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RHÖN-GRABFELD: Aufgeschlossen: Sie wünschen, wir spielen

RHÖN-GRABFELD

Aufgeschlossen: Sie wünschen, wir spielen

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    MarionZiegler
    MarionZiegler Foto: privat

    Liebe Leserin, lieber Leser, zu meinen Kindheitserinnerungen gehört das Bild meines blinden Großvaters, der in der Küche auf der Eckbank saß und gebannt seinem Radio zuhörte. Da gab es eine Sendung, die hieß: „Sie wünschen, wir spielen!“ Zuhörer konnten beim Sender anrufen und einen Musikwunsch durchgeben. Wer Glück hatte, dessen Liedwunsch wurde gespielt. Und es waren meist Lieder, die die Menschen mit einem anderen Menschen verbanden oder die aus der Vergangenheit stammten, verschollen oder nicht mehr zu bekommen waren. Harmlose Wünsche und glücklich machende Liedgeschenke!

    Und die Wünsche heute? Nachdem man anscheinend alles am Computer bestellen kann und es am nächsten Tag geliefert wird. Nichts – kein Lied, keine Person, kein Geschehnis – scheint verschollen zu gehen oder kann nicht doch bei Google gefunden werden. Geheimnisse gibt es nicht mehr; oder sie werden öffentlich (!?) mit anderen über Facebook oder anderswo geteilt.

    Was macht das mit uns und unseren Wünschen, wenn man – so scheint es zumindest – alles haben kann? Sind wir glücklicher? Zufriedener? Oder führt das nicht dahin, dass alle noch mehr haben wollen? Die anderen haben doch auch viel mehr. Und das muss dann gesichert werden! Mit einer Mauer zum Beispiel!? Me first! Ich zuerst! …Jeder ist sich der Nächste! ...

    Sie ahnen sicher, worauf ich hinaus will: Auf Hasstiraden gegen Flüchtlinge, die unseren Wohlstand minimieren; auf die neuen rechts orientierten Parteien, weil zu viel Fremdes in unser Land kommt; Staaten, die dann auch tatsächlich den Präsidenten bekommen, den sie (wie der Zauberlehrling die Geister) heraufbeschworen haben und dem sie dann nicht mehr Herr werden.

    Manchmal wünschte ich mir, Gott ließe den Wal von Jona auftauchen, nachdem dieser sich nicht besinnen wollte und nur an sich und sein Leben dachte.

    Im Buch des Propheten Jona (Kap. 2) heißt es: Der Herr ließ einen großen Fisch kommen, der Jona verschlang. Drei Tage und drei Nächte war Jona im Bauch des Fisches. Dort betete er zum Herrn, seinem Gott: „Ich schrie zum Herrn, als ich nicht mehr ein noch aus wusste, und er half mir aus meiner Not. … Wer sein Heil bei anderen Göttern sucht, die ja doch nicht helfen können, verspielt die Gnade, die er bei dir finden kann. …“

    Jona besinnt sich, erfüllt seine göttliche Aufgabe und warnt die Einwohner von Ninive, dass sie sich bekehren und auf den richtigen Weg zurückkehren. Letztendlich werden alle gerettet. Gott zeigt sein Erbarmen.

    Nicht die Todesangst im dunklen Fischbauch wünsche ich Ihnen, aber den geschützten Raum, der abdunkelt vor allem Unwichtigen und deshalb dazu einlädt, nachzudenken, zur Ruhe zu kommen und zu Gott zu finden, damit Erbarmen, Hilfe und Segen Sie und alle andere Menschen finden kann, das wünscht Ihnen

    Marion Ziegler Pfarrerin in der Klinikseelsorge der Neurologischen Klinik, Bad Neustadt, und im Schuldienst Foto: Pfarrbüro

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