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Bad Neustadt: Auslandstagebuch: Zurück in der zweiten Heimat El Nido

Bad Neustadt

Auslandstagebuch: Zurück in der zweiten Heimat El Nido

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    Mein Motorrad auf dem Weg zum Surfen. Handzeichen ist das typische Shaka-Zeichen für Surfer.
    Mein Motorrad auf dem Weg zum Surfen. Handzeichen ist das typische Shaka-Zeichen für Surfer. Foto: Viola Neugebauer

    Sieben Monate sind nun vergangen – und ich, Viola Neugebauer, melde mich wieder mit einem neuen Philippinen-Abenteuer. Im August und September, nach erfolgreichem Abschluss des Sommersemesters, zog es mich wieder in meine zweite Heimat, El Nido, Palawan. Die Gründe: Recherche für meine Bachelorarbeit, Freunde wiedersehen und ein wenig Urlaub. Wenn ich eines auf den Philippinen lernen durfte, dann, dass man sich immer wieder eine kleine Pause gönnen muss, um die Schönheiten des Lebens genießen zu können. Diesen Rat habe ich natürlich im "Paradies" ab und an beherzigt.

    Fast schon vertraut war es in den Flieger zu steigen, sich durch das endlos scheinende Verkehrschaos in der Hauptstadt Manila zu kämpfen, um mit der kleinen Propeller-Maschine im verregneten El Nido zu landen. Trotz strömendem Regen - tropische Regenzeit ist von Juli bis Oktober auf den Philippinen - war ich erleichtert wieder anzukommen. Immer wieder, wenn ich längere Zeit in El Nido verbringe, erlebe ich Neues, was ich dann umso mehr in Deutschland, aber auch vor allem in Bad Neustadt schätze.

    Frisch und erholt nach dem "Frühjahrsputz"

    Die ersten Tage, geprägt von heftigem Regen, knietiefen Schlammstraßen und kaum Elektrizität waren zwar nicht sehr willkommen, aber trotzdem mit besonderem Charme. Die Natur so am blühen zu sehen, nachdem im März die Trockenheit noch alles mit einem Zentimeter dicken Staubmantel bedeckt hatte, war eine Erleichterung. Regen ist allseits beliebt bei Jung und Alt. El Nido wirkte wie nach einem Frühjahrsputz - frisch und erholt.

    Das Transportmittel von dem Resort: ein Carabao, also ein Wasserbüffel.
    Das Transportmittel von dem Resort: ein Carabao, also ein Wasserbüffel. Foto: Viola Neugebauer

    Kaum angekommen, bin ich auch schon in mein neues Zuhause gezogen. Leben und arbeiten an einem einsamen Strand in einem kleinen Resort, 45 Minuten entfernt von der Stadt El Nido. Elektrizität gab es nur tagsüber, wenn der Generator angeworfen wurde. Größere Anschaffungen mussten mit einem Wasserbüffel oder Motorrad gebracht werden. Denn das kleine Resort konnte man lediglich über den Strand erreichen. Der nächste Straßenzugang war 20 Minuten Motorradfahrt entfernt. Traumhaft!

    "Green Nido": Umweltschutz näher bringen

    Meine Tage verbrachte ich mit den Einheimischen. Mir wurden einige traditionelle Gerichte, Bräuche und natürlich die Sprache beigebracht. Außerdem hatte ich die schöne Gelegenheit, den Einwohnern und der Natur wieder ein wenig zurückzugeben. "Green Nido" ist eine Initiative, die Meere und Strände in und um El Nido versucht zu reinigen und jungen Filipinos Umweltschutz näher zu bringen. Wir organisierten in Schulen Projekte mit Kindern und visualisierten die drastischen Effekte von Umweltverschmutzung. Zusätzlich arbeiteten wir an Projekten, Plastikmüll weiter zu verwerten und einen langfristigen Nutzen daraus zu ziehen. Es war immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sehr dieses Thema die Einheimischen, die kaum genug für das tägliche Leben haben, fesselt und motiviert.

    Die Hauptstraße in El Nido, Palawan.
    Die Hauptstraße in El Nido, Palawan. Foto: Viola Neugebauer

    In dieser stark wachsenden Kleinstadt El Nido verändert sich sehr viel. Die Aussage "Vitamin B ist alles" bekommt eine ganz neue Bedeutung. Egal wen man fragt, es ist oft nur eine Frage des Geldes, ob und wie schnell Gewerbe genehmigt werden. Eine traurige Wahrheit, die mir immer wieder die Augen öffnet, wie sehr man Deutschland schätzen sollte. Die Müllverwertung, das deutsche Versorgungssystem, soziale Absicherung, Demokratie und auch die kommunalen Verwaltungen vorne weg, um nur Beispiele zu nennen.

