Um den 1. Mai ranken sich viel Bräuche. Kreisarchivpfleger Reinhold Albert blickt auf die Traditionen im Landkreis: Der 1. Mai wird als der Beginn der schöneren Jahreszeit gefeiert. Bereits am 30. April wird von den Kirchenglocken der Mai eingeläutet. Zu den ältesten Frühlingsbräuchen gehört in der Nacht zum 1. Mai das Aufrichten des Maibaums. Zum Zeichen der Ortsgemeinschaft, der guten Nachbarschaft, aber auch aus Freude und zur Ankündigung eines neuen Sommers ragt der mächtige Baum weithin über die Dächer. Der Maibaum ist das Sinnbild des neuen Lebens und Wachstums.
So steckten die Rhöner Burschen ihrem Schwarm ein Maierla. Ist das Bäumchen dürr, stellt es für das Mädchen eine Schande dar. Sie war wohl einmal auf dem Tanzboden etwas hochnäsig oder hat sich sonst den Unmut eines Burschen zugezogen.
Aus Langenleiten ist überliefert: „Am Abend des 30. April wurde auch der von Burschen geschlagene Maibaum ins Dorf gefahren, mit bunten Papierschleifen geschmückt und unter den Klängen der Blasmusik aufgestellt. Der Maibaum sollte kein Nadelbaum, sondern immer eine Birke im ersten Grün sein. Am l. Mai selbst spielte die Blasmusik nach dem Angelusläuten Marienlieder. Dazu hatte sie sich an der Marienstatue hinter der Kirche aufgestellt.
Dem Maibaumaufstellen schlossen sich einst „Volksbelustigungen“ an. So berichtete Lehrer Otto Mölter 1936 aus Kleinbardorf vom Schubkarrenrennen: „Die Beteiligung war schlecht, nur zwei Renner waren angetreten. Auf jedem Schubkarren musste ein Holzscheitchen liegen, das am Ziel nicht fehlen durfte. Beim Eierlauf muss jeder mit einem hölzernen Löffeln und einem hartgesottenen Ei antreten. Während des Laufes muss das Ei auf dem Löffel getragen werden und selbstverständlich mit ans Ziel gebracht werden.“
Den Maibaum kannte man in Neustadt seit etwa 1860 nicht mehr; „1933 brachte eine Neueinführung ohne rege Beteiligung der Bevölkerung“, berichtete Alfons Borst 1958: „Die Schuljugend hatte ein ererbtes Recht auf den Mai-Ausflug im Klassenverband unter Führung der Lehrerschaft. Dieses Recht war so geheiligt, dass wir Lausbuben des Auftrittsjahrgangs 1906 den strafweise entzogenen Ausflug unter Streik beim Schulbesuch am Nachmittag nach Kloster Bildhausen alleine durchführten und dem Lehrer auf der Schultafel diese Tatsache kund taten. Passiert ist uns daraufhin nichts.“ Der Neustädter Schulrat berichtet auch von „Maikuren“. So nannten Familien und Vereine ihre morgendlichen Ausflüge und Wanderungen in die Rhön zu einer Zeit, wo man ausgiebigere Spaziergänge und Wanderungen im bürgerlichen Neustadt als „brotlose Künste“ und „sportliche Überanstrengungen von Spinnern“ betrachtete. Bildhausen, das Forsthaus bei Rödles waren jeden Sonntag Ziele solcher besonderen Leistungen.
Über Maifeiern in der Rhön berichtet Dr. Theo Reith 1958: „In den Kirchen beginnen am 1. Mai die abendlichen Maiandachten. Die Maienlieder werden von diesem Tage an besonders häufig gesungen. In den Häusern schmücken Kinderhände das ,Maialtärje', und im Dorfe beginnt nun das sommerliche Leben. Der Maibaum selbst muss möglichst hoch sein. Die Jungen des Dorfes schälen den Stamm und malen ihn an. Die Mädchen winden die Reifen-kränze, meist drei an der Zahl; diese Kränze sind verschieden groß und werden übereinander befestigt. Ein bändergeschmücktes Tannenbäumchen bildet die Spitze des Maibaumes. Sind alle Vorbereitungen getroffen, dann wird der Baum mit Winden hochgezogen und aufgestellt. Ist er festgekeilt, so singen alle Beteiligten in Reulbach das Lied ,Großer Gott, wir loben Dich ...' Nun beginnen für den Wirt des Dorfes einträgliche Stunden.“