Jede Menge Verpackungsmaterial in Plastiktüten abgefüllt und Säckeweise altes Moos, daraus soll eine Krippenlandschaft entstehen? Was zuerst so gar nicht weihnachtlich aussah, wurde im Laufe des Samstags eine anmutig gestaltete Krippenszenerie vor dem Marienaltar in der Schmalwasserer Kirche. Andreas Holzheimer und Christopher Göbel zeigten interessierten Krippenfreunden, wie sie die Krippe aufbauen und luden vor allem die Kinder ein, selbst mit zu helfen und das Moos auf der Krippe zu verteilen.
Andreas Holzheimer ist ein begeisterter Krippenbauer, schon als Kind folgte er seinem Vater Robert Holzheimer auf Schritt und Tritt, wenn es um den Aufbau der Krippe in der Schmalwasserer Kirche ging, so wie es heute seine Kinder Lisa (7) und Hannes (8) tun. „Was war das früher für eine Plagerei, mit Wurzeln und Holzscheiten musste die Landschaft aufgebaut werden“, kann er sich noch gut erinnern. „Ich dachte mir, da muss es doch etwas geben, das sich leichter formen und anpassen lässt.“
Verpackungsmaterial fiel Andreas Holzheimer in die Hände, lose Styroporteilchen, die er locker in Plastiktüten abfüllte, so dass sich diese bequem in alle Richtungen formen lassen. In Schmalwassers Kirche gibt es zwei Krippen, eine Rhöner Krippe und eine Orientalische, die abwechselnd aufgestellt werden, wobei es die Orientalische Krippe erst seit kurzem gibt, sie wurde heuer zum zweiten Mal aufgestellt.
Orientalisches Gebäude
Aus Sperrholz und Spezialmörtel hat Andreas Holzheimer einen Gebäudekomplex im orientalischen Stil erstellt, eine Art Stadteingang nach Bethlehem. „Ich bin selbst vor einigen Jahren in Israel gewesen und habe mir dort Anregungen geholt.“ Das Bauelement Bethlehem hat seinen festen Platz in der linken oberen Ecke, das eigentliche Krippengeschehen befindet sich in der Mitte, einer Art Steinhöhle. Eine Wurzel hat Andreas Holzheimer mit Mörtel und Farbe so gestaltet, dass sie wie ein Stein wirkt, dem er einen Stallansatz vorgebaut hat.
Die Platzierung der Gebäude auf der großen Platte und des Hintergrundes sei der erste Schritt. Dann müssen die Kabel für die Beleuchtung verlegt werden. Beleuchtet werde natürlich der Stall, der Gebäudekomplex Bethlehem, der Hintergrund und das Hirtenfeuer. Gut 30 Meter Kabel verlegt Andreas Holzheimer, die im Unterbau verschwinden müssen. Die Beleuchtung wird über zwei Stromkreise gesteuert, zum einen für die kirchliche Beleuchtung, zum anderen über den Krippenautomat.
Sind die technischen Details geklärt, kommt das in Plastiktüten verpackte Verpackungsmaterial zum Einsatz. Rund zehn bis 15 Tüten wurden um die Gebäude und in die freien Bereiche platziert, alte Moospolster werden verwendet, um kleinere Lücken aufzufüllen.
Noch sah es nicht weihnachtlich aus, und auch nicht nach Krippenlandschaft, doch die Tüten und das alte Moos wurden im nächsten Schritt mit mehreren Lagen frischem Moos abgedeckt. Treppen, Aufgänge, Geländer und Bäume wurden in die Landschaft eingepasst und siehe da, auf einmal zeigte sich ein geschwungenes Gelände rund um den Stall. Die Palmen hat Andreas Holzheimer aus Papier, Draht, Tonkarton, Sägemehl und Wurstschnur selbst gebastelt.
Fünf bis sechs Stunden dauert der Aufgabe der Schmalwasserer Krippe. „Die zeitintensivste Arbeit ist das Stellen der Gebäude, das Verlegen der Beleuchtung und das Modellieren der verschiedenen Höhen der Landschaft.“
Familie Holzheimer ist für den Krippenbau in der Kirche „schon immer“ zuständig. „Solange ich denken kann, macht das unsere Familie.“
Aufgabe vom Vater übernommen
Seit einigen Jahren hat Andreas Holzheimer die Aufgabe von seinem Vater übernommen und seither hat er immer wieder Veränderungen in der Anlage vorgenommen. Der 14-jährige Christopher Göbel steht ihm nun schon seit drei Jahren zur Seite und hat auch immer wieder neue Ideen und Anregungen. „Wir haben Spaß am Krippenbauen und wollen immer wieder neue Akzente setzen.“
Die beiden leidenschaftlichen Krippenbauer wissen natürlich auch darum, dass eine Weihnachtskrippe für viele Menschen auch ein Stück Tradition und Heimat ist. Trotzdem wagen sie Neuerungen. „Wir wollen einladen, genau hinzuschauen. Jedes Jahr aufs Neue, um neue Aspekte und neue Details im Krippengeschehen zu entdecken. Das ist unsere Weihnachtsfreude und unser Weihnachtsgeschenk an die Menschen in der Gemeinde. Sie sollen sich an der Krippe erfreuen und Neues entdecken können.“
Die Bevölkerung und Interessierte waren in diesem Jahr zum ersten Mal im Rahmen des Rhöner Krippenwegs zum Aufstellen der Krippe eingeladen. „Ich gebe meine Tipps und Tricks gerne weiter“, so Holzheimer. „Auch was die Ausgestaltung der Krippenlandschaft angeht.“ Denn nachdem das Moos aufgelegt sei, gehe die Detailarbeit los. Wege aus Sand und Sägemehl müssen gestreut werden. Hecken und Bäume werden aus kleinen Ästen geformt und eingearbeitet. Viele kleine Accessoires sind zu verteilen, Holzstapel und Sägebock beim Hirtenlager, orientalische Gefäße und Krüge in Bethlehem, Heu für die Krippe und vieles mehr.
Figuren ziehen an Heilig Abend ein
Am Heiligen Abend ziehen die Figuren ein, Hirten, Schafe, Ochs und Esel, verschiedenes Volk und natürlich die Heilige Familie. Und dann kann es in Schmalwasser Weihnachten werden.