Dass da etwas Besonderes auf ihn zukommt, hat Frank Johannes wohl im Vorfeld schon geahnt, dass es aber dieses Ausmaß annehmen würde, damit hat er offensichtlich nicht gerechnet. Die Rede ist von der Versteigerung seines deutschen Fleckviehbullen mit Namen „Hubraum“. Das Tier wurde am Dienstag bei dem Zuchtviehmarkt des Rinderzuchtverbandes Franken in der Dettelbacher Frankenhalle versteigert und erzielte dabei den Sensationserlös von 83 000 Euro.
Ahnen können hätte das der „Rinderzüchter aus Leidenschaft“ an dem Andrang der Besucher in den beiden Wochen vor dem Viehmarkt. Da gaben sich nämlich die Vertreter der verschiedenen Besamungsorganisationen auf dem Hof in Brendlorenzen, auf dem auch 100 Milchkühe gehalten werden, die Klinke in die Hand. Und alle wollten sie die Mutter von Hubraum sehen. „Es ist üblich, dass sich Interessenten für einen teueren Stier selbst ein Bild vom Muttertier machen und ihre Schlüsse ziehen“, erklärt Johannes. Das Aussehen der Mutter ist einer der Bausteine, die passen müssen, um einen guten Erlös zu erreichen.
Ein weiterer Baustein ist das Ergebnis der Typisierung des Erbguts. Danach wird ein Stier in einer Rangliste mit all seinen „Brüdern väterlicherseits“ verglichen. Unter den 511 männlichen Nachkommen seines Vaters „Hutera“, belegte Hubraum einen der vordersten Plätze, wenn auch nicht den Spitzenplatz, so Frank Johannes.
Stimmen muss daneben auch die Aufzucht. Deren Qualität wird zum Beispiel anhand der täglichen Gewichtszunahme ermittelt. Hubraum ist in Brendlorenzen geboren, aufgewachsen ist er in Abensberg im Landkreis Kehlheim. Von Anton Obermeier lässt Frank Johannes dort stets zwischen zehn und 15 Stiere aufziehen.
Schließlich muss natürlich auch noch das Aussehen des Tieres selbst passen. Und nur wenn alle diese Bausteine passen, lassen sich gute Preise erzielen, so der Züchter. Dazu kommt noch die Nachfrage. Gibt es nur einen Interessenten für ein Tier auf dem Viehmarkt, gibt es natürlich ganz andere Preise, als wenn sich mehrere Interessenten um ein Tier streiten.
Davon abhängig verkauft Johannes seine Tiere für 10 000 oder auch einmal für 25 000 Euro. Dass er 83 000 Euro für Hubraum erlösen würde, mit einer solch erfreulichen Überraschung hat er nicht gerechnet. Unter anderem deshalb, weil selbst das Tier auf Rangplatz eins der Nachkommen von Hutera „nur“ 68 000 Euro einbrachte. Bei Hubraum, der am Tag zuvor ein Jahr alt wurde, haben am Dienstag „einfach alle Bausteine gepasst“, betont Johannes.
Wegen der Ferienzeit waren auch viele Neugierige in die Frankenhalle gekommen. Gemeinsam mit Johannes erlebten sie ein „sensationelles Winkerduell“, wie der Rinderzuchtverband dazu feststellt. Entsprechen war auch das Ergebnis ein „Sensationserlös“. Hubraum geht nun „als genomischer Jungvererber in den Einsatz beim Besamungsverein Nordschwaben in Höchstädt an der Donau“. Bleibt noch die Frage, wie Hubraum zu seinem Namen kam. „Das war gar nicht so einfach“, erinnert sich sein bisheriger Besitzer recht amüsiert an den Findungsprozess. Der Name des Stiers muss mit den ersten beiden Buchstaben des Namens seines Vaters beginnen, soll deutsch, werbewirksam und markant sein: „Bei Hubraum passt das auch alles.“