Mardian hingegen mit den beiden anderen diskutierten Vorschlägen. Variante zwei sieht vor, dass nach Abschluss der Hinrunde die Teams in drei Sechser-Gruppen aufgeteilt werden. Die Plätze eins bis sechs spielen um den Aufstieg sowie die Teilnahme am DHB-Pokal, die Plätze sieben bis zwölf um die Platzierungen, die Plätze 13 bis 18 um den Klassenerhalt. "Für die Mannschaften im Tabellenmittelfeld würde es hier mehrere Wochen lang nur um die goldenen Ananas gehen", findet Mardian.
Bei der dritten Variante sollen nach Abschluss der Hinrunde hingegen Playoff-Spiele stattfinden. Der Erste und Zweite jeder Staffel hätten einen Platz im DHB-Pokal sicher und würden in einer Aufstiegsrunde (acht Teilnehmer) um den Zweitliga-Aufstieg spielen. Die Teams auf Rang drei bis zehn würden in einer Playoff-Runde weitere DHB-Pokal-Teilnehmer, die Teams auf den Rängen elf bis 18 eine Abstiegsrelegation ausspielen – hier im Modus „best of three“. Das würde bedeuten, dass die Mannschaft, die zuerst zwei Spiele gewonnen hat, dem Abstieg entgeht. Es kann also durchaus passieren, dass beispielsweise der Tabellenelfte nach einer ordentlichen Saison in den Playoffs zwei Spiele gegen den Letzten verliert und daher absteigen muss.