Es war ein großes Wagnis, das der Leinacher Matthias Fahl vor zwei Jahren auf sich nahm: Am Ortsrand des Sulzfelder Ortsteils Leinach eröffnete er das erste „Fränkisch-Bayerische Schäferwagenhotel“.
Würden genügend Gäste kommen und sich die Investitionen irgendwann einmal auszahlen? Oder entpuppt sich die außergewöhnliche Idee, Touristen in komfortabel ausgestatteten Schäferwagen zu beherbergen, am Ende als Flop?
Diese Fragen stellte sich der Schreinermeister damals mehr als einmal, heute kann er sie eindeutig beantworten: „Die Resonanz hat alle unsere Erwartungen übertroffen“, freut sich der 53-Jährige, der das Schäferwagenhotel zusammen mit seiner Familie und einer Angestellten betreibt.
Starke Nachfrage im Schäferwagenhotel
Vor allem an den Wochenenden sind die insgesamt acht Schäferwagen so stark nachgefragt, dass der Betreiber Gäste manchmal auf einen späteren Termin vertrösten muss. Womit er anfangs überhaupt nicht gerechnet hat, ist das große Interesse an seinem Baumbett, einer überdachten Plattform in rund fünf Metern Höhe, in der man in einer zeltartigen Konstruktion vor Wind und Wetter geschützt zu zweit übernachten kann.
„Wir werden noch ein zweites Baumbett aufstellen, um die große Nachfrage befriedigen zu können.“
Matthias Fahl über seine Pläne
Obwohl der Spaß nicht ganz billig ist, war das von Mai bis Oktober buchbare „Himmelbett“ im vergangenen Jahr sehr oft belegt. „Wir werden deshalb noch ein zweites Baumbett aufstellen, um die große Nachfrage befriedigen zu können“, kündigt der Leinacher eine Vergrößerung seines Hotels an. Die Erweiterung beinhaltet auch die Errichtung eines weiteren Schäferwagens und den Bau einer „Schäferwagensauna“.

Die Idee, auf dem weitläufigen Grundstück unterhalb des Schreinerei- und Treppenbaubetriebs ein Schäferwagenhotel zu eröffnen, hatte vor ein paar Jahren der Sohn von Matthias Fahl. „Der wollte unbedingt ein Schäfchen haben“, erinnert sich der Leinacher, der sich weiter hauptberuflich seiner Schreinerei widmen wird. „Dann hat er auf einem Prospekt einen Schäferwagen gesehen und der war ihm lieber als ein echtes Schaf.“
Dass er neben den originellen Schlafplätzen ein Schwimmbad, moderne sanitäre Einrichtungen und eine Jägerstube anbieten kann, in der das Frühstück eingenommen wird, auch das wissen die Gäste im Schäferwagenhotel zu schätzen.
Zusammenarbeit mit Internetportalen rechnet sich
Fahl bietet seine Unterkünfte auch über diverse Internet-Portale an, die sich auf ausgefallene Übernachtungsmöglichkeiten spezialisiert haben. Obwohl er für jede Vermittlung eine Provision zahlen muss, rechnet sich für ihn die Zusammenarbeit, wegen der Vielzahl der Anfragen.
Die Gäste von Matthias Fahl, der mit „Baumhäusern für Rollstuhlfahrer“ bereits sein nächstes Projekt im Blick hat, nehmen oft weite Anfahrtswege in Kauf, um einmal in ihrem Leben in einem Schäferwagen oder Baumbett zu übernachten.
„Wir hatten schon Gäste aus Paris und Salzburg“, so der passionierte Jäger, der sich an den Besuch einer älteren Dame besonders gerne zurückerinnert: Eine 80-jährige Lehrerin im Ruhestand wollte einmal ausprobieren, wie sich so ein Schäferwagen anfühlt. Die Dame hatte eigentlich nur vor, drei Tage zu bleiben. Am Ende sind daraus vier Wochen geworden.

Schäferwagen
Bei Schäferwägen handelt es sich ursprünglich um den Wohn- und Schlafplatz eines Wanderschäfers.
Diese zählen zu den ältesten Fahrzeugen der Menschheit. Die ersten Schäferwagen waren so niedrig, dass man nur hineinschlüpfen konnte. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erreichten sie Stehhöhe und wurden bequemer. Die Wägen im Leinacher Schäferwagen-Hotel sind im Vergleich zu ihren Vorgängern vergleichsweise komfortabel. Die liebevoll gefertigten Nachbauten historischer Schäferwägen, ein knappes Dutzend an der Zahl, sind absolut wasser- und winddicht und mit bequemen Schlafplätzen ausgestattet. Dazu kommen ein Tisch, eine Bank und ein Kleiderschrank. Einige Schäferwägen verfügen über einen kleinen Holzofen. Die Zielgruppe von Hotel-Betreiber Matthias Fahl sind in erster Linie Familien mit Kindern, Radtouristen und Wanderer, die mehrere Tage in der freien Natur verbringen möchten. AK