Die einzelnen ärztlichen Bereitschaftsdienstgruppen für Bad Neustadt, Mellrichstadt, Bad Königshofen und Münnerstadt gibt es seit Montag nicht mehr. Nach einem Beschluss der Kassenärztlichen Vereinigung vom 18. März, wurden sie zusammengefasst zu einer großen Gruppe mit der Bezeichnung Rhön-Grabfeld. Die ist dann immerhin für die Versorgung von rund 90 000 Einwohnern zuständig. Und zwar mit einem sogenannten Sitzdienst, einem Arzt, zu dem die Patienten fahren können, und einem Hausbesuchsdienst, der im Bedarfsfall nach Hause kommt.
Für die Erstellung des Dienstplans ist Dr. Martin Wünsch aus Bischofsheim zuständig. Er ist der Obmann der neuen, großen Bereitschaftsdienstgruppe. Dazu war er bei einem Termin im Landratsamt Bad Neustadt gewählt worden, bei dem sich am 26. Februar Ärzte und Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung getroffen hatten, um sich über diese große Lösung sowie eine Bereitschaftspraxis in Bad Neustadt zu unterhalten.
Notwendig war dies, weil die bisherigen Dienstgruppen Mellrichstadt (sieben dienstverpflichtete Ärzte), Bad Königshofen (elf Ärzte) und Münnerstadt (sieben Ärzte) die festgesetzte Mindestgruppengröße nicht erreichen. Das wiederum, so die Kassenärztliche Vereinigung, führe zu einer Überlastung der betreffenden Ärzte, die in so kleinen Einheiten ziemlich oft mit Dienst an der Reihe wären. Die neue Bereitschaftsdienstgruppe Rhön-Grabfeld umfasst nun 53 Ärzte, weit mehr als die Minimalzahl von 15, die die Bereitschaftsdienstordnung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns vorsieht.
Angesichts der sinkenden Zahl der dienstverpflichteten Ärzte sei es zu überlegen, eine zentrale Bereitschaftspraxis einzurichten, so Landrat Thomas Habermann als Gastgeber der Veranstaltung. Bayernweit gebe es schon 46 Bereitschaftspraxen, die Erfahrungen damit seien gut. Angedacht war eine Praxis für den Bereitschaftsdienst in der Kreisklinik Bad Neustadt.
Dr. Günter Fröhling, der bisherige Obmann des Dienstbereichs Bad Neustadt/Bischofsheim, stellte das Konzept der Bereitschaftspraxis in der Kreisklinik vor. Mit entsprechender medizinischer Ausstattung sollte sie an der zentralen Patientenaufnahme des Krankenhauses im neu gestalteten Eingangsbereich angesiedelt sein.
Eine Idee, die allerdings nicht bei allen Ärzten gut ankam. Sie hielten die Einrichtung einer solchen Dienstbereit-Praxis zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Dr. Wünsch trug die entsprechenden Bedenken vor. Der Notdienst in der vertrauten und nicht in einer fremden Praxis sei effektiver. Außerdem müsse man nicht extra dorthin anfahren. Die zentrale Praxis sei außerdem nur für den Bereich Bad Neustadt von Vorteil. Das wiederum bedeute, dass die Apotheken außerhalb von Bad Neustadt abgeschnitten würden, weil die meisten Rezepte in Bad Neustadt eingelöst würden.
Insgesamt war jeweils ungefähr die Hälfte der Ärzte für oder gegen die Lösung mit der Bereitschaftspraxis in der Kreisklinik. Schließlich kamen die Ärzte überein, zunächst auf die Einrichtung einer zentralen Bereitschaftspraxis zu verzichten und die Bereitschaftdienste erst einmal von der jeweils eigenen Praxis aus zu leisten. Es gelte die Vorteile und Nachteile einer Zentralpraxis erst noch einmal genau abzuwägen.