Jetzt ist es also "amtlich": Entgegen dem Landestrend hat die CSU bei der Europawahl in der Heimat verloren. Während sie in Bayern um vier Prozent zulegte, büßte sie in Rhön-Grabfeld vier Prozent ein. Ein historisches Tief: Zum ersten Mal unter 50 Prozent! Es geht bergab.
Ein Grund dafür könnte ja der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sein. Beim bundesweiten Ranking "Erreichbarkeit von Bus und Bahn", welches die "Allianz pro Schiene" jetzt veröffentlichte, landete Rhön-Grabfeld auf einem niederschmetternden drittletzten Platz. Bravo! Die Granden äußerten sich dazu bislang nicht. Kein Wunder! Ob man es dem Landrat überhaupt schon gesagt hat? Unter 294 deutschen Landkreisen nehmen wir also Rang 292 ein. Macht ja nichts. Sogar in den hintersten Winkeln der ehemaligen "Ostzone" ist man nicht so abgehängt wie in "Bayrisch Sibirien". Die fünf abgelegensten Ecken liegen alle in Bayern. Dass es auch anders geht, beweist der Kreis Schweinfurt: Er belegte den ersten Platz! Süd-Nord-Gefälle auf allen Ebenen.
Sicher, die Bevölkerung unseres dünn besiedelten Landkreises schrumpft. Aber ist das in "Meckpomm" nicht genauso? Und vielleicht hängt der Schwund ja mit dem "räudigen" ÖPNV zusammen! Die Bürger dürften den Verantwortlichen eine niedrige Bevölkerungsdichte "nicht als Ausrede für das schlechte Angebot durchgehen lassen", so Dirk Flege, Geschäftsführer von "Allianz pro Schiene". Nur wer sind "die Verantwortlichen"? Einer schiebt es auf die anderen: Der Kreis auf die Busunternehmen, das Busunternehmen auf die Fahrgastzahlen, der ÖPNV-Verweigerer auf die Fahrpläne. Und am seniorenfeindlichen Neuschter Bahnhof ist allein die Bahn schuld. Sagt der Bürgermeister. Möglicherweise war der Landrat zu optimistisch, als er kürzlich auf "Verbesserungen im Sommerfahrplan" hinwies. Zu allem Überfluss gerieten jetzt auch noch seine hochgelobten "Freizeitbusse" in die Kritik. Ein paar Rentner hatten wohl herumgemault, weil man zwar altmodische Mountainbikes, aber eben keine modernen Pedelecs befördere. Was für eine Anspruchshaltung! Das wär' ja noch schöner: Nur weil sich unser schönes Industriestädtchen "Modellstadt für Elektromobilität" schimpft, bilden sich irgendwelche E-Biker ein, dass man ihnen entgegenkommt. Zelebrierte man nicht erst kürzlich die "9. Fahrzeugschau Elektromobilität"?
Einmal muss auch Schluss sein! Wir Rhön-Grabfelder sollten uns glücklich schätzen. Jawohl! Das Engagement unseres Landrats für sein ambitioniertes "Mobilitätskonzept" ist allgemein bekannt. Es sieht vor, dass der ÖPNV sich bei uns mittelfristig mit "U- und S-Bahn-Netzen von Ballungsräumen" messen kann. Von wegen "Sprüch"! Auch die Provinz muss sich verändern. Es kann nicht sein, dass Familien "vom Durf" drei Autos brauchen, um über die Runden zu kommen. Zugegeben, der Sommerfahrplan für den Kreis-Referenz-Haltepunkt (KRH) Gabolshausen war nicht der große "Bringer". Überhaupt: Von einer Verkehrswende spürt man bei uns noch wenig. Genau genommen gar nichts. Aber Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Unser Landrat ist gerade einmal 16 Jahre im Amt. Und wem's zu langsam geht, der soll eben wegziehen. Meinetwegen nach Schweinfurt. Bei uns setzt man aufs Auto. Basta!
Für Straßen wird mit Abstand das meiste Geld verbraten. "Entwicklung" bedeutet bei uns "mehr Verkehr". Wie früher. Unsere Granden haben eben noch "Benzin im Blut"! Andernorts reaktiviert man derweil schon wieder stillgelegte Bahnlinien. Das Kreuzberglied klingt visionär: "Mit der Bimmel-Bummelbahn fahren wir nach Bischeme nan". Back to the roots! Wie heißt es am Stammtisch: Landrat verhält sich zu ÖPNV wie Bürgermeister zu Bahnhof. Man muss sich das vorstellen!