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Fladungen: Als der Krieg in die Rhön kam

Fladungen

Als der Krieg in die Rhön kam

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    Schattenriss einer unmenschlichen Zeit: Am Schwarzen Moor befand sich das sogenannte Hellmuthlager des Reichsarbeitsdienstes. Es war nach dem Nazi-Gauleiter Dr. Otto Hellmuth benannt. Die Männer dieses Lagers mussten das Moor trockenlegen und die Hochrhönstraße bauen. Das historische Foto zeigt einen Arbeiter mit Spaten inmitten der winterlichen Rhön. Im Vordergrund ist das Lagertor zu sehen, dessen Ruine bis heute steht. Karl Paulus aus Esens in Ostfriesland, 1938 Insasse des Hellmuthlagers, hatte das Foto 2013 zu einer Buchvorstellung im Fladunger Freilandmuseum mitgebracht. Nun wird das Thema Reichsarbeitsdienst in einer neuen Ausstellung beleuchtet.
    Schattenriss einer unmenschlichen Zeit: Am Schwarzen Moor befand sich das sogenannte Hellmuthlager des Reichsarbeitsdienstes. Es war nach dem Nazi-Gauleiter Dr. Otto Hellmuth benannt. Die Männer dieses Lagers mussten das Moor trockenlegen und die Hochrhönstraße bauen. Das historische Foto zeigt einen Arbeiter mit Spaten inmitten der winterlichen Rhön. Im Vordergrund ist das Lagertor zu sehen, dessen Ruine bis heute steht. Karl Paulus aus Esens in Ostfriesland, 1938 Insasse des Hellmuthlagers, hatte das Foto 2013 zu einer Buchvorstellung im Fladunger Freilandmuseum mitgebracht. Nun wird das Thema Reichsarbeitsdienst in einer neuen Ausstellung beleuchtet. Foto: Archiv Zielke

    Im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen laufen die Vorbereitungen zur Saisoneröffnung auf Hochtouren. Am Samstag, 30. März, öffnen sich um 9 Uhr die Eingangstüren für die ersten Besucher des Jahres. Einen Tag später, am Sonntag, 31. März, präsentiert das Museumsteam die Sonderausstellung "Volk – Heimat – Dorf", die ihren Fokus auf das ländliche Bayern in den 1930-er und 1940-er Jahren richtet.

    Heinrich Hacker, als Projektleiter zuständig für die Ausstellung, hat bei der Recherche ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte aufgeschlagen. Im Blickpunkt steht der Einfluss der NS-Zeit auf das flache Land, weshalb die Sonderausstellung auch mit dem Zusatz "Ideologie und Wirklichkeit im ländlichen Bayern der 1930-er und 1940-er Jahre" versehen ist.

    Im Schatten der Nazi-Herrschaft

    Was änderte sich in den Dörfern nach 1933? Wie hat die NS-Herrschaft direkt auf die Rhöner Bevölkerung eingewirkt? Heinrich Hacker ist diesen Fragen nachgegangen. Seit 30 Jahren ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Freilandmuseums und erinnert sich, dass auch er zur Zeit seiner Anfänge in Fladungen mit der NS-Zeit in Berührung kam. "Weil das Museum kein eigenes Depot hatte, wurde mir eine ehemalige Fabrikhalle zur Verfügung gestellt, die einst als Baracke für den Reichsarbeitsdienst gedient hatte." Reste derartiger Baracken finden sich noch häufig in der Rhön. Und auch sonst künden Hinterlassenschaften der Hitlerjugend, des Reichsarbeitsdienstes und des Winterhilfswerks von der nationalsozialistischen Durchdringung der Gesellschaft, sagt Hacker. 

    Auch lokalgeschichtliche Besonderheiten der NS-Zeit in der bayerischen Rhön thematisiert die Ausstellung, darunter den sogenannten Dr.-Hellmuth-Plan, auch als Rhönplan bekannt. Dieser Plan sollte zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten in der Rhön führen, die dafür zum Notstandsgebiet erklärt wurde. Ein Wegenetz, darunter die Hochrhönstraße, wurde zur Verbesserung der Infrastruktur angelegt, was auch der Landwirtschaft zupass kam, doch die Kehrseite der Medaille waren rassenpolitische Maßnahmen in den Dörfern wie etwa Zwangssterilisationen von Personen, die nicht als rassisch wertvoll eingestuft wurden.

    Von der Großstadt in die Rhön

    Heinrich Hacker will dies nicht aussparen, ebenso wenig die Tatsache, dass die Rhöndörfer nach der Bombardierung der deutschen Großstädte obdachlos gewordenen Stadtbewohnern Zuflucht in Behelfsheimen boten. "In Fladungen zeugt bis heute die Düsseldorfer Siedlung von diesen kriegsbedingten Umsiedelungsaktionen."

    Zur Ausstellung gibt es ein umfassendes Begleitprogramm, das Museumleiterin Ariane Weidlich bei einem Pressegespräch zur Eröffnung vorstellte. Am 31. März wird um 15 Uhr eine öffentliche Führung angeboten. Drei weitere Führungen finden bis Mitte Juli statt, jeweils in Kombination mit einem Vortrag. Am 12. April etwa informiert Kreisheimatpfleger Reinhold Albert über den Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Rhön-Grabfeld, am 10. Mai kommen Zeitzeugen zu Wort, Bewohner aus dem Werntal, die vom Einfluss des Zweiten Weltkriegs auf ihre Dorfgemeinschaft berichten. Am 12. Juli gibt der Vortrag "Eintopfsonntag und Kochkiste" Einblick, was in Kriegszeiten auf den Tisch kam. Alle Vorträge finden um 19.30 Uhr im Rhönmuseum im Fladunger Rathaus statt. 

    Gemeinschaftsprojekt

    Die Sonderausstellung "Volk – Heimat – Dorf" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Freilichtmuseen, an dem Heinrich Hacker intensiv mitgearbeitet hat. Bis 14. Juli ist sie in Fladungen zu sehen, dann wandert die Ausstellung weiter ins Allgäu.

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