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Eichenhausen: Als ein Bomber bei Eichenhausen abstürzte

Eichenhausen

Als ein Bomber bei Eichenhausen abstürzte

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    US-Soldaten besichtigen einen erbeuteten Düsenjäger.
    US-Soldaten besichtigen einen erbeuteten Düsenjäger. Foto: National Archives Washington

    Richard Wolfrom aus Rödelmaier, mittlerweile 91 Jahre alt, erinnert sich noch an Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs. Auch damals gab es für die Bevölkerung erhebliche Einschränkungen. So etwas konnten sich die Menschen seit 1945 bis heute nicht mehr vorstellen. Erst jetzt in der aktuellen Corona-Pandemie werden Einschränkungen der persönlichen Freiheit für viele Menschen  in Ansätzen erlebbar.

    "Während des Kriegs wurde das Dorf nachts verdunkelt", erinnert sich der Zeitzeuge. Daher wurden abends Holzrahmen, in die schwarzes Papier gespannt war, in die Fenster gestellt. Damals durfte man das Haus nachts nicht verlassen und die Straßenlampen blieben aus. So konnte das Dorf von Fliegern nicht erkannt werden.

    Außerdem mussten jede Nacht zwei Personen durch Rödelmaier laufen und Nachtwache halten. Sie hatten für alle Fälle ein Alarmhorn dabei. Die Nachtwache umfasste die Zeit von ein paar Stunden vor und nach Mitternacht und wurde abwechselnd von allen Rödelmairer Familien verrichtet. Das Alarmhorn wurde nach dem Dienst von der jeweiligen Familie zum damaligen Bürgermeister Josef Kergaßner (späterer Schwiegervater von Richard Wolfrom) gebracht, der dann die nächste Familie einteilte. Das Alarmhorn wird von der Familie Wolfrom als Andenken an die damalige Zeit noch heute gut verwahrt.

    Manchmal flogen Hunderte von Flugzeugen über das Dorf

    "Oft hat man auch die Scheinwerfer der Flugabwehr in Schweinfurt am Himmel gesehen und an manchen Tagen sind Flieger der Alliierten zu Hundertern hoch überm Dorf drübergeflogen", erinnert sich Wolfrom. Immer wieder war Fliegeralarm, so dass alle Bewohner in ihre Keller flüchten mussten und dort Schutz suchten. "Der Alarm wurde durch die Sirene der Dreschmaschine bekanntgegeben".

    Relikte aus der Kriegszeit: Das Alarmhorn von Rödelmaier sowie einige kleine Metallteile, die nach der Suchaktion 2004 vom Autor an der Grabungsstelle bei Eichenhausen gefunden wurden.
    Relikte aus der Kriegszeit: Das Alarmhorn von Rödelmaier sowie einige kleine Metallteile, die nach der Suchaktion 2004 vom Autor an der Grabungsstelle bei Eichenhausen gefunden wurden. Foto: Marius Wolfrom

    Richard Wolfrom weiß zudem noch genau, wie in den frühen Morgenstunden des 31. März 1944, also vor fast genau 76 Jahren, ein Flugzeug südlich von Eichenhausen abstürzte. Wolfrom war in seinem Zimmer beim Schmied Hugo Steinmüller in Rödelmaier, bei dem er seit April 1943 in die Lehre ging.  "Kurz nach 1 Uhr sah man die Maschine, wie sie brennend am Nachthimmel von Südwesten daher triftete und südlich am Dorf vorbei flog Richtung Osten. Kurz danach gabs einen lauten Knall", so Wolfrom.  Zuvor habe man die Flak-Feuer von Schweinfurt und andere blitzende Schüsse am Himmel gesehen. Aufgrund des Fliegeralarms wurden viele Rödelmaierer Augenzeugen des Geschehens.

    Zwei Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Fallschirm retten 

    Der englische Lancaster-Bomber mit sieben Mann Besatzung war bei der Bombardierung Nürnbergs im Einsatz und wurde von der deutschen Luftabwehr in Schweinfurt abgeschossen. Fünf der Insassen kamen beim Absturz ums Leben, die anderen beiden konnten sich mit Fallschirmen retten und landeten bei Saal, wo sie von der Gestapo verhaftet wurden. Am nächsten Morgen kamen viele Menschen von den umliegenden Dörfern an die Absturzstelle bei Eichenhausen, so auch der Rödelmaierer Bügermeister. "Man sah einen Krater mit qualmenden Überresten des Bombers sowie tausende Wrackteile verstreut auf mehreren Hektar Ackerfläche. Auch Körperteile wurden gefunden.

    Im Jahr 1983 errichtete die Kirchengemeinde Eichenhausen auf Initiative von Richard Metz aus Eichenhausen nahe der Absturzstelle ein Denkmal für die fünf Opfer.  Ein Jahr später besuchte auf seine Initiative hin einer der beiden Überlebenden, der Engländer Harry Darby, die Unglücksstelle und berichtete in einem Saaler Gasthaus vom damaligen Flug, bei dem er sich als Bombenschütze in der Nase des Flugzeugs befand, sowie vom Luftkampf und seiner Gefangennahme.  

    60 Jahre nach dem Absturz, im Jahr 2004, wurde vom Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Suchaktion nach den sterblichen Überresten der verstorbenen Soldaten gestartet. Unter Baggereinsatz wurde auf einem 80 Quadratmeter großen Areal bis zu 5 Meter tief gegraben. Es kamen Reste von Fallschirmen, Metallstücke von Splitterbomben und vom Flugzeug zum Vorschein. Menschliche Überreste wurden aber nicht mehr gefunden.

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