    Halbfertige Bauprojekte in der Landschaft

    Ein Dritte-Welt-Land, das von finanzieller Armut geprägt ist, ist natürlich der Korruption und Gier nicht allzu fern. Leider gilt dies auch für Politiker und Staatsbedienstete. Die Alt-Bürgermeisterin von El Nido hat zur Verwunderung vieler einigen dubiosen Investoren mehrstöckige Hotelbauten inmitten von El Nido genehmigt und dadurch das Stadtbild langfristig negativ geprägt. Bei den Wahlen im Juni wurde sie nicht wiedergewählt. Eine andere Frau wurde Stadtoberhaupt. Die Bauprojekte wurden gestoppt, halbfertige Betonklötze stehen nun mitten in der sonst wunderschönen Landschaft. Die öffentlichen Kapazitäten von Strom und Wasser sind ohnehin überlastet, ganz zu schweigen von der Umwelt.

    Freiwilligenarbeit: Einheimische und Zugewanderte greifen zusammen das Plastikproblem an.
    Freiwilligenarbeit: Einheimische und Zugewanderte greifen zusammen das Plastikproblem an. Foto: Viola Neugebauer
    Ein typischer Gemüsestand in El Nido. Einen Supermarkt gibt es so nicht.
    Ein typischer Gemüsestand in El Nido. Einen Supermarkt gibt es so nicht. Foto: Viola Neugebauer

    Zu erleben, wie extrem eine nicht funktionierende Demokratie Menschen und Umwelt negativ beeinflusst, war ein Schock. Da wurde mir umso mehr bewusst wie wichtig es ist, dass in Deutschland durch das aktive und passive Wahlrecht jedem die Chance gegeben wird, an der Demokratie mitzuwirken. Auf den Philippinen zählt leider meist allein der Name und die vorhandenen finanziellen Mittel. Jedoch gibt es glücklicherweise auch einige Menschen, die ihren Einfluss äußerst positiv einsetzen. Immer mehr Initiativen formen sich, Helmpflicht, Verbot von Einweg-Plastikprodukten und ein Mülltrennungssystem wird Schritt für Schritt eingeführt.

    Glückliche Motorradtour

    Typisches philippinisches Dorf und Hütten mit Mango und Cashew-Bäumen im Vordergrund.
    Typisches philippinisches Dorf und Hütten mit Mango und Cashew-Bäumen im Vordergrund. Foto: Viola Neugebauer

    Jedes Mal wenn ich die endlosen Wald- und Schotterwege entlangfahre und die wahre, unberührte Natur erlebe, kann ich mich vor Zufriedenheit und Freude kaum auf dem Motorrad halten. Zu erleben wie Menschen, die im Einklang mit ihrer Umwelt leben und nur so viel verbrauchen wie vorhanden ist, ist eine angenehme Abwechslung. Cashews, frisch vom Baum, Mangos gibt es nur, wenn Saison ist, und zum Abendessen gibt es den Fisch, der gefangen wurde.  

    Mittlerweile habe ich so viel Zeit in El Nido verbracht, dass ich mir ein gutes Netzwerk aufgebaut habe und der Gedanke auszuwandern immer wieder aufkommt. Jedoch hat mir auch genau diese Zeit gezeigt, wie wichtig mir meine Heimat ist. Neu und doch vertraut - Bad Neustadt, die Stadt mit Herz und immensen Fortschritt. Diese Vertrautheit zieht mich immer wieder nach Hause und zeigt mir, dass ich Zufriedenheit und Freude auch in Bad Neustadt haben kann. Wie meine Freunde von den Philippinen immer sagen: "Geteiltes Leid, ist halbes Leid und geteilte Freude, ist doppelte Freude".

    Typisches Lechon, ein Festtagsessen. Das Schwein wird über Stunden hinweg stetig gedreht.
    Typisches Lechon, ein Festtagsessen. Das Schwein wird über Stunden hinweg stetig gedreht. Foto: Viola Neugebauer
    Duli Beach Resort, das einzige Resort an einem wunderschönen, riesen Strand.
    Duli Beach Resort, das einzige Resort an einem wunderschönen, riesen Strand. Foto: Viola Neugebauer
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