(bb) Schülerinnen haben am Donnerstagmittag in einer Mädchentoilette der Kinzig-Schule die schriftliche Androhung eines Amoklaufs entdeckt. Auch Schüler aus dem Altlandkreis Brückenau besuchen das Schlüchterner Berufliche Schulzentrum mit Fachoberschule. Am Freitag waren wegen der Amokdrohung deutlich weniger Schüler da, sagt Schulleiter Karsten Günder. Noch am Donnerstag hatte das Polizeipräsidiums Süd-Osthessen die Ermittlungen aufgenommen.
Weil die Fachleute zu dem Ergebnis gekommen waren, dass keine echte Gefahrensituation bestehe, fand der Unterricht am Freitag wie gewohnt statt. Schulleiter Günder bat seine Kollegen, mit den Schülern über die Drohung und die Folgen zu sprechen. Die Schüler tauschten sich ab Donnerstagnachmittag per Internet und Handy über die Gewaltdrohung an ihrer Schule aus.
Die Folgen können für den Unbekannten, der die Botschaft eines Amoklaufs hinterlassen hatte, sehr unangenehm werden. Zum einen drohen ihm bis zu drei Jahren Haftstrafe, sagt Henry Faltin, der Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Süd-Osthessen in Offenbach. Auch werde er für die Einsatzkosten aufkommen müssen. Bei einem vergleichbaren Fall in Neu-Isenburg seien das rund 45 000 Euro gewesen.
„Was wir wollen: Abschreckung für Nachahmer“, sagt Faltin mit Nachdruck. Deswegen gibt es keine konkreten Informationen für die Öffentlichkeit, wie die Drohbotschaft ausgesehen und wie sie genau gelautet hat. Damit hat die Polizei auch bessere Chancen bei der Aufklärung.
Um den Straftäter zu finden, werden grafologische Gutachten erstellt, sagt Faltin. Je länger die Polizei ermitteln muss, um so teurer wird die ganze Sache. Faltin rät dem Unbekannten auch aus diesem Grund, sich zu stellen. „Wir können nicht verhindern, dass es Amokläufe gibt“, sagt der Polizeisprecher und appelliert zugleich an die Gemeinschaft von Schülern und Eltern: „Achtet einer auf den anderen. Aber werdet nicht blind vor Angst.“ Wenn alle Panik verbreiten, wären an der Schule 1700 potenzielle Amokläufer.
Auch an Schulen in Mellrichstadt und Schweinfurt hatte es diese Woche Gewaltandrohungen gegeben. In Mellrichstadt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Schüler.