Der letzte Akt für das Kurmittelhaus hat begonnen. Zwar rollen noch keine Bagger an. Aber die Baustelleneinrichtung hat diese Woche begonnen, am 20. April legt die Abbruchfirma mit dem Entkernen des Gebäudes los, sagt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer.
Vieles ist bereits ausgeräumt worden: Teile der Lüftung für das Theater Schloss Maßbach, die Diätküche für die Hauptschule Bad Brückenau. Eine Wanne für Stangerbäder und eine für Mineralbäder ist in die neue Physiotherapie im Vital Spa umgezogen, ein zweites Stück von jeder Sorte steht im Keller als Ersatz. Die Feuerwehren Brückenau und Volkers haben sich Toiletten-Trennwände geholt. Vieles lagert die Kurverwaltung im Keller des Kursaals ein: Waschbecken, Brandschutztüren, Heizkörper.
Bis Anfang Juni soll das Innere des Kurmittelhauses entkernt sein. Dabei taucht auch mit Schadstoffen belastetes Material auf. In der Mineralfaserdämmung der Rohre seien kleine Schadstoffmengen vorhanden, sagt Wolfgang Gürtner vom Büro Hitzler Ingenieure, das die Projektsteuerung übernommen hat.
Am 22. Juni rückt Großgerät an, und es geht dem Gebäude an den Kragen. Der eigentliche Abbruch wird der Planung nach bis 31. Juli dauern und damit mitten im Sommer liegen. Die größte Staubentwicklung könnte mit heißen Sommertemperaturen zusammenfallen. Es seien viele Schutzmaßnahmen getroffen, sagt Schallenkammer. Außerdem sei es der Wunschtermin des Dorint-Hotels, weil in der Zeit wenig Tagungen stattfinden. Und die anderen Gäste? „Wir sind nicht Hauptdestination“, sagt Schallenkammer und meint damit, dass das Staatsbad eher für einen Zweiturlaub oder einen Kurztrip gebucht wird, statt für einen längeren Sommerurlaub.
Um die Staub-Belästigung so gering wie möglich zu halten, wird es eine ständige Wasserberieselung geben, „ähnlich wie Schneekanonen in den Bergen“, erklärt Gürtner. Zwischen Dorint und Abbruch soll ein Schutzgerüst aufgebaut werden. Die größte Sorge ist allerdings der Lärm, und da hilft keine Schutzwand.
Die Hauptarbeitszeit ist festgelegt: Von 8.30 bis 19 Uhr können die Maschinen laufen. Geschoss für Geschoss wird abgetragen, je Stockwerk rechnen die Planer mit zwei Wochen, so dass die Abrissarbeiten nach sechs Wochen erledigt sein dürften. „Lieber kurz und durch“, kommentiert Schallenkammer den Plan.
Die Kosten liegen bei rund 1,2 Million Euro. Ein Großteil davon sei nötig, um die Technik des Vital Spa von der des Kurmittelhauses zu trennen und dabei gleich auch zu erneuern, erklärt die Kurdirektorin.
Eine Sanierung der Stahlbeton-Glaskonstruktion des Kurmittelhauses war vor Jahren bereits mit rund zehn Millionen Euro berechnet worden. Weil auch Unterhalts- und Energiekosten zu hoch sind, steht jetzt der Abriss bevor.
Kurmittelhaus
In den 70-ern war das Kurmittelhaus nach dreijähriger Bauzeit als modernstes Europas eingeweiht worden. Auf 5500 Quadratmetern wurden Kurmittel wie Moorpackungen und Mineralbäder, Bewegungstherapie, Krankengymnastik, Massagen, Elektrotherapie sowie Entspannungstherapien angeboten.