Industriehallen sind oft Zweckbauten: quadratisch, praktisch gut. Dass es auch anders geht, eine Produktionsstätte zum Hingucker werden kann, zeigte Architekt Dominik Wukowojac mit der jüngsten Produktionshalle der Firma Weihrauch in Mellrichstadt. Futuristisch – skulptural, wie es im Fachjargon heißt – kommt das Gebäude daher, auf das Firmenchef Hans-Hermann Weihrauch und die Mitarbeiter stolz sind. Bei den „Architektouren 2016“, einem Wettbewerb der bayerischen Architektenkammer, durfte nun die breite Öffentlichkeit am vergangenen Samstag einen Blick in die 2014 erbaute Halle in der Industriestraße werfen.
Als Hans-Hermann Weihrauch den Mellrichstädter Architekten mit der Erweiterung der Fräserei seiner Sportwaffenfirma beauftragte, war klar, dass eine besondere Lösung gefunden werden muss. Die Grundrissform gab einen rechtwinkligen Anbau nicht her, Ideen waren gefragt. Zumal der Neubau an die bestehende Halle aus den 60er Jahren angegliedert werden und schräg zulaufen musste, während sich eine weitere Wand am Verwaltungsgebäude orientiert, das bereits vor geraumer Zeit neu gestaltet worden war.
Dominik Wukowojac löste die Vorgaben, indem er die Außenwand nicht gerade, sondern schräg an die bestehenden Gebäude anlehnte. Und auch der Abschluss des Neubaus zum Parkplatz des Sportwaffenherstellers hin verläuft schräg, mit unterschiedlichem Dachüberstand.
Die Neigung gefiel dem Bauherren sofort, und die überdimensionalen Lamellen, die an der Westseite für Schatten sorgen, geben dem Gebäude zusätzlich Pfiff. Die fünf Meter hohen und 30 Zentimeter breiten Lamellen drehen sich selbstständig mit der Sonne um die eigene Achse – „hier haben wir das Thema Sonnenschutz architektonisch gelöst“, erklärt Wukowojac. Zumal die Angestellten durch die Anlage nicht wie auf dem Präsentierteller arbeiten müssen. „Einblicke ja, aber kein Durchblick“, bringt es der Architekt auf den Punkt. Und keine Frage, schön sieht es allemal aus.
Auch im Inneren des Gebäudes wurde große Sorgfalt angewendet, die Mitarbeiter sollen sich bei der Arbeit wohlfühlen. Schallschluckende Elemente, eine intensive Belüftung, ein versiegelter Betonboden in Anthrazit und moderne Sozialräume sorgen für eine angenehme Umgebung. Dass solch eine Halle mehr kostet als ein konventioneller Bau, versteht sich von selbst. Die Firma Weihrauch – Sportwaffen und Oberflächentechnik war bereit, zu investieren. „Es ist stets ein sehr gutes Miteinander mit dem Bauherren“, versichert Dominik Wukowojac. Und auch umgekehrt lobt Hans-Hermann Weihrauch ausdrücklich die Zusammenarbeit mit dem Mellrichstädter Architekten, die immer kompetent und unkompliziert ablaufe. „Auf das Erreichte sind wir alle sehr stolz“, machte der Firmenchef am Samstag deutlich.
Bürgermeister Eberhard Streit, der ebenfalls zum Rundgang durch die Produktionshalle gekommen war, nannte die Firma Weihrauch ein Aushängeschild für Mellrichstadt und dankte für die Investition in die Arbeitsplätze. Die Zukunft der Firma Weihrauch ist auch gesichert, denn „die nächste Generation steht schon hinten an“, so der Stadtchef. Der stellvertretende Landrat Josef Demar würdigte die kreative Leistung des Architekten und das öffentliche Erscheinungsbild der Firma Weihrauch.
Ein Objekt von Dominik Wukowojac ist übrigens zum zweiten Mal für die „Architektouren“ ausgewählt worden. Im vergangenen Jahr hatte der Mellrichstädter die Türen zu seinem umgebauten Wohnhaus in Mellrichstadt geöffnet und einen wahren Ansturm erlebt. Dass diesmal das Industriegebäude ausgewählt wurde, freut das Team des Architekturbüros, das aus fünf Architekten und einem Bauzeichner besteht, natürlich sehr. „Somit können wir unsere ganze Bandbreite demonstrieren, vom Wohnungsbau über Denkmalpflege bis hin zum Industriebau“, sagt Wukowojac. Bei den „Architektouren 2016“ wurden 20 Objekte in Unterfranken und 289 in ganz Bayern vorgestellt. Mit Informationen von Peter Federlein
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